Ausgerechnet Souffle'!
bisschen. Obwohl ich zwischendurch verstohlen die Backofentür einen winzigen Spalt geöffnet habe. Zu meiner Verteidigung: Ich hatte gleich ein schlechtes Gewissen. Ehrlich.
Ein herrlicher Duft durchzieht die Küche. Er musste nicht einmal im Rezeptbuch nachlesen. Wenn ich es nicht genau wüsste, würde ich behaupten, er macht die Dinger tagtäglich. Trotzdem kann ich nicht widerstehen und knibbele vorsichtig ein Stück der Kruste ab. Natürlich verbrenne ich mich dabei. Bloß nichts anmerken lassen. Ich kaue also mit regloser Miene. Um festzustellen, dass es leider so schmeckt, wie es aussieht. Perfekt eben. Unmöglich, so zu tun, als gäbe es auch nur das Geringste besser zu machen. Stattdessen bekämpfe ich die Versuchung, mir jeden Finger einzeln abzulecken.
„Da fehlt eine Prise Salz ... und es ist eine Idee zu weich geworden“, mäkele ich halbherzig.
Felix nickt ernsthaft und sieht die köstlichen Käsekunstwerke nachdenklich an. Obwohl diese Kritik jeglicher Grundlage entbehrt, nimmt er sie bereitwillig an. Es ist unerträglich, was für ein netter Kerl er ist.
„Ohhh, ... lecker!“
Julia angelt entzückt nach einem zweiten Törtchen. Unauffällig stecke ich den Rest des Gebäcks in den Mund, ehe irgendeiner sich daran vergreift. Vida betrachtet ihre Förmchen frustriert. Ihre Soufflés sehen genauso aus, wie ich mir Felix Ergebnis im Stillen erhoffte.
„Ich hab dir gesagt, du sollst die Tür zulassen!“
Lukas stemmt die Hände in die Seiten und pustet ärgerlich in den Qualm, der von dem unglücklichen Backwerk aufsteigt.
„Aber ... “, jammert Vida, ... ich wollte doch nur ...“
Behutsam schüttle ich den Kopf, während ich ihr das Blech mit den misslungenen Teigfladen abnehme. Ich weiß genau, wie sie sich fühlt, als ich den Inhalt kurzerhand in die Tonne kippe.
„Tata!“
Stolz reckt Friedrich eines seiner Förmchen in die Höhe. Um es mit schmerzhaft verzogener Miene sofort fallen zu lassen.
„Vorsicht, die sind heiß!“, rufe ich viel zu spät.
Julias Gesicht ist tränenüberströmt. Oh Mist. Tröstend nehme ich sie in die Arme. Auf ihrem Tablett stehen vier akkurate, zartbraune Soufflétörtchen artig in Reih´ und Glied´ und strahlen mich verführerisch an. Verständnislos betrachte ich ihre Schöpferin, die unaufhaltsam schluchzt und bebt.
„Die sind schöner als meine“, die sanfte Stimme lässt ihr Schluchzen verebben.
Felix betrachtet bewundernd die Soufflés. Er geht sogar in die Hocke, um sie besonders gründlich anzusehen.
„Ja. Ich weiß.“
Sie schnieft und lächelt.
„Wie genau hast du das gemacht?“
Interessiert und sehr sachlich wendet er sich Julias Rezeptbuch zu, und zwingt sie damit, ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Völlig unvermittelt bekomme ich weiche Knie. Ich kann nette Männer nicht leiden. Über.Haupt.Nicht. Zum Glück stehen jetzt alle um Julia und Felix herum. Unauffällig schleiche ich mich zu meinem Ofen. Ein günstiger Zeitpunkt, meine schwarz gebrannten Vorführteilchen ungesehen dem Müllschlucker zu übergeben. Ich mache mich hier schließlich nicht lächerlich.
Käsesoufflé, wie Julias Mutter es liebte
Man nehme:
100 g. Mehl,
80 g. Butter,
4 -5 Eier, getrennt,
0,7 l. Milch,
100 g. geriebenen Greyerzer-Käse,
50 g. geriebenen Parmiggiano,
Salz, Muskat.
Das Mehl in heißer Butter aufschäumen und mit der Milch ablöschen, damit unter Rühren eine dicke Béchamelsauce entsteht. Diese etwa 10 Minuten köcheln lassen... Auskühlen und den geriebenen Käse und das Eigelb unterrühren. Zum Schluss die sehr steif geschlagenen Eiweiße locker unterziehen. Die Soufflémasse in eine Auflaufform geben, bei der nur der Boden(!) - nicht aber der Rand - gebuttert wurde, dabei darauf achten, die Form höchstens bis zu zwei Drittel zu füllen, da das Soufflé steigt. Im vorgewärmten Backofen bei allmählich steigender Mittelhitze 45 - 50 Minuten backen.
Tipp: Ein Eiweiß mehr verwenden, in diesem Fall also 5 Eiweiße auf 4 Eigelbe. Nach dem Einfüllen und Glattstreichen der Soufflémasse mit einem Messer ein paar Einschnitte in die Masse machen, damit die Luft entweicht. Sofort servieren! Soufflés vertragen keine Wartezeit!
Viel hätte nicht gefehlt und ich hätte mein Backblech fallen lassen. In einem gefährlichen Winkel kippt es nach vorne und sämtliche Kohletörtchen rutschen suizidbereit an die vordere Kante. Vor dem Fenster zur Straße steht mein Banker und winkt. Mir bleibt gewissermaßen gar
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