Ausgerechnet Souffle'!
Verlegerin die Manuskripte lieber heimlich im Nachttisch bunkert.
Meine Wirklichkeit hatte noch nie etwas mit John dem Cowboy zu tun. Liebesszenen finde ich zwar aufregend, aber selbst die Protagonistin zu sein, verursacht mir vorwiegend nervöses Sodbrennen. Versuche ich dann, mich an die schwülstigen Romane zu erinnern, stelle ich immer wieder fest: Die Praxis hat mit dem Drehbuch meist nicht viel gemein. Sogar die Superlover meiner Vergangenheit schafften es nie ohne Panne.
Irgendwo zwischen Auto, Haustür und Treppenhaus fallen Felix und ich übereinander her. Er fing an, ehrlich. Ich schwöre, ich wollte bloß einen kleinen, sauberen Abschiedskuss. Ohne Zunge. Kichernd stoße ich mit dem Rücken gegen die Tür und unterdrücke den Schmerzenslaut, der sich vermutlich ekstatisch anhört, jedoch tatsächlicher Pein entspringt. Mir kommt zugute, dass ich ein wenig betäubt bin. Die Wirkung der fünf (oder sechs?) Gläser gehaltvollen Rotweins aus Julius geheiligter Sammlung kann, gelinde gesagt, mit einer örtlichen Narkose verglichen werden. Also nutze ich die Gelegenheit, um „im Nebel der Begierde“ zu versinken, von dem ich schon so oft gelesen habe. In der Tat wird mir schwindelig, als er mich hochhebt und seine Hände um meinen Hintern legt. Leider denke ich über mein Gewicht nach, und darüber, ob ich ihm nicht zu schwer bin. Dann gelobe ich Heiner stumm, bald wieder mal vorbei zu kommen. Doch ausgerechnet jetzt imaginäre Zwiegespräche mit meinem dicken Trainer zu führen, finde ich etwas deplatziert. Mir schaudert (sehr passend) und ich verschränke die Finger um Felix Nacken. Er presst seinen Mund auf Meinen und denkt nicht im Mindesten daran, nachzugeben, als ich nach Luft schnappe. Er schmeckt nach Honig und Tabak und stöhnt, als ich mit der Zungenspitze zwischen seine Zähne fahre. Dieses Geräusch erregt mich dermaßen, dass ich mich plötzlich wie eine fleischfressende Pflanze fühle, die sich eine Fliege einverleibt. Ich muss lachen. Felix hält inne. Seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen und auf einmal sieht er seinem Bruder Frank eine Spur zu ähnlich. Polternd fallen wir zu Boden, während ich fieberhaft an den Knöpfen seines verschwitzten Hemdkragens fummele und vor Nervosität fluche, weil meine Finger jegliche Koordination missen lassen. Felix fackelt nicht lange. Mein Shirt nebst BH landet auf Nimmerwiedersehen im Dunkel, das Hemd fliegt hinterher. Ich lehne mich zurück und sinke auf den Teppich. Gemächlich zieht er den Reißverschluss meiner Jeans nach unten. Seine Zunge malt kleine Kreise auf meinen entblößten Bauch. Mist. Genau an dieser Stelle sollte ich laut Drehbuch vor Leidenschaft zergehen wie Schokolade im Milchbad. Doch ich bin fürchterlich kitzelig. Am Bauchnabel ganz besonders. Also giggele ich vor mich hin, was ich persönlich wenig erotisch finde, Felix aber nicht wesentlich zu stören scheint. Nun kommt der Punkt, an dem ich stets aufs Neue scheitere. Im Film und in der Literatur klappt es immer. Bei mir nie. Meine Hose lässt sich weder elegant herunterziehen, noch flugs von den Beinen streifen. Stattdessen verheddert sich der widerspenstige Stoff zwischen meinen Füßen und verwehrt mir jegliche Beinfreiheit, die ich gerade dringend nötig hätte. So strample ich wie verrückt, als Felix Finger ohne weitere Vorwarnung in mir versinken. Ich brülle los vor Schreck und denke an Spiegelei. Keine Ahnung warum. Felix findet das sehr erregend und fährt fort. Zum Glück hat er nichts mit Mel Gibson gemein, der in einem Kinofilm die Gedanken der Frauen hören kann. Das Blut rauscht in meinen Ohren, während ich nach wie vor verzweifelt mit meinen Fußfesseln kämpfe. Dann bin ich endlich frei. Meine darauf folgende Wahrnehmung konzentriert sich auf das endlose Blau seiner Augen, in dem ich mich, streng nach Regieanweisung, gedenke, aufzulösen. Dass es mir gelingt, überrascht mich beinahe. Leider lässt mein Gespiele mich nicht. Er holt mich zurück und ein unkontrolliertes Zittern erfasst meine Bauchdecke. Ehe ich einem erneuten Lachanfall erliege, fasst er meine Hüften und tut Unvorstellbares mit mir. Und ich mag es. Wirklich. Sein Duft sickert durch meine Poren und vermischt sich mit meinem. Meine Haut pulsiert und Rinnsale von Schweiß strömen zwischen unseren Leibern herab. Ich weiß plötzlich nicht mehr was zu mir, was zu ihm gehört. Währenddessen kehrt er sein Innerstes nach Außen. Ich finde mich sehr prosaisch. Vielleicht sollte ich doch zu
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