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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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Arme vor der Brust und sehe demonstrativ zur Wanduhr.
    Er lässt sich von meiner Ungeduld nicht einschüchtern. Stattdessen ergreift er meine Rechte. Leider kann ich sie nicht schnell genug wegziehen.
    „Katta, glaub mir, ich zog meine Lehren daraus. Mein Opfer war unglückseligerweise die Schwester meiner Freundin. Was ich da veranstaltet habe, ging sowieso zu weit. Dass meine Verfehlung auch noch Julia traf, war unverzeihlich.“
    Bedauernd schüttelt er den Kopf.
    Ich begreife nur langsam. Die gut aussehende Frau vor dem Frisörsalon fällt mir ein. Mit den Gesichtszügen, die mich an jemanden erinnerten. Julias Schwester. Natürlich, daher die Ähnlichkeit! Melissa. Franks Freundin. Oh Mann.
    „Es war der pure Zufall, dass Melissa und Julia sich versöhnten und Julia dann selbstverständlich von dem Idioten im Kochkurs erzählte. Melissa musste wirklich nur A und B zusammenzuzählen. C war folglich mein Rauswurf ...“, er stöhnt gequält bei der wohl unerquicklichen Erinnerung.
    Ich betrachte den zerknirschten Frank abschätzend und ein ungewolltes Lächeln legt sich auf meinen Mund. Tja. Die kleinen Sünden ... und die großen erst recht.
    Sieh an. Melissa beendete also die Beziehung. Gutes Mädchen. Sie besitzt offenbar mehr Charakter, als ich dachte. Und Julia sagte sie wahrscheinlich nicht einen Ton, um sie nicht noch zusätzlich zu verletzen oder gar in Verlegenheit zu bringen. Ich bin keine Heilige. In der Tat empfinde ich so etwas wie Schadenfreude.
    „Das verdienst du nicht anders.“
    Die Worte flutschen raus, ehe ich sie überhaupt zu Ende denke. Sein irritierender Blick hält dem meinen äußerst geradlinig stand. Mir schießt in den Kopf, dass er Felix irgendwie doch mehr ähnelt, als ich dachte. Oder dieser ihm, wie man es sehen möchte.
    Er nickt langsam.
    „Ja, da hast du sicher recht.“
    Auf einmal kann ich ihm nicht länger böse sein. Dummerweise lässt sich nichts dagegen tun, auch wenn jetzt die günstige Gelegenheit wäre, ihm sein schändliches Benehmen nachdrücklich um die Ohren zu hauen. In seinen Augen ist der Verlust so offensichtlich. Er scheint wahrhaftig zu leiden. Wüsste ich nicht genau, dass besagter Mistkerl Frank Sander vor mir stünde, empfände ich Mitleid. Okay. Ich habe Mitleid. Ein wenig versöhnlicher beuge ich mich zu ihm vor.
    „Warum bist du hier?“
    Das frage ich mich wirklich. Angesichts meiner aussichtslosen Lage betrachte ich es als Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Frank meine Hilfe will. Ich bräuchte dringend mehr als nur einen rettenden Strohhalm, um mein eigenes Leben zu ordnen. Zumal ich keinen Schimmer davon habe, wie ich ihm helfen könnte.
    „Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Irgendwo muss ich ja anfangen“, er grinst schief, „und du erschienst mir als das kleinste Übel.“
    Typisch. Ich schaue in Franks bittendes Gesicht, denke an Felix und daran, dass ich seine blauen Augen vielleicht nie wieder sehen werde. Außerdem ist meine Existenz dahin, meine Freunde verloren, ich habe selbst null Ahnung, wie es weiter geht. Und jetzt soll ich erneut Großmut walten lassen. Gutes Karma zu erlangen wird einem nicht gerade leicht gemacht.
    „Vergiss es“, winke ich ab.
    Und wehe, ich komme dafür nicht in den Himmel.
    Frank lächelt erleichtert. Und dann breche ich in Tränen aus.
    In der nächsten Stunde lerne ich die wichtigsten Lektionen meines Lebens. Erstens, jeder macht Fehler. Zweitens, manchmal täuscht der erste Eindruck. Und drittens, man kann sich ändern, auch wenn man Frank Sander heißt. Er ist eigentlich ganz in Ordnung. Nachdem er mir geduldig und fürsorglich den Inhalt einer gesamten Kleenexpackung gereicht, meinen Rücken gestreichelt und seine Brust zum Anlehnen zur Verfügung gestellt hat, habe ich mich einigermaßen beruhigt. Mein haltloses Schluchzen ist auf das erträgliche Maß eines Wimmerns herabgesunken und es ist mir nicht peinlich, dass die Brust seines weißen Hemdes klitschnass von meinen Tränen ist. Zuerst stockend und schließlich wie ein Wasserfall sprudelt mein persönliches Desaster aus mir heraus, bis nichts mehr übrig bleibt, das ich noch erzählen könnte. Ich habe dem einzigen Menschen meine Abgründe offenbart, bei dem ich Trost am Wenigsten vermutete. Und es geht mir phantastisch damit.
    Nun sitzen wir nebeneinander und Frank hält etwas unbeholfen meine Hand. Vor einigen Wochen hätte ich jeden ausgelacht, der mir dieses Szenario weismachen wollte. Ich kann es selbst kaum glauben. Stattdessen

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