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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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ausgesprochen erregte Ton in Friedrichs Stimme aufgefallen. Hätte ich meine Augen statt auf Schuhspitzen auf mein Gegenüber gerichtet, wäre mir nicht entgangen, dass Friedrich zu Cinderella mutiert ist, die ihren Prinzen getroffen hat. Pardon. Seinen Prinzen.
    „Das ist Jens“, echotet Friedrich atemlos.
    Erst jetzt bemerke ich, dass irgendetwas nicht so abläuft, wie ich erwartet habe. Felix grinst und schält sich ebenfalls aus dem Unterschrank. Er stellt sich dicht an meine Seite und plötzlich spüre ich seine Hand in der meinen. Sie fühlt sich fest an, trocken und warm. Und seltsam tröstend. Zögerlich schaue ich hoch.
    Vor mir steht tatsächlich Elroy (oder James) aus meiner Bankfiliale. Er blickt weder grimmig noch ungehalten drein. Eigentlich wirkt er sogar äußerst erfreut. Was mich jedoch vollends irritiert: Sein Arm liegt um Friedrichs Hüfte.
     
    Das ist mit Abstand einer der schrägsten Abende, den ich seit langem erlebe. Erst nachdem mir wiederholt versichert wird, dass Jens nicht kam, um mich abführen zu lassen, sondern um seinen Lebensgefährten Friedrich abzuholen, entfrostet sich meine eisige Miene. Und macht einem verlegenen Lächeln Platz. Nach zwei Gläsern Wein ergreife ich dann auch gleich die Gelegenheit, meine kleine Unterschlagung zu beichten. Woraufhin mir Jens ein drittes Glas einschenkt und augenzwinkernd offenbart, dass er davon bereits vor der Kreditvergabe wusste. Der Schelm.
    „Wir vergeben keine Kredite ohne eingehende Prüfung“, schmunzelt er und wechselt mit Johannes einen bedeutungsschwangeren Blick.
    Leider bin ich schon zu angeschickert und noch immer zu schockiert, um diesen genauer zu hinterfragen.
    Stattdessen stoßen wir auf den florierenden Betrieb und meine geniale Geschäftsidee an und legen das Finanzthema damit endgültig ad acta. Beim vierten Glas wird mir bewusst, dass Felix seit einer halben Stunde nicht von meiner Seite gewichen ist. Weiterhin geht mir auf, dass ich diese Tatsache nicht unangenehm finde, im Gegenteil. Wahrhaftig lehne ich mich sacht an ihn, ohne es zu bemerken. Den anderen entgeht dies allerdings nicht. In einem passenden Moment - ich glaube, Felix besorgt gerade eine neue Flasche - rutscht Julia auf den freigewordenen Platz neben mir.
    „Ich wusste gar nicht, dass ihr Euch kennt ...“, bedeutungsvoll hebt sie das Kinn Richtung Weinkeller, in den Felix und Johannes entschwunden sind.
    Von fern hört man es rumpeln und lachen. Was treiben die da unten, überlege ich und lächle weinselig. Julia sieht mich verwundert an.
    „Du bist ja verliebt“, kichert sie.
    Ich nicke abwesend und denke über einen Lieferwagen für das Cook & Chill nach.
    „Jaaa ... kann sein.“
    Ich könnte einen Cateringbetrieb anschließen...
    Noch bevor der restliche Abend in einem durchsichtigen Schleier entschwindet, flüstert sie mir zu:
    „Ich habe übrigens mit Melissa gesprochen. Wir sehen uns morgen. Um zu reden.“
    „Ach, wie wunderbar!“
    Glücklich umarme ich sie. Die ganze Welt möchte ich umarmen. Weil sie so hübsch rund ist. Rund und prall. Wie eine dicke, rote Kirsche. Hicks.

25. Splitternackt
     
    Die schönste Sache der Welt ist in Büchern eine brisante Angelegenheit. Die gängige Literatur, die etwas auf sich hält, begnügt sich mit Andeutungen und belanglosem Drumherumpalaver. Als ob den Bestsellerautoren bei diesem Thema schlichtweg die Fantasie fehlt. Oder der Mut. Wollen wir ehrlich sein - die erregendsten Liebesszenen sind nun einmal die anstößigen. Und anrüchige Szenen benötigen dementsprechendes Vokabular. Deshalb verstecke ich unter meinem Bett eine Sammlung von Kitschromanen aus dem Zeitschriftenladen von gegenüber. Es gibt Momente im Leben, die erfordern John den Cowboy. Der ist so, wie wir Frauen uns jeden Mann wünschen. Das würden wir natürlich nie zugeben. Mustang-John hat große, raue Hände, die ihr Versprechen halten. Er macht uns atemlos, feucht im Schritt und total willig. John sprengt die Fesseln der Leidenschaft, schürt das Verlangen, lässt uns zerfließen, beben, wogen, stöhnen, schreien und beim Höhepunkt nahezu ohnmächtig werden. John ist der leibgewordene Orgasmus. Dass die Realität so gebildet wie eben ein Kuhhirt wäre und auch so riechen würde, interessiert nicht. Stattdessen atmen wir den Moschusgeruch der puren Männlichkeit auf dem unschuldigen Papier und träumen uns in die unverblümten Worte des Schriftstellers. Der es leider nur in Heftchenformat ins Kioskregal geschafft hat, weil die

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