Ausgerechnet den?
ausgetauscht hatte, weil sie sich in einem so großen Bett unbehaglich fühlte. Sie warf ihren Leinenblazer aufs Bett und ging zum Schrank, wo sie eine alte Jeans und ein Stars-T-Shirt hervorzog.
In dieser bequemeren Kleidung ging sie dann wieder nach unten. Von Molly und Peg war immer noch keine Spur zu sehen, als sie sich ein Brötchen und etwas Nudelsalat holte, den sie im Kühlschrank vorfand. In ihren kuscheligen Socken ging sie über die perlgrauen Fliesen ins Sonnenzimmer und setzte sich auf einen der filigranen Gusseisenstühle, die sich um einen passenden runden Tisch mit Glasplatte gruppierten. In einer Ecke des Zimmers stand eine gemütliche kleine Blümchencouch, ebenfalls in Aqua- und Weißtönen.
Sie rubbelte mit den Zehen über Poohs Rücken und stocherte lustlos in ihrem Salat herum. Zur Abwechslung hatte sie einmal keine Schwierigkeiten, die zwei, drei Extrakilo, die sich andauernd an ihren Hüften ansetzen wollten, nicht zuzunehmen. Vielleicht lag’s ja daran, dass sie von Tag zu Tag deprimierter zu werden schien. Sie vermisste Viktor und ihre Freunde. Sie vermisste die Vernissagen. Sie wünschte sich eine flache Brust und eine andere Kindheit. Sie wollte einen netten Mann und ein Kind. Sie wollte Dan Calebow. Nicht den richtigen Dan Calebow, den Mann, der sie heute Vormittag derart wüst attackiert hatte, sondern den humorvollen, zärtlichen Mann, mit dem sie im Bett gewesen war.
Der für sie ungewöhnliche Ausflug ins Selbstmitleid wurde vom Geräusch sich nähernder Schritte, dem Öffnen und Schließen der Haustür unterbrochen. Pooh raste japsend in den Gang hinaus, um zu sehen, wer da gekommen war. Phoebe hörte Tütenrascheln, eine leise Begrüßung für Pooh und dann das Geräusch von Schritten, die die Treppe hochliefen. Ihren Salat beiseite schiebend erhob sie sich und kam gerade rechtzeitig ins Foyer, um durchs Fenster Peg Kowalskis weißen Toyota zu sehen, der rückwärts aus der Einfahrt stieß.
Sie ging nach oben und klopfte an Mollys Tür. Als keine Antwort kam, trat sie trotzdem ein.
Auf dem Bett lag ein Haufen Einkaufstüten aus den Läden, von denen Teenager träumten: The Gap, Benetton, The Limited. Pooh, die inmitten dieses Durcheinanders lag, sah zu, wie Molly eine Reihe von Kleidungsstücken aus den Tüten schüttelte.
Molly blickte auf, und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Phoebe so etwas wie Schuldgefühle auf den Zügen ihrer Schwester zu erkennen. Doch schon wurde wieder die alte mürrische Maske heruntergelassen.
»Mrs. Kowalski ist mit mir einkaufen gegangen. Ich brauchte ein paar Anziehsachen für die Schule. Sie hat eine Enkelin in meinem Alter und kennt all die guten Geschäfte.«
Phoebe kannte sie ebenso, aber wenn sie Molly vorgeschlagen hatte, mit ihr einkaufen zu gehen, hatte diese abgelehnt. »Das sehe ich.« Ihre Enttäuschung herunterschluckend, setzte sie sich auf den Bettrand.
Molly streckte die Hand aus, um Pooh zu streicheln.
Phoebe hatte schon vor Wochen gemerkt, dass Dan Recht gehabt hatte mit seiner Vermutung, dass ihre Schwester den Hund mochte, hatte sich aber jeglichen Kommentars enthalten. »Lass sehen, was du dir gekauft hast.«
Für ein Weilchen benahm Molly sich wie ein ganz normaler Teenager. Mit leuchtenden Augen präsentierte sie eine Jeansjacke, Rippshirts und -pullis, eine Jeans – stonewashed –, diverse T-Shirts. Phoebe fand nichts auszusetzen an Pegs Geschmack. Sie hatte Molly geholfen, die perfekte Garderobe für ein junges Mädchen wie sie auszusuchen.
»Hast du mal überlegt, ob du dir die Ohrläppchen stechen lassen willst?«
»Dürfte ich denn?«
»Sicher, wieso nicht. Überleg’s dir.«
»Doch, ich möchte schon«, entgegnete Molly ohne Zögern.
»Also gut. Dann gehen wir Freitag.« Sie faltete eine Jeans zusammen und meinte vorsichtig: »Du hast noch nicht viel von der Schule erzählt. Wie läuft’s so?«
Jedes Mal, wenn Phoebe ihr in den letzten zwei Wochen diese Frage gestellt hatte, hatte Molly nur einsilbige Antworten gegeben. Jetzt bekam sie einen steinernen Gesichtsausdruck.
»Was glaubst du denn? Ich hasse es. Sogar die A-Kurse sind langweilig.«
»In Crayton war’s dir doch auch zu leicht.«
»In der öffentlichen Schule sind doch nur Kretins.«
»Bei der Einschreibung hat dein Betreuer erwähnt, dass die Englischabteilung immer gute Schüler fürs Schreiblabor sucht, die den Schwächeren Nachhilfe geben. Warum meldest du dich nicht dafür?«
»Wieso sollte ich?«
»Weil’s einem manchmal
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