Ausgerechnet den?
sich kaum rühren konnte. Sein Gesichtsausdruck erschreckte sie. Sie hätte sexuelle Erregung erwartet, doch was sie dort sah, war viel gefährlicher. Sie sah Hass, und sie sah das Bedürfnis, sie zu unterdrücken, so wie früher.
»Vielleicht kriegst du ja die
Stars,
aber bevor du zu jubeln anfängst, solltest du etwas wissen.«
Der triumphierende Ausdruck in seinen Augen jagte Kälte durch ihre Adern wie ein Gift. Sie war wieder ein Kind, sah ihn vor sich, wie er höhnisch die Fotografie ihrer Mutter schwenkte. Sie waren von achtzigtausend Menschen umgeben, aber nie hatte sie sich verlassener gefühlt als in dieser Minute.
Seine Lippen kräuselten sich höhnisch. »In dieser Nacht in dem Wellblechschuppen…«
»Nein! Nein, ich will’s nicht hören!« All die alten Albträume fielen mit neuerlicher Wucht über sie her.
Sie hörte wieder das Donnern, fühlte die heiße, stickige Hitze. Abermals versuchte sie von ihm loszukommen, aber er rührte sich keinen Millimeter.
»Erinnerst du dich an den Sturm? Wie dunkel es war?«
»Hör auf!« Sie fing an zu schluchzen. Er drückte ihre Brust noch fester.
»So dunkel, dass du nicht mal die Hand vor Augen sehen konntest…«
»Tu mir das nicht an!«
»Die Nacht, als Craig dich gefickt hat…«
»Bitte…«
»Das war nicht Craig.«
Der Magen drehte sich ihr um, und sie stieß ein Wimmern aus. Seine Worte trafen sie wie ein Keulenschlag.
Sie hatte das Gefühl, ihre Lungen wären zusammengefallen und sie müsste gleich ersticken.
»Ich hab dich in diesem Schuppen gefunden.«
Gleich müsste sie sich erbrechen. Hatte sie es, tief in ihrem Unterbewusstsein, nicht schon immer geahnt?
Oder war es ihr neu? Sie erstickte fast am betäubenden Geruch seines Eau de Cologne.
Er ließ ihre Brust los und wickelte sich eine ihrer Haarsträhnen um den Finger. Sie biss sich auf die Lippe, um nicht aufzuschreien, als er heftig daran zog.
»Und das Schönste daran ist, dass du nichts, aber auch gar nichts dagegen unternehmen kannst. Es ist schon viel zu lange her. Dein Wort stünde gegen meins, und während du mit jedem gebumst hast, der einen Schwanz hat, war ich Meister Proper. Also, wenn du anfängst, dir die Hände über die
Stars
zu reiben, dann werd ich mir vorstellen, wie du geschrieen hast, als ich dich geknackt hab. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.«
»Alles in Ordnung, Miss Somerville?«
Ein Sicherheitsbeamter näherte sich von links, und Reed fuhr zurück. Sie presste die Finger auf die Lippen.
»Miss Somerville? Ist irgend was?«
Mühsam stieß sie hervor: »Nein, ich…«
»Bis später, Phoebe.« Reed rückte seine Krawatte zurecht und ging wieder zu seiner
skybox
zurück. An der Tür drehte er sich noch einmal um und grinste ihr höhnisch zu. »Vielen Dank für die wundervolle Nacht, mein Herz.«
Er öffnete die Tür und verschwand.
Sie presste die Hand auf ihren Magen. Der Wachmann nahm sie beim Arm.
»Ist schon gut, Miss. Kommen Sie, ich helfe Ihnen.«
Wie eine Puppe ließ sie sich von ihm wegführen.
Schlagartig überfielen sie die Erinnerungen an jene schreckliche Nacht. In dem Wellblechschuppen hatte es keine Fenster gegeben, und die darin eingesperrte Hitze war unerträglich gewesen. Als die Tür aufging, hatte sie lediglich eine große Gestalt vor dem Hintergrund des herabrauschenden Regens gesehen. Sie hatte angenommen, es wäre Craig, aber sein Gesicht hatte sie nicht erkennen können.
Er war über ihr gewesen, bevor sie reagieren konnte, hatte ihre Bluse zerrissen und sie in eine Brust gebissen wie ein wildes Tier. Sie erinnerte sich noch gut an den rauen, unebenen Betonboden, auf dem sie sich ihre nackten Pobacken aufgeschürft hatte, als er ihr den Rock hoch zerrte und ihr das Höschen herunterriss. Ihr Kopf war gegen eine Blechtrommel geprallt, als er sie spreizte. Und als er sich in sie hineinrammte, hatte er einen tiefen, kehligen Laut ausgestoßen. An das, was danach geschah, konnte sie sich nicht mehr erinnern. Nur noch an ihre Schreie.
Der Boden unter ihren Füßen gab nach, und ihr Kopf zuckte hoch. Einen Moment lang war sie vollkommen desorientiert, doch dann merkte sie, dass sie von dem Sicherheitsbeamten in einen Aufzug geführt worden war.
»Wohin gehen wir?«
»Ich bringe Sie auf die Erste-Hilfe-Station.«
»Es geht mir gut. Ich brauche keinen Arzt.«
»Sie sind weiß wie ‘ne Wand. Ich weiß nicht, was der Kerl vorhatte, aber sie sollten sich vielleicht kurz hinlegen, bis es Ihnen wieder besser geht.«
Sie wollte
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