Ausgerechnet Souffle'!
großes Tablett balancierend, auf dem zwei übervolle Tassen und ein üppiger Teller Schokokekse stehen. Ihre Augen leuchten und sie konzentriert sich sosehr auf ihre Last, dass sie mit ihren Zähnen auf die Zungenspitze beißt.
„Felix, Kaffee ist aus, ich hab dir stattdessen Tee ... Ach du Scheiße!“
Das war´s dann auch mit Tee. Der Inhalt des Bechers schwappt erschrocken über. Nicht minder entsetzt glotzt Britta mich an.
„Was machst du denn hier?!“, fragt sie lahm.
„Hallo, Katta.“
Inzwischen hat sich der Lehnstuhl gedreht. Darin sitzt Felix, die Arme vor der Brust verschränkt und lächelt mich entspannt an. Britta hingegen steht zur Salzsäure erstarrt im Türrahmen.
„Was genau ist hier los?“
Meine Stimme klingt rau. Ich schlucke, während meine Gedanken Achterbahn fahren und meine widerstrebenden Gefühle dabei fest umklammern. Britta und Felix wechseln einen raschen Blick und Felix nickt unmerklich. Oh, Bitte nicht. Lass das nicht eine abgekartete Sache sein, stöhnt meine rechte Gehirnhälfte, derweil meine linke sich bemüht, die zügellos umeinander springenden Emotionen zu sortieren.
„So. Ein Geschäftstermin also.“
Das war nicht als Frage gemeint. Es war eine Feststellung. Felix bejaht trotzdem, ohne eine Miene zu verziehen.
„Sozusagen.“
Scharf ziehe ich die Luft ein. Britta stellt das Tablett mit zitternden Händen auf den Tisch. Das Porzellan klirrt, der Teelöffel rutscht von der Untertasse.
Für eine geraume Weile schwebt eisige Stille in dem Zimmer. Die Häärchen auf meinem Unterarm richten sich auf. Lediglich ein Amselpärchen streitet draußen in den höchsten Tönen. Mein Blick wandert zu einem Punkt an der Wand über Brittas Kopf. Ich fragte mich unlängst, warum sie ein Gemälde von der Jungfrau Maria in ihrem Büro aufhängt. Der reine Hohn. Britta ist alles andere als eine Heilige. Und wäre sie eine, würde sie spätestens jetzt exkommuniziert. Plötzlich kommt mir der Raum winzig vor, das sanfte Licht sticht gleißend in meine Augen. Obwohl ich völlig geplättet bin und nicht im geringsten einen Zusammenhang zwischen meiner besten Freundin und Felix Sander herzustellen vermag, eines ist sicher: Ich wurde verraten und verkauft. Die Enttäuschung fühlt sich an, als hätte ich in eine Zitrone gebissen. Britta ist wie eine Schwester für mich. Ich vertraue ihr blind und sie hat mir bis dato niemals etwas verheimlicht. Abgesehen von dem Schokoriegel, den sie im Pfadfinderlager nicht mit mir teilen wollte. Da waren wir Sieben. Vor allem war sie immer ehrlich, wenn es mich betraf. Und Felix ... Ich verziehe das Gesicht. Auch er hat mich scheinbar belogen. Sozusagen, wie er so schön meinte. Da ist er also abermals. Der altbewährte Nebensatz nach dem Hauptsatz. Ein scharfer Stich durchfährt mich. Meine Brust zieht sich schmerzvoll zusammen. Ich kriege keine Luft. Ich muss hier raus. Sofort.
„Katta bitte, lass uns erklären ...“, bettelt meine Freundin, aber das ist eindeutig ein uns zuviel.
Die Tür fällt bereits mit einem lauten Knall hinter mir ins Schloss, so dass ich nur noch einen kurzen, gedämpften Wortwechsel vernehme, den ich nicht verstehen kann. Ich wende mich tränenblind der Richtung zu, in der ich den Ausgang vermute, und sprinte los.
*
Nach etwa fünfzig Metern holt Britta mich ein. Sie fasst mich im Laufen am Arm und reißt mich mit erstaunlicher Kraft herum, so dass ich gezwungenermaßen eine Vollbremsung vollziehe. Fast wäre ich über meine eigenen Füße gestolpert. Ich schwanke beträchtlich und suche notgedrungen Halt an meiner Freundin. Der Autofahrer, dessen Stoßstange uns dabei knapp verfehlt, hupt wild und zeigt einen Vogel. Weitere Reifen quietschen und zornige Rufe schallen herüber, doch ich bin taub und blind. Aggressiv schubse ich sie von mir und schüttle ihren Arm ab. Mitten auf der Straße bleiben wir hechelnd voreinander stehen, Britta vor Anstrengung und ich vor Wut.
„Katta, es ist nicht so, wie es aussieht.“
Keuchend hält sich Britta die offenbar schmerzende Seite, als sie den Spruch ableiert, den ich schon hundertmal in schlechten Filmen gehört habe. Sie hat Seitenstechen. Ich kann mir den gehässigen Gedanken nicht verkneifen, dass Schokoladenkekse im Allgemeinen nicht konditionsfördernd wirken.
„Ach nein? Dann erkläre mir bitte, wie es ansonsten sein soll“, tobe ich, „im Moment fühle ich mich nämlich wie ein Vollidiot!“
Nun schleicht sich Brittas schuldbewusste Züge
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