Ausgerechnet den?
anders. Außerdem bestand ein Unterschied zwischen einem abstrakten Gemälde und einem gut ausgeleuchteten Foto. Die Fotos, die er in der
Beau Monde
gesehen hatte, waren Kunstwerke, aber die Welt war voller geiler Arschlöcher, die das nicht erkennen würden. Und bei der Vorstellung, wie sie hechelnd über den Fotos sitzen würden, ging ihm einfach die Hutschnur hoch.
Ja, sein verfluchtes Temperament. Wann würde er endlich erwachsen werden und es in den Griff kriegen? Man musste nicht Psychologie studiert haben, um zu verstehen, warum er so damit zu kämpfen hatte. Schon als kleiner Junge als Vier-, Fünfjähriger – hatte ihn sein Alter nach Strich und Faden vermöbelt, sobald er zu heulen anfing oder zu klagen wagte, wenn er sich wehgetan hatte.
Er konnte seinen Alten hören, als war’s gestern gewesen.
Bring mir meinen Gürtel, Junge, dann zeig ich dir was, worüber du flennen kannst, du kleiner Hosenscheißer.
Im Laufe der Zeit hatte er dann gelernt, dass Wut die einzige Emotion war, die sein Vater gelten ließ, ob nun auf dem Footballfeld oder zu Hause. Schreckliche Vorstellung. Hier stand er, ein siebenunddreißigjähriger Mann, und benahm sich immer noch wie ein unreifer Raufbold.
Bloß, dass dieser Raufbold nun bekommen hatte, was schon lange fällig war. Diesmal war der Raufbold von dem Mickerling, der’s nicht mal ins Team schaffte, vom Platz gewiesen worden.
Abermals kochte heiße Wut in ihm hoch, doch nun war er ehrlich genug, sich einzugestehen, dass sie nur ein Deckmäntelchen für seine Scham war. Scham darüber, dass Ronald Phoebe hatte verteidigen müssen. Scham darüber, dass Ronald sie vor ihm hatte verteidigen müssen.
Wenn er nicht so wütend auf sich gewesen wäre, hätte er sich vielleicht über die Tatsache freuen können, dass Ronald McDermitt endlich ein wenig Rückgrat gezeigt hatte. Wenn er nicht so wütend auf sich gewesen wäre, hätte er vielleicht glauben können, dass für sein Team doch noch Hoffnung bestand.
14
Ron räusperte sich. »Mrs. Somerville hat für die
Beau Monde Fotos
Modell gestanden, bevor sie die
Stars
erbte.
Sie hatte ganz gewiss nicht die Absicht, das Team oder gar die NFL zu blamieren.«
»Stimmt es, dass der Commissioner sie ganz privat wegen ihres Verhaltens zurechtgewiesen hat?«, erkundigte sich eine Reporterin.
»Nein, das stimmt nicht«, entgegnete Ron. »Miss Somerville hat überhaupt nicht mit dem Commissioner gesprochen.«
Aber nur, weil ich nie auf seine Anrufe reagiert habe, dachte Phoebe unglücklich, während sie schweigend zwischen Ron und Wally Hampton, dem Public-Relations-Direktor der
Stars
hockte. Die Pressekonferenz lief sogar noch schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatte.
Nicht nur, dass die Lokalpresse aufgetaucht war, auch Vertreter der nationalen Medien hatten sich darum gerissen, einen Platz zu ergattern, witterten sie hier doch eine packende Sensationsstory Tatsächlich wollten so viele Reporter teilnehmen, dass man die Pressekonferenz kurzerhand hinaus aufs Spielfeld hatte verlegen müssen, das an diesem heutigen Tag ohnehin nicht benutzt wurde. Sie, Ron und Wally saßen kurz vor der Fünfzig-Yard-Linie, an einem Tischchen mit einer blauen Decke mit dem Stars-Emblem. Ein paar Presseleute standen herum, die anderen hatten sich auf Holzbänke gesetzt, die extra für sie aufgestellt worden waren.
Zuerst drehten sich die Fragen nur um Berts Testament, doch allzu lange hielt sich die Reportermeute nicht damit auf. Inzwischen hatte man bereits Rons Qualifikation als General-Manager durchgehechelt sowie Dans Trainerqualitäten und Phoebes Moral. Ron und Wally Hampton beantworteten sämtliche Fragen, selbst die, die man an Phoebe direkt stellte.
Ein übergewichtiger Reporter mit einem pickeligen Teint und einem struppigen Bart erhob sich. Wally Hampton flüsterte ihr zu, dass er für ein Schmierblatt arbeitete.
»Phoebe, werden Sie noch mehr Nacktfotos machen?«
Wally intervenierte. »Mrs. Somerville ist viel zu sehr mit ihren Verpflichtungen als Besitzerin der
Stars
beschäftigt, um Zeit für irgendwelche anderen Aktivitäten zu finden.«
Der Mann kratzte sich das struppige Kinn. »Das ist nicht das erste Mal, dass Sie sich für die Öffentlichkeit ausgezogen haben, nicht?«
»Mrs. Somervilles Arbeit für den großen Künstler Arturo Flores ist allgemein bekannt«, entgegnete Ron steif.
Der Schmierblattreporter wurde von einem örtlichen Sportkolumnisten unterbrochen. »Derzeit wird viel Kritik an Coach Calebow laut,
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