Ausgerechnet Souffle'!
ist mein Problem weitaus gravierender, als ich vermutete. Sogar im Kiosk ließ ich anschreiben.
Ich hatte bisher nie Schulden. Solange ich denken kann, arbeitete ich so viel, dass mir der Gedanke an finanzielle Mittel keine schlaflosen Nächte bereitete. Das übernahmen dafür mein mittelmäßiges Abitur sowie die stets abrupt endenden Liebschaften jener Phase, die ich gerne als die Folgeerscheinung meiner zeitintensiven Nebenjobs bezeichne. In puncto Fragestellung „Geld oder Liebe“ entschied ich mich immer für den Zaster. Der gab mir die nötige Sicherheit, die mir kein Kerl auf der Welt bieten konnte.
Nun aber realisiere ich, dass ich dermaßen in Schwierigkeiten stecke, dass ich nicht alleine rauskomme. Es hilft nichts, an verrauchten Träumen festzuhalten. Bares muss her, sonst lande ich am Ende auf der Straße. Ich brauche unverzüglich einen Job. Und einen Anwalt mit Haaren auf den Zähnen sowieso.
Es klingelt an der Tür. Erleichtert lasse ich die Rechnungen los. Sie segeln sanft auf den Stapel mit all den anderen Zeugnissen meines vernachlässigten Lebens. Ich spurte zur Haustür, reiße sie auf und will meiner Freundin in die Arme fallen. Stattdessen lege ich noch im Flug die Bremse ein. Das imaginäre Quietschen hallt in meinem Herzen nach.
In der Tür steht Felix.
Im ersten Moment möchte ich mit einem Lachen an seinen Hals springen. Die Entschuldigungen sprudeln aus meinem Mund und ich will sein verschwitztes Gesicht mit Küssen bedecken. Verzeih mir. Du bedeutest mir so viel. Doch irgendetwas hält mich davon ab. Ich bemerke seine abwehrende Geste. Und sehe in seine Augen. Sie glänzen erst erschrocken, dann schuldbewusst und ... grün. Enttäuscht lasse ich die Hände sinken.
„Hallo, Frank.“
*
„Was willst du hier?“
Meine Stimme klirrt wie Eis. Er räuspert sich verlegen und tritt auf der Stelle.
„Ich hörte von ... dem Unglück. Es ... es tut mir echt leid“, murmelt er und streicht sich fahrig die Haare aus der Stirn.
„Ach ja? Und?“
Ungeduldig schaue ich auf die Uhr. Mir rennt die Zeit weg. Frank gönne ich nun wirklich nicht eine Sekunde davon. Er macht einen Schritt auf mich zu, so dass ich unwillkürlich zurückweiche. Am liebsten würde ich die Tür vor seinem Gesicht zuschlagen.
„Kann ich mit dir reden? Ich bräuchte ... deinen Rat.“
Seit ich Frank Sander kenne, vernahm ich nie auch nur einen Hauch von Freundlichkeit aus seinem Mund. Ungläubig registriere ich seinen schüchternen, beinahe demütigen Tonfall und unterdrücke das Bedürfnis, nachzusehen, ob hinter ihm eine böse Überraschung lauert. Doch ich erspähe weder Presseleute noch einen Clown mit einem Eimer kalten Wassers. Er indes öffnet bittend seine Hände. Diese Geste passt nun wirklich überhaupt nicht zu ihm. Ich schüttle automatisch den Kopf.
„Nein!“, denke ich. „Komm herein“, sage ich.
Und könnte mich selbst verfluchen. Frank tritt in den schmalen Flur ein und sieht sich neugierig um.
„Kaffee?“, frage ich automatisch und verwünsche meine Gastgeberallüren.
Er nickt dankbar.
„Gerne.“
Zehn Minuten später sitzen wir schweigend voreinander. Frank hält seine Tasse genau in derselben Art und Weise wie sein Bruder, bemerke ich schmerzerfüllt und zwinge mich, in seinen Augen den bekannten, gehässigen Zug zu entdecken. Doch da finde ich nur Traurigkeit. Von daher rühre ich in meinem Milchkaffee und versuche, die unangenehme Stille bestmöglich auszusitzen. Zugegebenermaßen bin ich verwirrt.
„Melissa hat mit mir Schluss gemacht.“
Er sagt das so leise und verzagt, dass ich glaube, mich verhört zu haben.
„Hä?“, sage ich verständnislos, „wer ist Melissa?“
„Sie war meine Freundin. Bis ... mir die Sache mit Julia ein wenig ... entglitten ist.“
Entglitten?! Ich verkneife mir, ihn darauf hinzuweisen, dass dieser Ausdruck wohl die Untertreibung des Jahrhunderts darstellt. Und was hat meine Julia mit dieser Melissa zu tun?
Er starrt auf seine Hände. Ich schaue ihn mit einem riesigen Fragezeichen im Gesicht an. Muss ich mir jetzt etwa Franks Liebeskummer anhören? Bemerkenswert, dass er überhaupt zu dieser Gefühlsregung imstande ist.
„Ich wusste das ehrlich nicht. Du warst schließlich diejenige, die ich auf die Palme bringen wollte.“
Oh ja. Das ist dir allerdings gelungen, du Mistkerl. Ich schnaube abwertend.
Frank guckt tatsächlich zerknirscht.
„Tut mir leid.“
Oho. Eine Entschuldigung, wahrhaftig. Ich verschränke die
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