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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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Sehr langsam und ungemein sorgfältig reißt sie das Zuckertütchen auf und lässt die feinen Körner gemächlich in den Kaffee rieseln. Sie nimmt den Löffel und rührt. Zuerst mit, dann gegen den Uhrzeigersinn. Es kommt mir vor wie eine kleine, schweigende Ewigkeit. Und ich warte. Julia rührt noch immer.
    Schreib ihr einen Brief. Sage ihr darin alles, was du gefühlt hast. Und danach sagst du ihr, wie es dir heute geht, höre ich Brittas Worte. Der Löffel steht still.
    „Das ist eine gute Idee.“
    Okay. Ich habe es laut gesagt.
    Julia neigt den Kopf und lächelt mich an.
    „Wirklich. Eine gute Idee.“
    Insgeheim schenke ich dem Geist meiner Freundin ein Dankeswort. Offenbar sage ich manchmal auch das Richtige. Impulsiv umarmt Julia mich.
    „Was kochen wir heute Abend?“
    Ich grinse
    „Was möchtest du denn gerne?“
    Sie überlegt eine Weile.
    „Meine Mutter liebte Käsesoufflé. Mir gelang noch nie eines.“
    „Na, dann wird es Zeit.“
    Zeit, dass die Dinge gelingen, setze ich lautlos hinzu.
    Der Anfang einer Freundschaft bereichert uns wie ein neues Lied im Radio, dessen Melodie uns nicht mehr aus dem Sinn geht. Wir trinken unsere Getränke aus und machen uns lachend zum Aufbruch bereit. Julia packt ihre Kleider ein und bezahlt die gesamte Rechnung. Erst jetzt wage ich es, ihr die Frage zu stellen, die mir seit einer Stunde auf der Zunge brennt.
    „Ach, Julia ...“
    Sie hält ein und sieht mich abwartend an.
    „Ja?“
    „Kann ich vielleicht die Pradatüte haben?“
     
    *
     
    Allmählich wird mir mein Nachbar etwas unheimlich. Als ich ins Auto steige, bemerke ich ein gelbes Memo außen auf der Windschutzscheibe.
    „Kaffee um vier? Und Mousse au Chocolat dazu?“
    Demonstrativ hafte ich den Klebezettel an den nächstbesten Mülleimer und verdränge erfolglos das Gefühl, beschattet zu werden. Prompt entschließt sich mein Absatz, mit einem Gulli zu flirten. Ich verliere das Gleichgewicht und ein stechender Schmerz fährt in meinen Knöchel. Ein Blick links und ein Zweiter rechts die Straße hinauf teilt mir mit, dass weit und breit kein Felix Sander zu erspähen ist. Stattdessen steht ein Knirps mit einem Fußball unter dem Arm geklemmt vor mir auf dem Bürgersteig und verfolgt interessiert mein von wilden Verwünschungen begleitetes Bemühen, den eigenwilligen Treter vom Eisengitter zu befreien.
    „Was machst du da?“, ertönt ein neugieriges Stimmchen.
    „Himmel Herrgott nochmal!“
    In der Hand halte ich den Schuh. Oder das, was davon übrig blieb. Der abgebrochene Hacken hängt noch immer im Gulli fest.
    „Man soll nicht fluchen.“
    Der Junge kommt einen Schritt näher schaut mich vorwurfsvoll an. Seine Latzhose ist völlig verdreckt und sein Ringelshirt sieht nicht viel sauberer aus. Ein kleiner Finger zeigt anklagend zuerst auf mich und dann auf den Schuh.
    „Jetzt hast du ihn kaputtgemacht.“
    Kaum zu glauben, dass Männer bereits so früh damit anfangen, alles besser zu wissen.
    „Hat dir deine Mama nicht beigebracht, dass man keine fremden Leute auf der Straße anspricht?“
    Ärgerlich betrachte ich die Bruchstelle. Das Leder ist mit eingerissen und die teueren Manolos sind eindeutig hinüber. Dabei habe ich die Dinger vor zwei Wochen erst erstanden.
    „Sie hat nur gesagt, ich darf mit Fremden nicht mitgehen.“
    Nun macht er eine Blase mit seinem Kaugummi und dribbelt den Ball auf dem Pflaster auf und ab. Tock. Tock. Tock.
    „Na, so ein Glück, dass ich nicht vorhabe, dich mitzunehmen.“
    Tock. Tock. Tock.
    „Warum nicht? Magst du keine Kinder?“
    Tock. Tock. Ein dünner, gelber Schleimfaden läuft aus seiner Nase.
    „Nö.“
    Ob ich den Schuh einfach zurückgebe und die schlechte Verarbeitung reklamiere?
    „Hast du keinen Mann?“
    Tock. Tock. Tock.
    „Hast DU kein Taschentuch?“
    Ein schnarrendes Geräusch ertönt, als der Junge kopfschüttelnd die Nase hochzieht und sich mit dem Ärmel den Rotz abwischt.
    „Warum hast du keinen Mann?“
    Tock. Tock. Tock.
    „Ich hab´ sehr wohl einen Mann“, versichere ich trotzig und versuche mich zu erinnern, wo sich dieser exklusive, italienische Schuhladen befand.
    Ich humple um das Auto herum, um die Straßenkarte aus dem Kofferraum zu holen.
    „Wo ist der denn?“
    Tock. Tock. Tock.
    „Der sitzt im Fenster und fotografiert fremde Frauen“, sage ich geistesabwesend.
    Kartenlesen gehörte nie zu meinen Stärken. Ich drehe den Plan um neunzig Grad und fahnde nachdenklich nach meinem Standort. Hoffnungslos. Mein nicht

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