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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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nichts anderes übrig, als in einer mehr oder weniger eleganten Bewegung abwärts den Schwung auszugleichen. Noch während ich also in die Hocke gehe, drehe ich die Rutschbahn der Förmchen in die entgegen gesetzte Richtung. Bereitwillig gleiten die Soufflés direkt an meine Brust und hinterlassen schwarze Rußflecken auf meiner Kochschürze. Spontan beschließe ich, gleich in Deckung zu bleiben.
    „Ich bin es ja gewohnt, dass mir die Damen zu Füßen liegen ... aber das ist wirklich nicht nötig.“
    „Psst!“
    Hektisch ziehe ich an Felix Hosenbein. Er bückt sich zu mir herunter und mustert interessiert mein bloßes Knie:
    „Was genau machst du da unten?“
    „Ich putze!“, schnappe ich sarkastisch und bemüht, böse zu gucken.
    Was vermutlich trotzdem nicht verhindert, dass ich wie ein ängstliches Häschen in der Grube aussehe. Oder wie eine schuldbewusste Frau, die sich unter der Arbeitsplatte versteckt, weil sie ihren Banker belogen hat.
    „Ohne Lappen?“ Jetzt setzt er sich tatsächlich zu mir auf den Boden. Mir bleibt auch nichts erspart. Gottseidank beschäftige ich mich im Augenblick so sehr damit, mir eine plausible Erklärung für Elroy oder James auszudenken, dass ich gar nicht bemerke, wie nah mir Felix plötzlich ist. Erst als er mir ins Ohr flüstert, fällt mir auf, dass wir quasi Nase an Nase in meinem Versteck kauern.
    „Hier ist es aber ziemlich gemütlich“, wispert er und grinst.
    „Halt die Klappe“, zische ich wütend zurück.
    „Okay.“
    Felix sortiert umständlich seine langen Beine in den Schneidersitz und lehnt sich schweigend nach hinten. Fieberhaft überlege ich, was ich tun soll. Ich könnte zur Hintertür hinaus robben und mich über den Zaun im Hinterhof davon stehlen. Allerdings müsste ich die komplette Küche auf allen Vieren durchqueren. Die Wahrscheinlichkeit, unentdeckt zu bleiben, tendiert gegen null. Natürlich könnte ich den Feueralarm auslösen. Und mich im allgemeinen Tumult dann aus dem Staub machen. Leider weiß ich nicht, wo sich besagter Alarmknopf befindet. Habe ich sowas überhaupt?
    Merkwürdigerweise scheint unser Verschwinden niemandem aufzufallen. Meine Kochschüler beschäftigen sich vollauf damit, die Soufflés zu verspeisen. Was mich zugegebenermaßen mit leisem Bedauern erfüllt. Vermutlich wird keins mehr übrig bleiben. Und falls mich das Geräusch knallender Korken und rückender Stühle nicht täuscht, machen sie es sich dabei richtig gemütlich.
    Es müssen Minuten vergangen sein, als Felix sich nun doch räuspert:
    „Wovor genau verstecken wir uns?“, fragt er neugierig.
    Ich rolle die Augen gen Himmel. Der Typ nervt.
    „Da draußen steht jemand, dem ich lieber nicht über den Weg laufen möchte“, flüstere ich in dem vergeblichen Versuch, ein wenig von Felix abzurücken.
    Ich spüre sogar die Wärme seiner Haut. Allein diese Tatsache verwirrt mich bereits zur Genüge. Herrgott, wie soll man nachdenken können, wenn sich permanent der Gedanke an Sex dazwischen drängt?! Habe ich gerade gesagt, ich würde an - Sie wissen schon, was - denken? Streichen Sie das bitte.
    Felix indes lässt sich nicht im Geringsten irritieren.
    „Ach? Gerichtsvollzieher? Polizei? Geheimdienst?“, amüsiert zwinkert er mir zu.
    Einen winzigen, wirklich nur winzigen Augenblick werde ich stutzig. Und verwerfe die Eingebung sofort. Felix Sander mag manches über mich wissen. So ein Leben Fenster an Fenster offenbart ja einiges Privates. Aber das kann er definitiv nicht erfahren haben. Oder? Misstrauisch begegne ich seinem unschuldigen Blick. Nein. Ausgeschlossen. Ich winke ab. Und erstarre. Glöckchen bimmelt. Ich höre es ganz deutlich. Oh nein. Der Bankmensch wird doch nicht etwa...
    „Katta, krabbel´ unter dem Tisch hervor! Da will Dich jemand unbedingt kennen lernen!“, trällert eine fröhliche Stimme.
    Das war´s. Ich bin tot. Bürgschaft hin oder her. Ich werde freiwillig ins Gefängnis gehen. Vielleicht muss ich das Cook & Chill nur vorläufig schließen. Und danach könnte ich neu anfangen. Bestimmt würde mich Johannes vertreten und ich käme glimpflich davon ... womöglich. Wie betäubt krieche ich aus meinem Versteck. Mal wieder als jener Teenager, der vor den Schuldirektor zitiert wird. Meine Knie zittern und mir ist ziemlich übel. Mit gesenktem Kopf betrachte ich ein paar glänzend polierter Herrenschuhe. Teure Marke, Echtleder, handgenähte Naht. Für mich wird es auch gleich teuer.
    Klaren Verstandes wäre mir längst der überkippende und

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