Ausgerechnet Souffle'!
bin ich dankbar und unsäglich erleichtert.
Er schmunzelt, als ich den sinnlosen Versuch unternehme, meine Haare zu sortieren.
„Und jetzt?“, fragt er heiter.
„Was und jetzt?“
Unsicher schaue ich ihn an.
„Welchen Plan haben wir?“
*
Noch am selben Abend steht dann die Person vor mir, deren Anwesenheit ich mir am dringlichsten gewünscht habe. Britta sieht mich an wie ein verschrecktes Huhn. Eine dicke Krokodilsträne kullert aus ihren dunklen Augen. Sie lässt ihre pralle Einkaufstüte fallen und ein paar Zitronen rollen vor meine nackten Füße. Nur eine Sekunde später liegen wir uns schluchzend in den Armen.
„Es tut mir leid“, jammert Britta.
„Und mir erst!“, heule ich.
Frank reißt die zweite Kleenex-Packung auf.
Frank, Britta und ich kochen indisch. Ich hätte nie gedacht, dass Frank so gut darin ist, Sharuk Khan zu imitieren. Manche Leute tanzen ihre Sorgen einfach weg. Wir haben gleichzeitig dieselbe Idee. Zugegebenermaßen benötigen wir die enthemmende Wirkung zweier Flaschen Wein dazu. Kurzerhand rücken wir den Esstisch beiseite und hüpfen wie besessen in meiner Küche herum. Danach sitzen wir zusammen auf dem Balkon über Karlssons Dächern. Und reden. Wir reden viel. Wir reden lange.
Die Welt ist definitiv runder, als ich weit nach Mitternacht in mein schwankendes Bett steige. Um endlich tief und traumlos zu schlafen.
*
Ich brauche zwei weitere Tage, bis ich mich traue, meinen ehemaligen Arbeitgeber anzurufen. Am anderen Ende der Leitung meldet sich eine wohlbekannte Stimme.
„Kanzlei Dr. Hennemann, Frentzen und Partner, Müller am Apparat?“
Ich öffne den Mund und heraus kommt lediglich heiße Luft. Ich versuche es nochmal.
„Hallo?“
Ich bin heiser vor Aufregung. Das besitzt den Vorteil, dass Elfi mich nicht erkennt.
„Ich möchte Herrn Dr. Hennemann sprechen“, krächze ich, und da sie als Nächstes fragen wird, wen sie melden darf, setze ich gleich gewichtig hinzu, es sei privater Natur.
Doch Elfi ist hartnäckig, gelernt ist gelernt. Eine gute Sekretärin lässt sich so leicht nicht überrumpeln.
„Wen darf ich melden?“, zirpt sie freundlich aber unnachgiebig.
So nuschele ich undeutlich
„Leeeehner“, in den Hörer.
„Ah, Frau Lehner. Einen kleinen Augenblick bitte, ich frage nach, ob er zu sprechen ist.“
Ich fasse es nicht, sie kapiert nicht, wer ich bin. Leider freue ich mich zu früh.
„Frau Lehner … er ist gerade … KATTA? Bist DU das?“
So ein Mist. Das fehlt mir noch.
„Jahaaa ...“, sage ich gequält und prompt ergießt sich ein Wortschwall über mich, der Gott sei Dank abrupt endet, als ich im Hintergrund einen energischen Barriton höre. Meine ehemalige Kollegin taktet sofort durch:
„Moment Katta, ich verbinde!“
Und weg ist sie.
„Frau Lehner, was kann ich für Sie tun?“
Hä? Ich bin verwirrt. Die Stimme am Apparat klingt kühl und distanziert und gehört eindeutig dem Dr. Hennemann, den ich vor langer Zeit begrub.
„Johannes … Dr. Hennemann ... ich …“
Eine Sekunde lang bin ich versucht, aufzulegen. Aber da ich schon mal dabei bin, mich vollends zu erniedrigen, kann ich mein Anliegen ebenso auch gleich loswerden. Also straffe ich die Schultern.
„Ich möchte meinen Job zurück ... wenn das geht.“
Am anderen Ende der Leitung ist es still. Ich höre ihn förmlich denken. Mir klopft das Herz bis zum Hals.
„Schicken Sie mir doch eine formlose Bewerbung rein, Frau Lehner. Ich sehe dann, was ich für sie tun kann.“
Noch während ich ein „Danke“ stammele, registriere ich, dass er sich bereits höflich aber unverbindlich verabschiedet hat. Kurz darauf tönt ein unschönes Freizeichen in meinem Ohr. Allmählich beschleicht mich das Gefühl, wirklich ein wenig schizophren zu sein. Was passierte mit dem Johannes, der zwischendurch zutage trat? Oder habe ich mir das eingebildet? Überhaupt, die ganze Zeit des Cook & Chill kommt mir wie ein Theaterstück vor, das sich lediglich in meinem Kopf als Sondervorstellung abspielte. Ich seufze und dränge die Traurigkeit erneut zurück. Stattdessen wende ich mich der Zukunft zu. Und der Bewältigung dieser Unsummen, die ich Gott und der Welt schulde. Er will also eine Bewerbung. Keine Ahnung, wieso. Vermutlich hat er meine Akte verbrannt. Ich mache ein grimmiges Gesicht. So nicht, Herr Doktor. Sie wollen eine Bewerbung? Sie KRIEGEN eine Bewerbung.
Etwas unschlüssig drehe ich die kleine Visitenkarte in den Händen. Frank gab mir Felix
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