Ausgerechnet Souffle'!
rieseln.
Moment. Ich stutze. Irgendetwas war da nicht richtig. Geistesabwesend rühre ich mit dem Schneebesen in der Masse, während ich erneut in die erwartungsvollen Gesichter schaue. Kennen Sie das Geräusch, wenn eine Schallplatte mittendrin rückwärts gedreht wird? Mit einem fiesen Knirschen kommt mein geistiges Grammophon zum Stillstand.
Hinter Friedrich lehnt eine vertraute Gestalt lässig im Türrahmen. Frank?! Oder etwa ...?
Die Heldin beschließt, gebrochenen Herzens die Stadt zu verlassen. Mit rotgeränderten Augen besteigt sie ein Taxi und bemerkt nicht, dass er dem davonbrausenden Wagen hinterher hechtet und verzweifelt: „Geh nicht! Ich liebe dich!“ ruft. Natürlich kommt er gerade rechtzeitig mit einem geklauten Fahrrad am Flughafen an, und an der Abfertigung fallen sie sich in letzter Minute glücklich in die Arme. Alle Fluggäste und das Flughafenpersonal applaudieren gerührt. In Filmen passiert das ständig. Nicht im echten Leben.
„Ähm ...“
Ein unangenehmer Geruch steigt in meine Nase. Rasch ziehe ich den Topf mit der angebrannten Mehlbutter vom Herd. Der ungebetene Gast lächelt unentwegt und nickt mir ermutigend zu. Er legt den Zeigefinger auf die Lippen und schüttelt unmerklich den Kopf. Eindeutig. Es ist Felix. Mein Herz schlägt plötzlich einen Salto und meine Hände werden feucht.
„Also“, betäubt betrachte ich die braune Pampe und greife nach der Milchtüte.
Natürlich fasse ich daneben und das Tetrapack ergießt sich über meine Arbeitsfläche. Sascha stellt die Packung flugs aufrecht, während Julia mir einen Lappen zuwirft. Trotz der angenehmen Kühle in der Küche schwitze ich. Hoffentlich gibt mein Deodorant jetzt nicht den Geist auf. Felix weicht einen kleinen Schritt zurück. Nach wie vor bemerkt ihn keiner der anderen.
Was mache ich denn nun? Vor allem: Was zum Henker macht er hier? Sein Blick ruht abwartend auf mir. „The Show must go on“, wispert Britta aufmunternd in meinem Hinterkopf. Zögerlich wende ich mich meiner Béchamelsoße zu.
„Nun, ein bisschen zu dunkel geraten ist sie durchaus“, murmele ich entschuldigend und einen Tick zu fröhlich.
Vida kichert verhalten. Beherzt starte ich einen zweiten Anlauf mit der Milch. Diesmal schaffe ich es, sie in einem gleichmäßigen Strahl unter Rühren in die blubbernde Mehlbutter zu gießen. Meine Gedanken überschlagen sich. Gerade noch rechtzeitig erkenne ich, dass Felix die Stirn runzelt und mit dem Zeigefinger auf meine Hände deutet. Mist. Ich bin soeben dabei, statt des Salzes Zucker in die Soße zu geben. Rasch korrigiere ich den Irrtum und streue eine Prise Sel de Fleur in den Topf.
Es kommt mir vor wie Stunden, als sich Minuten später die Béchamelsoße zu einer homogenen, cremigen Masse verbindet. Erleichtert drehe ich die Herdplatte ab und schiebe den Kochtopf beiseite. Felix Blick berührt mich beinahe körperlich und ich reagiere mit feiner Gänsehaut. Er sieht unverschämt gut aus in dem weißen Hemd, das die Sommerbräune seiner Haut betont. Am liebsten möchte ich die Hand ausstrecken, um den zerknitterten Kragen glatt zu streichen. Stattdessen zupfe ich an meiner eigenen Bluse und fixiere verlegen einen imaginären Punkt hinter ihm. Julia folgt aufmerksam meiner Blickrichtung und dreht sich um. Ihr Lächeln erstarrt. Damit löst sie eine rasante Kettenreaktion aus. Friedrichs Kinnlade klappt herunter. Johannes kramt alarmiert sein Handy hervor und tippt eine Nummer ein.
„Was will der denn noch hier?“
Sascha ballt die Fäuste und schreitet mit aufgeplusterter Hühnerbrust auf den verblüfften Felix zu. Innerhalb von Sekunden formieren sich meine Kochschüler drohend in einer Art Gefechtsstellung vor dem ungebetenen Gast. Unterlägen sie nicht einem gewaltigen Irrtum, was das Subjekt ihrer Missgunst anbelangt, wäre ich irre stolz auf sie.
„Stop! Das ist nicht Frank!“, rufe ich schwach.
Meine Knie zittern und ich suche Halt an einer Stuhllehne. Leider glaubt mir keiner.
„Ja klar. Und ich heiße Osterhase. Hast du was auf den Augen, Katta?“, entgegnet Sascha nüchtern und erhebt die Rechte.
Um sie verdutzt sinken zu lassen. Felix hat ihm kurzerhand seine Einkaufstüte gereicht.
„Danke, sehr nett, dass du mir das abnimmst.“
Felix klopft dem entgeisterten Sascha freundschaftlich auf die Schulter und zeigt auf die Tasche, „für die Salatbeilage.“
Zielstrebig geht er einen Schritt auf Julia zu. Ehe sie überhaupt einer Reaktion fähig ist, hält er bereits ihre
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