Ausgerechnet Souffle'!
anrufst, ruf zuerst deine Freundin an.“ Ehrlich, dieser Deal rettete mir mehr als einmal Kopf und Kragen.
Das lang andauernde Tuten sagt meinem Ohr, dass Britta ärgerlicherweise nicht zuhause ist. Dabei muss ich ihr so dringlich von Felix und Frank berichten. Sie ahnt ja überhaupt nicht, dass die zu zweit sind. Mein rechter Fuß wippt im Takt von „I can´t get no satisfaction“ auf und ab, während ich ungeduldig der Warteschleife der Telefongesellschaft lausche. Diesen Song finde ich total enervierend. Vor allem aber drängt sich mir die Frage auf, wieso Britta sich ausgerechnet für dieses Stück entschieden hat. Ich schätze, ich will die Antwort gar nicht wissen. Noch immer nimmt keiner am anderen Ende ab. Andreas sitzt vermutlich mit Kopfhörern in seinem Studio, feilt an einem neuen Titel und ist der Welt entrückt.
Ob ich Felix doch anrufe? Und mich mit ihm verabrede?
Erschrocken fahre ich zusammen, als plötzlich das Telefon in meiner Hand vibriert.
„Britta, endlich bist du ...“
„Katta?“, ein atemloser Sascha ertönt in der Leitung.
„Schnell, komm rüber! Ich glaube, der Julius bringt die Krause um!“
*
Unter den betretenen Blicken der anwesenden Gäste stürme ich ins Cook & Chill. Beinahe wäre ich in Sascha hineingerannt. Für einen kurzen Moment weiß ich nicht genau, ob ich entsetzt sein soll, oder doch lieber lachen muss. Sascha sieht ausnehmend komisch aus. Er ist von oben bis unten mit Mehl bestäubt und blinzelt reichlich traurig aus der Wäsche. Offensichtlich hat Julius eine kostengünstigere Alternative zum Werfen von Porzellan gefunden. Die Küche bietet einen Anblick, als sei eine Nagelbombe explodiert. Nur, dass sich statt Nägeln ein feiner Mehlnebel über sämtliche Flächen gelegt hat. Sogar auf der hin und her baumelnden Lampe erkenne ich weißen Staub.
„Wo sind sie?“
Leider kann ich außer einigen Fußabdrücken keine Bewegung in der Küche ausmachen.
„Die Krause kauert hinter der Kühlschranktür und Julius lauert in der Vorratskammer“, flüstert Sascha in mein Ohr, und ich mache beherzt einen Schritt in Richtung dorthin, wo ich meinen ausgetickten Koch vermute.
„Vorsicht, er ist in Gefechtsbereitschaft“, fügt er rasch hinzu, just als eine weitere Mehlpackung durch den Raum gefeuert wird.
Schnell trete ich den Rückzug an. Die Tüte zerplatzt mit einem dumpfen Knall an der Spülkante.
„Was ist mit denen bloß los?“
Kopfschüttelnd fiebere ich nach einer Lösung, während ein Bund Radieschen vom Kühlschrank zur Vorratskammer schießt. Aus dem Laden höre ich ein Jubeln, als das Gemüse mit einem „Rums“ gegen die Tür poltert, und leises Lachen. Ich bedenke die neugierigen Zuschauer an der Glaswand mit einem finsteren Blick. Louise reibt sich die Nase und Linda tippt eine Zahlenfolge in ihr Handy.
„Habt ihr nichts Besseres zu tun?“, ranze ich meine sensationslustigen Gäste an.
Linda wendet sich ab und tut beschäftigt. Nur Louise sieht mir gerade ins Gesicht, schüttelt grinsend den Kopf und meint trocken:
„Mit Sicherheit nicht. Das hier finden wir ausgesprochen amüsant.“
Hilfe. Was mache ich nur? Hinter dem Eisschrank bewegt sich etwas. Vorsichtig schiebt sich ein mehlbestäubtes Haupt über den Rand der geöffneten Tür.
„Frau Krause! Kommen Sie sofort da raus!“
„Eja, WIE DENN, Herrjottssakrament?!“, kreischt es und ein zweites Mehlgeschoss zerplatzt in der Mitte des Schlachtfeldes.
„Julius! Es reicht!“, brülle ich.
Ein dumpfer Knall und ich erblinde. Sascha und Louise brechen in ersticktes Lachen aus. Ich bin über und über mit weißem Mehl bestäubt. Julius hat mich mit voller Breitseite getroffen. Das Zeug hängt in meinen Wimpern und ich blinzle betäubt. Hund drückt sich winselnd an mir vorbei und setzt sich schwanzwedelnd neben Sascha. Unnötig zu sagen, dass sein Fell alles andere, nur nicht mehr schwarz ist. Oh Mann. Das ist hier ja echt wie im Kindergarten. Nein. Schlimmer.
„Gibst du auf?“, schallt es durch die Küche.
Frau Krause lacht schrill:
„Sischer net, do Piefekopp!“
„Worum geht es überhaupt?!“, mische ich mich ein. Stille.
„Na, um ...“, offenbar fehlen Frau Krause die Worte.
„Ums Prinzip!“, dröhnt es aus der Vorratskammer.
„In Käszaus kütt kein Muskat rin!“, schnappt Helga, was mit einem abfälligen Lachen seitens des Meisterkochs quittiert wird:
„Natürlich muss da Muskat rein!“
Ich fasse es nicht. Die streiten tatsächlich um ein
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