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Ausgerechnet den?

Ausgerechnet den?

Titel: Ausgerechnet den? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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scharfe Bremsung, denn sie sah sich unversehens einem Haufen umgestürzter Blumen und einem großen Flecken durchweichtem Rasen gegenüber – eine formidable Barriere für ein Tier, das es wie die Pest hasste, sich die Pfoten nass zu machen. In die Enge getrieben, hüpfte sie auf einen der Klappstühle. Als dieser zu wackeln begann, stieß sie einen nervösen Quietscher aus und hüpfte auf einen anderen und von dort auf eine große, glatte, harte Oberfläche.
    Die Menge rang hörbar nach Luft. Weiße Rosen, königsblaue und goldene Bänder flogen nur so durch die Gegend. Stille senkte sich über die Versammlung.
    Phoebe, die soeben erst auf die Beine gekommen war, erstarrte wie vom Donner gerührt. Viktor fluchte leise auf ungarisch.
    Pooh, ein äußerst sensibles Hündchen, wenn es um die Gefühle seiner Lieben ging, legte das Köpfchen schief, als versuchte sie zu verstehen, warum alle auf einmal zu ihr herguckten. Sie fühlte, dass sie etwas Schreckliches angestellt haben musste, und begann erbärmlich zu zittern.
    Phoebe stockte der Atem. Es war gar nicht so gut, wenn Pooh jetzt nervös wurde. Sie erinnerte sich bestens an das letzte Mal und trat rasch einen Schritt vor. »Pooh, nicht!«
    Aber ihre Warnung kam zu spät. Die zitternde Hündin hatte sich bereits niedergekauert. Mit einem mitleidheischenden Ausdruck auf dem kleinen pelzigen Gesichtchen begann sie auf Bert Somervilles Sarg zu pinkeln.
    Bert Somervilles großes, von einem weiten Park umgebenes Anwesen war in den Fünfzigerjahren erbaut worden.
    Es lag in Hindsdale, einem Nobelvorort von Chicago, im Herzen des DuPage County. Früher, zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, hatte es hier nicht viele Häuser gegeben; die Gegend war eine ländliche Idylle, doch im Laufe der Zeit hatte die große Stadt Chicago ihre gierigen Finger immer weiter ausgestreckt, sodass Hindsdale nun Teil einer gigantischen Bettenstadt war, die all jene fleißigen Arbeitsbienen beherbergte, die jeden Morgen mit dem Burlington Northern in die Stadt zur Arbeit fuhren. Langsam aber sicher war die Mauer, die das riesige Grundstück umgab, von Villen und ruhigen Siedlungsstraßen eingekreist worden.
    Phoebe hatte als Kind herzlich wenig Zeit in dem stattlichen Tudor-Haus inmitten der weit ausladenden Eichen, Kastanien und Ahornbäume verbracht. Sie war in ein exklusives Mädcheninternat in Connecticut gesteckt worden und in den Sommerferien in ein teures Ferienlager.
    Wenn sie tatsächlich dann mal kurz nach Hause kam, erschien ihr das Haus finster, kalt und erdrückend. Als sie nun, zwei Stunden nach der Beerdigung, die große geschwungene Holztreppe emporstieg, merkte sie, dass sich daran nichts geändert hatte.
    Ein ausgestopfter Elefantenkopf blickte vorwurfsvoll von der rostrot tapezierten Wand auf sie herab. Bert hatte ihn bei einer seiner vielen Safaris erlegt – illegal natürlich – und nach Hause geschmuggelt. Entmutigt ließ sie die Schultern hängen. Ihr weißes Kostümchen hatte Grasflecken bekommen, und ihre hauchzarten Nylons waren zerrissen und dreckig. Das hellblonde Haar stand ihr wirr vom Kopf ab und der bonbonrosa Lippenstift hatte sich auch längst verflüchtigt.
    Gegen ihren Willen tauchte die Gestalt des Cheftrainers vor ihrem geistigen Auge auf. Er war es gewesen, der Pooh schließlich im Nacken gepackt und vom Sarg heruntergeholt hatte. Seine meergrünen Augen hatten sie kalt und verächtlich angeblickt, als er ihr die Hündin überreichte. Phoebe seufzte. Wieder einmal war alles in die Hose gegangen, wie so oft in ihrem Leben. Eigentlich hatte sie doch bloß allen zeigen wollen, dass es ihr schnurzpiepegal war, von ihrem Vater enterbt worden zu sein, doch wie üblich war sie zu weit gegangen, und der Schuss war nach hinten losgegangen.
    Sie hielt kurz inne, als sie den oberen Treppenabsatz erreichte, und überlegte, ob ihr Leben wohl anders verlaufen wäre, wenn ihre Mutter nicht so früh gestorben wäre.
    Inzwischen dachte sie nicht mehr allzu oft an ihre Mutter, das frühere Showgirl, an die sie sich ohnehin kaum mehr erinnern konnte. Doch früher, als Kind und in ihrer Einsamkeit hatte sie sich oft lebhaften Tagträumen hingegeben, von einer wunderschönen, zärtlichen Mutter, die ihr all die Liebe gab, die ihr der harte Vater stets vorenthielt.
    Sie fragte sich, ob Bert überhaupt jemals jemanden geliebt hatte. Er hatte für gewöhnlich nicht viel übrig für Frauen und schon gar nichts für einen pummeligen, ungeschickten Trampel ohne jedes

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