Ausgerechnet den?
Schmerzen und fiel vornüber. Sie schoss hoch, hob dabei die gefesselten Handgelenke über die Stuhllehne und stolperte zur Tür. Mit dem Rücken zur Tür begann sie panisch am Türknauf zu drehen. Das Schloss sprang auf, und sie rannte hinaus.
Ungeschickt raste sie in Richtung Aufzüge und zerrte dabei weiter an ihren Fesseln. Doch obwohl sich die Wäscheleine bereits gelockert hatte, gelang es ihr nicht, aus der Schlinge zu schlüpfen. Hinter ihr erklang ein heiseres Stöhnen, und sie blickte sich um und sah Hardesty aus der Tür stolpern.
Mit einem Sprung hechtete sie auf eine Tür mit der Aufschrift »Treppenhaus« zu, stolperte dabei und verlor fast das Gleichgewicht. Wieder musste sie am Türknauf herumfummeln, und wieder vergingen kostbare Sekunden.
Eine Schlinge rutschte ihr über die Finger und machte es ihr noch schwerer. Schon kam Hardesty vorn übergebeugt auf sie zugetaumelt.
»Du Mistvieh…«, keuchte er.
Panik durchzuckte sie, als sie sah, wie er nach der Pistole in seinem Hüftholster tastete. Die Tür zum Treppenhaus schwang auf. Sie schnellte hinein, schrie dann auf und duckte sich, als unversehens der Verputz von der gegenüberliegenden Wand spritzte und sie von scharfen Stücken getroffen wurde.
Sie schluchzte auf, kämpfte sich aber gleichzeitig ohne Verzug die Treppe hinauf, bevor er Gelegenheit hatte, noch einmal auf sie zu schießen. Panisch zerrte sie an ihren Fesseln, denn mit ihren auf den Rücken gebundenen Armen kam sie nicht so schnell voran, wie sie wollte.
Sie hatte schon fast das obere Ende der Treppe erreicht, als sich die Schlingen endlich lösten. Sie schüttelte die Wäscheleine gerade ab, als sie ein schreckliches, pfeifendes Atmen vom Treppenabsatz hörte, das hohl im Treppenhaus hallte.
»Mistvieh!«
Sie fuhr herum und sah ihn unten stehen, das Gesicht blaurot angelaufen. Er keuchte, als ob er am Ersticken wäre. Wie gelähmt starrte sie in den direkt auf sie gerichteten Lauf der Pistole.
»Du…« Er sackte gegen die Wand und griff sich an die heftig pumpende Brust. »Du… entkommst… mir nicht…«
Die Pistole wackelte, und sie erwachte schlagartig aus ihrer Erstarrung. Wie der Blitz flitzte sie ums Treppengeländer. Wieder ertönte ein Schuss. Diesmal traf er die Wand hinter ihr. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen, um zu sehen, ob er ihr weiter folgte, sondern rannte die restlichen Treppenstufen nach oben. Als sie die Tür erreichte, hörte sie hinter sich einen kaum mehr menschlichen Schrei. Sie zog gerade am Türknauf, als sie von unten den hohl klingenden Aufschlag eines Körpers hörte.
Sie raste in den Gang hinaus und versuchte verzweifelt, sich zu orientieren. Sie hörte den Lärm der Zuschauer und erkannte, dass sie am entfernten Ende des Korridors, der zu den Umkleideräumen der
Stars
führte, herausgekommen war. Unverzüglich machte sie sich auf den Weg zum Spielfeldtunnel, warf dabei ihr Paillettenjäckchen ab, das an den Ärmelsäumen ganz blutig war.
Ein Wachmann stand am Tunnelausgang. Er fuhr herum, als er das Klappern ihrer Absätze hörte, und riss bei ihrem Anblick den Mund auf. Ihr Haar war total zerzaust, ihre Strümpfe zerrissen und ihre Handgelenke blutig.
»Im Treppenhaus neben der Umkleide liegt ein Wachmann!« Sie rang nach Luft. »Ich glaube, er hatte einen Herzanfall. Seien Sie vorsichtig. Er ist verrückt, und er hat eine Pistole.«
Der Mann starrte sie an, als ob sie selbst den Verstand verloren hätte. Bevor er ihr jedoch Fragen stellen konnte, hetzte sie schon an ihm vorbei aufs Spielfeld zu. Der Wachtposten am Gatter erkannte sie sofort und sprang beiseite. Gerade war die Angriffsmannschaft der
Sabers
auf dem Feld. Sie warf einen Blick auf die große Anzeigentafel.
2 : 5 8 …
Und dann sah sie nur noch Dans Hinterkopf. All die Probleme zwischen ihnen wurden mit einem Schlag bedeutungslos. Sie rannte auf die Bank zu. Herumstehende Spieler waren ihr im Weg, und sie zerrte an ihren Jerseys.
»Lasst mich vorbei! Lasst mich durch!«
Einer nach dem anderen traten sie beiseite und glotzten sie verdattert an. Bobby Tom und Jim Biederot entdeckten sie und stürzten vor.
»Dan!«
Er schnellte herum, als er hörte, wie sie seinen Namen rief. Sein Gesicht verkrampfte sich einen Moment lang, und sie las Gefühle darin, die sie nie zuvor gesehen hatte. Dann stürzte sie sich in seine Arme.
»Phoebe! O Gott sei Dank! Gott sei Dank, Phoebe…«
Wieder und wieder murmelte er ihren Namen, während er sie fest an sich drückte.
Die
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