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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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Hand fest umschlossen:
    „Hallo. Ich bin Felix Sander. Mein Bruder entschuldigt sich für sein unverzeihliches Verhalten und lässt ausrichten, dass er ein kompletter Vollidiot ist.“
    Seine Stimme schnurrt so sanft wie ein Kätzchen. Julia ist sprachlos. Und schachmatt. Der Rest ebenfalls. Mich eingeschlossen. Er wendet sich indes der gesamten Runde zu, die nun reichlich verunsichert dreinblickt.
    „Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich anstelle meines lieben Bruders den freigewordenen Platz einnehme...“, ein bedeutsamer Blick trifft mich, „... um die Familienehre wieder herzustellen.“
    Mein Hirn läuft auf Hochtouren. Das Hasenherz hüpft freudig auf und ab, trällert „Ja, ja, ja“, während mein Magen sich einmal um sich selbst windet. „Nein, nein, nein“, wehrt dieser ab. Ich könnte in Ohnmacht fallen. Das wäre die einfachste Lösung. Aber ich kann mich wohl schlecht permanent in den Zustand der Besinnungslosigkeit flüchten, sobald Felix Sander mir näher als einen Meter kommt. Wie sähe das denn aus.
    Jetzt steht er ziemlich nah vor mir. Nun weiß ich auch, welches Parfum er benutzt.
    „Leider hast du mich vorhin am Telefon nicht ausreden lassen. Ich hatte vor, heute hier mit dir dein Abendessen zu kochen“, flüstert er und zwinkert verschwörerisch, „wenn Mohammed nicht zum Berg kommt ... “
    „ ... kommt der Berg eben zu Mohammed“, beendet Friedrich den Satz.
    „Friedrich fahr´ deine Rhabarbarohren ein und halt den Mund!“
    Ärgerlich verschränke ich die Arme vor der Brust, bemüht, den Duft von Limone und Zedernholz zu ignorieren. Ein wunderbarer Geruch.
    „Frank bekam sein Geld zurück. Es gibt also keinen freien Platz.“
    Diese azurfarbenen Augen sind ... Nein. Katta, diese Brüder machen allesamt nur Ärger. Schmeiß ihn raus, vergiss, auch nur einem der beiden jemals über den Weg gelaufen zu sein. „Nein, nein, nein!“, wispert das Hasenherz entsetzt, während mein Magen zustimmend knurrt. Das Leuchten seiner blauen Iris verdunkelt sich. Überrascht spüre ich einen leisen Stich in meiner Seite.
     „Aber er stört doch gar nicht.“
    Erstaunt drehe ich mich zu Julia um, die zögerlich näher kommt.
    „Also, er findet das auch.“
    Friedrich zuckt die Schultern. Sascha und Johannes packen seelenruhig Felix Einkäufe aus und diskutieren über eine Salatkreation. Sie beachten mein Dilemma nicht im Geringsten.
    „Wenn er nicht Frank ist ... immerhin hat er sein Essen selbst mitgebracht“, murmelt Sascha versöhnlich und beißt in eine Möhre. Er rührt bereits das Honig-Balsamico-Dressing an. Johannes greift nach einem Messer und beginnt, eine Gurke in feine Scheiben zu schneiden.
    „Seid ihr jetzt alle verrückt geworden?“, schimpfe ich.
    Verräter.
    Felix verschränkt die Arme vor der Brust. Unbeirrt saugt sich sein Blick an mir fest.
    „Nun ...“, sagt er gedehnt und legt den Kopf schief, „... sieht so aus, als läge es an dir.“
    Woher wissen die eigentlich immer, welche Signale sie aussenden müssen, damit wir dahin schmelzen wie Butter in der Sonne? Felix guckt wie ein Hundewelpe, den man im Tierheim abgeben will. „Ja, ja, ja!“, quietscht Hasenherz entzückt. Mein Magen grummelt unwillig. Julia stupst mich auffordernd von der Seite an. Ihre Augen leuchten und ihre Lippen formen ein lautloses „Okay?“
    Seufzend gebe ich auf.
    „Meinetwegen.“
    Leider klinge ich nur halb so abgeneigt, wie ich sollte. Ich greife nach einer Schürze.
    „Die müsste dir passen.“
    Felix zwinkert Julia zu und grinst mich anschließend schelmisch an.
    „Danke, Frau Nachbarin“, neugierig schaut er über meine Schulter, „Wie ging das jetzt genau mit dem Soufflé?“
     
    *
     
    Widerstrebend gebe ich zu, dass Felix Sander hier völlig fehl am Platz ist. Seine Kochkünste übertreffen die eines Anfängers bei weitem. Angefangen von der Zubereitung des Teiges bis hin zum Vorbereiten der Förmchen - leider finde ich nicht den geringsten Grund zur Beanstandung. Beeindruckt sehe ich zu, wie er routiniert nach exakt abgestimmtem Zeitplan einwandfrei gebackene Törtchen aus dem Profiofen zieht. Wohlgemerkt: Ich benötigte mehrere Tage, um das Hightech-Gerät ansatzweise zu beherrschen. Mein Wissen bezahlte ich mit zahlreichen Brandblasen und verkohlten Backwaren. Die kleinen Käsesoufflés recken verführerisch ihre hellbraunknusprigen Köpfchen in die Höhe und denken nicht im Mindesten daran, mir den Gefallen zu tun, zusammenzufallen. Nicht mal ein klitzekleines

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