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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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meine Wangen, die mit der Kälte meiner Enttäuschung kämpft. Mit einer heftigen Bewegung schüttele ich ihre versöhnliche Hand beiseite.
    „Vielleicht hat Frank etwas übertrieben ... und ich wusste wirklich nicht, dass er jemanden ernsthaft verletzt ...“, räumt Britta leise ein.
    Ein netter Versuch. Nur leider zu spät. Ich schüttle traurig den Kopf und spüre, wie sich meine Augen mit Tränen füllen.
    „Nein. Du hast übertrieben, Britta. Und nicht nur etwas.“
    Von fern erklingt das Heulen der Streifenwagensirene. Mit drei großen Schritten gelange ich auf den Radweg. Britta bleibt reglos auf dem weißen Mittelstreifen stehen, die Hände in die Hüften gestemmt. Ich drehe ihr stumm den Rücken zu
    „Genau. Renn weg. Wie immer!“, ruft mir Brittas Stimme hinterher.
    Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

26. Flambiert
     
    Ich stürme ins Cook & Chill wie ein Droschkengaul mit Scheuklappen. Die bloße Tatsache, hier lebend angekommen zu sein, ist ein kleines Wunder. Ich bin gerast wie von Sinnen, habe sämtliche Geschwindigkeitsrichtlinien missachtet, dabei zwei rote Ampeln überfahren und beinahe einen Fußgänger.
    Ich brauche weder nach rechts noch links zu schauen. Der Laden quillt über, das höre ich allein am Geräuschpegel. Sascha rotiert mich hochrotem Gesicht durch das Lokal, bemüht, den Ansturm auf das Café zu bewältigen. Das kommt mir mehr als gelegen. Wortlos stelle ich mich gesenkten Blickes an die Kaffeemaschine und reagiere meinen Adrenalinüberschuss an der Milchschaumdüse ab.
    Tobenderweise löst man Probleme nicht wirklich. Aber sie lassen sich auf diese Art wesentlich leichter ertragen. Ich war nie der Typ, der seine Gefühle sonderlich gut beherrscht. Das kann ich leider nicht im Geringsten beeinflussen oder gar kontrollieren.
    Schon mein Klassenlehrer sah mir an, wenn sich ein Spickzettel in meiner Hosentasche befand. Üblicherweise machte er keine großen Worte. Er hielt lediglich auffordernd die Rechte auf. In die legte ich dann schamrot den kleinen, zerknitterten Versuch, zu betrügen. Und das, bevor die Prüfung überhaupt begonnen hatte. Diese Unfähigkeit bescherte mir auch einen Spießrutenlauf im Pubertätsmarathon. Jeder Junge, den ich gut fand - wusste das mit Sicherheit. Bis heute wirke ich wohl daher auf den Jagdtrieb der männlichen Spezies so interessant wie ein Reh, das sich freiwillig vor die Flinte schmeißt, noch ehe sie geladen ist.
    Die Milch kocht über. Fluchend lasse ich das Kännchen fallen und tauche reflexartig meine verbrühte Hand in das Eiswasserbecken. Saschas besorgter Blick trifft mich.
    „Alles in Ordnung?“, flüstert er.
    Nein. Nichts ist in Ordnung. Stumm schüttle ich den Kopf und wehre seine mitfühlende Geste ab. Erst jetzt fällt mir auf, wie still es geworden ist. Als ich aufschaue, begegne ich der unauffälligen Musterung meiner Kundschaft. Louise verharrt mit erhobener Kuchengabel, die sie auf dem Weg in ihren Mund vergessen hat. Julia wühlt enorm sorgsam in einer Bücherkiste und Linda reibt sich gedankenverloren den runden Bauch, während sie mich mitleidig ansieht. Die anderen Gäste stecken flüsternd die Köpfe zusammen und ein Kunde schleicht heimlich hinaus, vertrieben von der spannungsgeladenen Atmosphäre.
    „Ich glaube, ich gehe besser ins Büro“, murmele ich und nehme mir ein Kühlpack aus dem Eisschrank.
    Meine Hand ist krebsrot. Verbrannt wie mein Innerstes.
    Auf halbem Weg drehe ich nochmal um und hole noch die Maxipackung Schokoladeneiscreme aus dem Kühlfach.
     
    *
     
    Die Zahlen verschwimmen auf dem Papier und ich blinzle angestrengt. Zum dritten Mal habe ich die Buchungen überprüft und nach jeder Rechnung ein, wenn auch interessantes aber leider falsches Ergebnis herausbekommen. Der Taschenrechner fiept zum Abschied, als er mit einem dumpfen Poltern im Mülleimer endet. Bis auf einen kläglichen Rest habe ich zwei Liter Schokoeis in mich hinein geschaufelt. Mir ist nun wirklich übel. Jetzt endlich rinnen die Tränen unaufhaltsam über meine Wangen und tropfen auf das Blatt. Die Tintenzahlen lösen sich in nichts auf. Ich lasse los. Und knalle mit dem Kopf auf die Schreibtischunterlage. Entkräftet bleibe ich gleich so liegen, die kühle Schreibtischplatte an meiner Stirn. Irgendwie ist es friedlich dort und ich schließe die Augen.
    Das Telefon klingelt. In meiner Vorstellung jagt indes eine Szene die Nächste. Felix entsorgt die ertrunkene Pflanze. Britta und ich kochen und hüpfen zum Gejaule der

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