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Ausgerechnet den?

Ausgerechnet den?

Titel: Ausgerechnet den? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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ihn ganz einfach allein sehen, wo sie nicht durch Störungen unterbrochen werden konnten. Sie musste herausfinden, was diese neuen Gefühle bedeuteten.
    Natürlich gab es Gründe, warum sie sich nicht in ihn verlieben sollte. Aber keiner dieser Gründe erklärte das Gefühl, das sie heute Abend so plötzlich überwältigt hatte, so als würde sie langsam wieder zum Leben erwachen. Ein erschreckendes Gefühl. Ein herrlich erregendes Gefühl. Er machte kein Hehl daraus, dass er sie nicht leiden konnte, dennoch hatte sie irgendwie das Gefühl, dass auch er sich zu ihr hingezogen fühlte.
    Ohne Vorwarnung schössen ihr die Tränen in die Augen. So lange hatte sie sich nicht einmal zu träumen erlaubt, dass so etwas geschehen könnte. War sie bloß albern oder bestand tatsächlich die Chance, dass sie wie andere Frauen sein könnte?
    Der Holzbriefkasten tauchte im Strahl ihrer Scheinwerfer auf, und sie blinzelte heftig gegen die Tränen an. Es stand kein Name auf dem Briefkasten, aber die Nummer stimmte, weshalb sie bremste und auf die schmale Kiesstraße abbog. Die Nacht war wolkenverhangen und so finster, dass sie kaum die alten Obstbäume erkennen konnte, die links und rechts des Weges wuchsen. Sie holperte über eine schmale Holzbrücke, bog um eine sanfte Kurve, und dann sah sie die Lichter des Hauses vor sich.
    Das weitläufige, steinerne Farmhaus entsprach überhaupt nicht den Vorstellungen, die sie sich von einer schicken Junggesellenresidenz gemacht hatte. Aus Stein und Holz gebaut, besaß das Haus drei Kamine und einen Seitenflügel.
    Steinstufen führten zu einer altmodischen Vorderveranda mit einem schön gedrechselten Geländer hinauf. Im warmen Lichtschein, der aus den Fenstern drang, sah sie, dass Fensterläden und Eingangstür in einem matten Grauton gestrichen waren.
    Ihre Reifen knirschten auf dem Kies, als sie vor dem Haus anhielt und den Motor abstellte. Plötzlich gingen die Außenlichter aus, gefolgt von den Lichtern im Haus. Sie zögerte. Wahrscheinlich wollte er gerade ins Bett gehen.
    Aber er schlief noch nicht.
    Rasch, bevor sie noch der Mut verließ, nahm sie das Videoband vom Beifahrersitz und stieg aus. In der Ferne ertönte das traurige Schuhu einer Eule, ein unheimlicher Laut, bei dem ihr noch unbehaglicher wurde. Vorsichtig tastete sie sich zu den Verandastufen vor und wünschte dabei, dass es nicht gar so dunkel wäre.
    Die Hand auf dem Geländer, stieg sie vorsichtig die vier Steinstufen hinauf. Es war wirklich stockdunkel, und selbst das Zirpen der Grillen, ein sonst so freundliches Geräusch, wirkte in ihren Ohren mit einem Mal unheimlich, so wie das Quietschen einer Türangel in einem Spukschloss. Sie konnte keine Türklingel finden, nur einen schweren, eisernen Türklopfer. Sie hob ihn an und zuckte zusammen, als er mit einem dumpfen Knall auf die Tür krachte.
    Sekunden vergingen, doch nichts rührte sich. Mit wachsender Nervosität klopfte sie noch einmal und wünschte im selben Moment, sie hätte es nicht getan. Das Ganze war ein schrecklicher Fehler. Es war peinlich. Wie sollte sie ihm ihr Auftauchen erklären? Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Sie würde sich rasch wieder verdrücken und Eine Hand legte sich über ihren Mund. Sie keuchte erschrocken auf. Bevor sie noch etwas unternehmen konnte, schlang sich ein kräftiger Arm von hinten um ihre Taille. Alles Blut wich ihr jäh aus dem Kopf, und die Beine drohten ihr einzuknicken.
    Eine heisere Stimme flüsterte ihr ins Ohr: »Wir beide gehen jetzt in den Wald.«
    Sie war vor Angst wie gelähmt, versuchte zu schreien, brachte aber keinen Laut heraus. Es war genau wie in jener Nacht, als sie achtzehn war. Ihre Füße verloren den Bodenkontakt, und er schleppte sie die Stufen hinunter, als würde sie überhaupt nichts wiegen. Sie war einer Ohnmacht nahe. Panik drohte sie zu überwältigen. Er zerrte sie in die Bäume, die Hand nach wie vor fest auf ihren Mund gepresst.
    »Wehr dich«, flüsterte er. »Wehr dich, du Hexe, auch wenn’s dir nichts nützt.«
    Diesen weichen Dialekt kannte sie doch! Durch den Nebel ihrer Panik drang die Erkenntnis, dass es Dan war, von dem sie in die Büsche geschleppt wurde. Ihre Gedanken rasten. Es passierte wieder! Sie hatte sich zu ihm hingezogen gefühlt, hatte mit ihm geflirtet, und nun wollte er sie vergewaltigen! Die Lähmung fiel schlagartig von ihr ab. Nein, sie würde das nicht ein zweites Mal zulassen.
    Verzweifelt begann sie sich zu wehren, trat um sich und versuchte, ihm ihre

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