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Ausgerechnet den?

Ausgerechnet den?

Titel: Ausgerechnet den? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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hatte kein einziges graues Haar gehabt, als sie ihn beerdigten.
    Ray Seniors Leben war eine einzige Serie von Enttäuschungen. Er dachte daran, wie er Polizist werden wollte, aber nicht genommen worden war, weil zu der Zeit anscheinend nur Nigger gefragt waren. Er wollte eine schöne Frau heiraten und musste stattdessen mit Ellen vorlieb nehmen. Anfangs war selbst Ray Junior eine Enttäuschung gewesen. Aber er hatte ihn sich ordentlich vorgeknöpft, hatte einen Mann aus ihm gemacht. Und am Ende der Highschool war Ray dann stolz wie ein König in den Rängen am Rand des Footballfelds gesessen und hatte seinem Jungen beim Spielen zugesehen.
    Und jetzt war er wieder ein Niemand.
    Er begann zu husten und brauchte fast eine Minute, um sich wieder zu fangen. Die Ärzte hatten ihm schon vor einem Jahr gesagt, dass er mit dem Rauchen aufhören musste, weil er ein schwaches Herz und Probleme mit der Lunge hatte. Sie hatten ihm nicht ins Gesicht gesagt, dass er nicht mehr lange leben würde, aber er wusste es auch so.
    Jetzt war ihm sowieso alles egal. Das, woran er sich noch klammerte, war, es Dan Calebow heimzuzahlen.
    Ray Senior freute sich über jedes Spiel, das die
Stars
verloren, weil es ihm bewies, dass das Team ohne seinen Jungen einen Dreck wert war. Er hatte sich entschlossen, solange am Leben zu bleiben, bis jeder wusste, was für einen Fehler dieser Scheißkerl mit Ray Juniors Rauswurf gemacht hatte. Er würde am Leben bleiben, bis Calebow den Dreck seiner Entscheidung gefressen hatte.
    Ein dicker Dunst aus teuren Zigaretten und Scotch schlug Phoebe entgegen, als sie am folgenden Sonntag Berts private
skybox
betrat. Sie hatte sich geschworen, nicht zu tun, was sie da jetzt tat – ein Footballspiel besuchen –, aber Ron hatte sie davon überzeugt, dass die Besitzerin unmöglich dem Saisoneröffnungsspiel fern bleiben konnte.
    Der sechseckige Midwest Sports Dome war ursprünglich auf einer alten Kiesgrube errichtet worden, ein großes, verlassenes Gelände gleich nördlich von Tollways. Wenn die Stars nicht gerade darin spielten, wurde das Stadion von allen möglichen Veranstaltern genutzt. Hier fanden religiöse Erweckungsfeiern statt ebenso wie Traktorziehwettbewerbe. Es gab Festsäle, ein elegantes Restaurant und Sitzplätze für fünfundachtzigtausend Besucher.
    »Ganz schön teure Immobilie«, bemerkte Phoebe leise zu Ron, während sie den Blick durch die
skybox
mit ihren zwei Großbildfernsehern und der Fensterwand, von wo aus man das Spielfeld überblicken konnte, schweifen ließ.
    Sie hatte erfahren, dass die
skyboxen
im Midwest Sports Dome für achtzigtausend Dollar pro Jahr vermietet wurden.
    »Diese Boxen gehören zu den wenigen Profitposten in diesem miserablen Stadionvertrag, den Bert unterzeichnet hat«, sagte Ron, während er die Tür hinter ihnen zuzog. »Das ist sogar eine Doppelbox.«
    Die rauchdunstige Luft durchdringend, ließ sie den Blick über das luxuriöse, königsblaugoldene Interieur schweifen: flauschiger Teppich, bequeme Sessel, eine wohlgefüllte Bar aus Mahagoni. Es waren neun oder zehn Männer anwesend, alles entweder Spezis ihres Vaters oder Anteilseigner, denn Bert hatte vor ein paar Jahren aus finanziellen Gründen fünfzehn Prozent der
Stars
verkaufen müssen.
    »Ron, fällt dir hier etwas Ungewöhnliches auf?«
    »Was meinst du?«
    »Mich. Ich bin die einzige Frau. Haben diese Männer denn keine Ehefrauen?«
    »Bert wollte während des Spiels keine Frauen hier haben.« Seine Augen funkelten schelmisch. »Zu viel Geschnatter.«
    »Du machst Witze.«
    »Die Frauen sind in anderen Boxen. Ist in der NFL gar keine unübliche Praxis.«
    »Der Männerverein.«
    »Genau.«
    Ein schwergewichtiger Mann, den sie glaubte schon bei der Beerdigung einmal getroffen zu haben, kam auf sie zu. Seine Augen schienen kurz hervorquellen zu wollen, als er ihr Kleid sah. Sie trug eine von Simones Kreationen: »Carwash« hatte sie es genannt, weil der Rock des pinkfarbenen Kleids nur aus Stoffstreifen bestand, die ihre Beine von der Mitte des Oberschenkels bis zum wadenlangen Saum durchblitzen ließen. Das ärmellose, eng anliegende Oberteil besaß einen großzügigen Ausschnitt, und nicht nur der schien ihn aus der Fassung zu bringen.
    Er hielt einen wohl gefüllten Cognac-Schwenker in der Hand, und seine überschwängliche Begrüßung ließ sie vermuten, dass es nicht sein erster war.
    »Ich hoffe, Sie bringen uns Glück, kleine Lady«, schnaufte er und beäugte dabei ihre Brüste. »Wir hatten

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