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Ausgerechnet den?

Ausgerechnet den?

Titel: Ausgerechnet den? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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größere Überlebenskünstler sind als sie, überlegen fühlen können.« Pooh sprang ihr auf den Schoß, und sie streichelte das weiche Fell der Hündin. »Anstatt aber in Selbstmitleid zu zerfließen, haben Berts Frauen was aus ihrem Leben gemacht. Sie haben schlimme Männerbeziehungen überlebt, lausige Arbeitsbedingungen, ständige Erkältungen wegen der knappen Kostümchen, und das alles taten sie mit einem Lächeln. Deine Mutter war nicht bitter, nicht mal, als sie endlich merkte, was für ein Mensch Bert wirklich war.« Sie lächelte Molly zittrig an.
    »Pailletten und Fischnetzstrümpfe sind Teil deines Erbes, Mol. Du solltest stolz darauf sein.«
    Ihre Schwester, mit ihrem ernsten Gesicht und ihrem messerscharfen Verstand, war sichtlich bezaubert von diesem Gedanken. Phoebe, die sie musterte, wurde auf einmal von einem schrecklichen Gedanken durchzuckt, der ihren eigenen Kummer vollkommen verdrängte.
    »Du hast doch Fotos von ihr, oder?«
    »Nein. Ich hab Bert ein paar Mal danach gefragt, aber er sagte ewig, er hätte keine.«
    »Unfassbar, dass ich nie auf den Gedanken kam, dich danach zu fragen!« Phoebe sprang rasch auf und ging zu ihrem Schrank. Kurz darauf kehrte sie mit einer Schuhschachtel zurück, die sie sich mit all den anderen Sachen aus New York hatte schicken lassen. Molly sah zu, wie sie die Schachtel auf dem Bett ausschüttete und darin herumsuchte. »Ich weiß, dass es hier irgendwo ist. O ja, da ist es.« Sie kramte einen billigen goldenen Fotorahmen heraus, in dem ein Bild von Lara zu sehen war, wie sie in einem Liegestuhl am Pool saß, die neugeborene Molly auf dem Schoß. Laras blondes Haar war mit einem geblümten Seidenschal zurückgebunden, und sie lächelte auf Molly herab, die in eine rosa Decke gewickelt war.
    Mit angehaltenem Atem reichte sie ihrer Schwester das Bild.
    Molly nahm es so behutsam, als fürchte sie, es könne sich jeden Moment auflösen. Sie starrte ins Antlitz ihrer Mutter. Ein fast ehrfürchtiger Ausdruck breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Sie ist wunderschön.«
    »Ich finde, du hast ihre Augen«, bemerkte Phoebe leise.
    »Ich wünschte, ich hätte sie gekannt.«
    »Wünschte ich auch.«
    »Kann ich das haben?«
    »Aber sicher. Ich hab’s mitgenommen, als ich von zu Hause fortlief. Früher tat ich immer so, als wäre sie meine Mutter.«
    Molly starrte sie an, dann entrang sich ihr ein Schluchzen. Diesmal war es Phoebe, die sie in den Armen hielt.
    »Es tut mir so Leid, das ich so furchtbar zu dir war. Ich war so eifersüchtig auf dich, weil Bert dich liebte und mich hasste.«
    Phoebe strich ihrer Schwester übers Haar. »Er hat dich nicht gehasst und mich nicht geliebt.«
    »Doch, das hat er. Dauernd hat er mich mit dir verglichen.« Sie richtete sich ein wenig auf, und Phoebe sah ihr ins tränenüberströmte Gesicht. »Er sagte ständig, er fände mich zum Kotzen und dass ich aussehe, als würde ich umkippen, wenn er mich nur anredet. Er sagte, du könntest es wenigstens mit ihm aufnehmen.«
    Phoebe zog sie wieder an sich. »Das konnte ich aber auch erst als erwachsene Frau. Glaub mir, als ich in deinem Alter war, wollte ich ihm nur so weit wie möglich aus dem Weg gehen.«
    »Das sagst du bloß, um mich zu trösten.«
    »Bert war ein Tyrann, Molly. Ein Mann im schlimmsten Sinne des Wortes. Er konnte Frauen nur gebrauchen, wenn sie sich entweder um ihn kümmerten oder mit ihm schliefen. Und das schloss uns beide aus.«
    »Ich hasse ihn.«
    »Selbstverständlich hasst du ihn. Aber wenn du älter bist, wirst du vielleicht lernen, ihn stattdessen zu bemitleiden.« Noch während sie redete, fühlte sie, wie etwas in ihrem Innern sich löste, und sie erkannte, dass die Zurückweisung, die sie durch ihren Vater erfuhr, endlich ihre Macht verloren hatte. »Bert hatte die zwei besten Töchter der Welt und hat’s nicht mal gemerkt.
    Ich finde das ganz schön traurig, du nicht?«
    Molly dachte darüber nach. »Ja, kann sein.«
    Der winterliche Mondschein bildete eine Pfütze auf dem Schlafzimmerteppich. Irgendwo in der Gegend von Poohs Köpfchen trafen sich ihre Hände.
    Und umklammerten sich ganz fest.

23
    Die Marschkapelle blies »Ain’t She Sweet?«, und die
Star Girl-Cheerleader
bildeten einen Tunnel aus königsblauen und goldenen Pompons für Phoebe. In einem mit königsblauen Pailletten bestickten Jäckchen, darunter ein passendes gold-metallic Trägerhemdchen, dazu ein gold-metallic Minirock, schimmernde Seidenstrümpfe und Plateauschuhe mit je einem

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