Ausgerechnet den?
Küchenanrichte und nahm den Hörer ab. »Hallo.«
»Hallöchen, Miz Molly Ich bin’s, Dan Calebow.«
Sie lächelte. »Grüß Sie, Coach Calebow.«
»Sag mal, ich hätte da ein kleines Problem, und du könntest mir vielleicht helfen, dachte ich.«
»Wenn ich kann.«
»Also genau das isses, was ich so an dir mag, Miz Molly.
Du hast ‘ne hilfsbereite Natur, ganz im Gegensatz zu gewissen anderen Personen, deren Lebenszweck es ist, einem armen Kerl wie mir das Leben schwer zu machen.«
Molly kam zu dem Schluss, dass er Phoebe meinen musste.
»Ich hab mir gedacht, ich schaue heute Abend mal für ein Stündchen oder so bei euch vorbei und zwar mit einer richtig guten Chicagoer Pizza, die selbst Bocuse erblassen lässt. Aber du weißt ja, wie Phoebe ist. Lässt mich wahrscheinlich gar nicht erst rein, wenn ich sie bitten würde, und selbst falls doch, na ja, du hast’s sicher längst gespannt, sie sucht ja dauernd Streit mit mir. Also hab ich gedacht, es wäre doch ‘ne nette Idee, wenn du mich einladen würdest. Dann muss Phoebe zumindest höflich bleiben.«
»Na ja, ich weiß nicht. Phoebe und ich…«
»Haut sie dich noch immer? Falls ja, dann muss ich mal ein ernstes Wörtchen mit ihr reden.«
Molly kaute auf ihrer Unterlippe und brummelte:
»Nein, sie haut mich nicht mehr.«
»Was du nicht sagst.«
Es folgte eine lange Pause. Molly zupfte an einem lavendelfarbenen Spiralrock herum, der aus ihrer Schultasche gerutscht war. »Sie wussten, dass ich gelogen habe, stimmt’s?«
»Hast du?«
»Sie würde – Phoebe würde nie jemanden schlagen.«
Der Coach nuschelte etwas, das verdächtig nach »Darauf würde ich nicht wetten« klang.
»Wie bitte?«
»Nichts. Was wolltest du noch sagen?«
Molly wollte nichts mehr zur Beziehung zwischen ihr und Phoebe sagen. Es war zu verwirrend. Manchmal tat Phoebe, als würde sie sie wirklich mögen, aber wie war das möglich, wo sie, Molly, doch so gehässig zur ihr war? In letzter Zeit hatte sie immer weniger das Bedürfnis, gehässig zu Phoebe zu sein, doch dann musste sie wieder daran denken, dass ihr Vater nur Phoebe gern gehabt hatte, und all ihre neu erwachten Sympathien für ihre Schwester verpufften wieder. Aber Coach Calebow mochte sie gern.
Er war lustig und nett, und er hatte ihr geholfen, dass die Mitschüler an der Schule sie bemerkten. Sie und Jeff redeten jetzt jeden Tag miteinander, wenn sie sich an ihren Schließfächern trafen.
»Ich würde mich freuen, wenn Sie heute Abend vorbeikommen würden«, sagte sie. »Aber ich möchte nicht im Weg sein.«
»Also wie kommst du nur darauf, dass eine nette junge Lady wie du im Weg sein sollte?«
»Na ja, wenn Sie glauben.«
»Aber ganz gewiss. Wenn Phoebe heimkommt, sag ihr einfach, dass ich vorbeikommen werde, sobald ich mich loseisen kann. Ist das in Ordnung?«
»Ja, sicher.«
»Und falls sie mich nicht reinlassen will, sag ihr, dass du mich eingeladen hast, dann kann sie sich nicht rauswinden. Bis heute Abend dann, Miz Molly.«
»Bis dann.«
Dan legte den Hörer von Phoebes Telefon auf. Er saß auf ihrer Schreibtischkante und grinste spitzbübisch zu ihr hinunter. »Ich komme heute Abend mit ‘ner
Pizza
bei euch vorbei. Deine Schwester hat mich eingeladen.«
Phoebe verbarg ihre Belustigung. »Wäre es dir möglich, ausnahmsweise auch einmal etwas auf direktem Wege zu machen? Als du vor kaum drei Minuten in mein Büro marschiert kamst, hättest du mich da nicht einfach direkt fragen können, ob du vorbeikommen kannst, anstatt den Umweg über Molly zu nehmen?«
»Nö. Ist mir nicht in den Sinn gekommen.«
»Vielleicht will ich dich aber gar nicht sehen.«
»Sicher willst du. Jede Frau weiß doch, dass ich unwiderstehlich bin.«
»Träum weiter, Tonto.«
»Holla, warum so knautschig?«
»Du weiß doch, wann das Flugzeug letzte Nacht gelandet ist. Und ich musste schon um acht Uhr früh wegen einer Sitzung wieder im Büro sein. Ich hatte nur ein paar Stunden Schlaf.«
»Schlaf wird im Allgemeinen grob überschätzt.«
»Für dich mag das vielleicht gelten, aber nicht für uns wirkliche Menschen, die wir keine Androiden sind, darauf programmiert, die ganze Zeit wach zu bleiben.«
Er gluckste, und sie wühlte in ihrer Schublade nach dem Röhrchen Aspirin, das sie dort deponiert hatte. Sie konnte noch immer nicht fassen, was gestern Abend im Flugzeug vorgefallen war. Als er am Ende dieses alberne Ultimatum geäußert hatte, hatte sie einem kleinen Klingenkreuzen einfach nicht widerstehen
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