Ausgerechnet Souffle'!
Louise und von Louise zu Dr. Hennemann und versuche krampfhaft, mich an den möglichen Grund zu erinnern, weshalb Frau von Stetten mich verklagen sollte. Hat ihr das letzte Mittagessen nicht geschmeckt? Tatsächlich bemerke ich mit Erstaunen, dass sie neben ihm Platz nimmt und die beiden sich zunicken. Als ob es der Überraschungen nicht genügen würde, treten auch noch Bankmensch Elroy ... äh Jens und ... Friedrich (!?) ein. Reflexartig suche ich nach einem Fluchtweg. Leider bleiben die Neuankömmlinge in der Tür stehen und lächeln mich liebenswürdig an. Wohlgemerkt, in der einzigen Tür. Das Fenster ist zwar geöffnet, da wir uns jedoch im vierten Stock befinden, verzichte ich lieber darauf, die Action-Heldin zu spielen.
„Verschwörung!!!“, will ich brüllen und kralle ersatzweise meine Fingernägel in die Armlehne. Stattdessen setzt mein Sprachzentrum aus.
„Meine Mandantin besitzt ein persönliches Interesse daran, das Cook & Chill wiederzueröffnen.“
Guter Witz. Haha.
„Warum?“
Ich finde meine Sprache wieder. Nur in Einwortsätzen, aber immerhin.
Jetzt meldet sich Louise zu Wort.
„Ich kann nicht mehr schreiben. Ich benötige dazu diesen Laden und deshalb möchte ich, dass Sie den Betrieb umgehend aufnehmen.“
Schreiben. Sie schreibt??? Mir dämmert etwas. Die vielen Bücher. Diese Blicke, die alles erfassen. Die ständigen Notizen. Ich blöde Kuh. Die Frau ist Schriftstellerin. Von wegen Einkaufszettel. Ich muss lachen. Es klingt wahrscheinlich ziemlich jämmerlich.
„Ich kann das Cook & Chill nicht eröffnen. Ich besitze keinen Cent. Stattdessen habe ich Schulden und brauche dringend einen Job.“
Ein Seitenhieb für den verräterischen Anwalt, selbst wenn meine Stimme dabei an das Piepsen einer Maus erinnert.
„Genau deswegen kommen wir zusammen“, schaltet sich Dr. Hennemann ein, „wir wollen Dir ein Angebot machen, Katta.“
Ach, jetzt sind wir plötzlich wieder per Du? Allmählich gewinne ich Oberwasser, obwohl die Anspannung unerträglich wird. Ich lehne mich achselzuckend nach hinten und fläze mich auf meinem Sitz, so gut man sich eben auf einem unbequemen Holzstuhl rumlümmeln kann. Die Rückenschmerzen nehme ich gern in Kauf, wenn ich dafür lässig aussehe. Na, dann lasst mal hören, ich bin gespannt. Meine Coolness ist rein äußerlicher Natur. Meine Pumpe schlägt mir bis zum Hals und meine Hände werden feucht.
„Du willst doch deinen alten Job gar nicht zurück.“
Will ich wohl.
„Und du möchtest dir auch nicht vorstellen, dich hier erneut von mir rumscheuchen zu lassen.“
Allerdings. Da muss ich ihm Recht geben.
„Du gehörst ins Cook & Chill. Da ist Deine Seele.“
Ja. Die ist verbrannt.
„Es liegt im ureigensten Interesse von Frau von Stetten, dass der Laden seine Türen wieder öffnet. Dazu bieten wir Dir eine Finanzierung im Rahmen einer stillen Teilhaberschaft an, die alle anfallenden Kosten für die Ausstattung und die Übernahme der ersten drei Monate Unterhaltskosten, also Miete, Nebenkosten et cetera betrifft. Die Formalia haben wir mit dem zuständigen Herrn bei der Bank besprochen“, ein freundliches Nicken zu demselben an der Tür.
Ich traue meinen Ohren nicht. Argwöhnisch schaue ich die beiden an, die mich ihrerseits abwartend mustern. Dann drehe ich mich um und fange Friedrichs amüsierten Blick auf. Mein Gehirn läuft auf Hochtouren und mein Herz galoppiert wie eine verrückte Stute ins Nirgendwo. Ich greife nach meinem Wasserglas.
„Wo ist der Haken?“, flüstere ich.
Frau von Stetten gehört nicht zu der Sorte Frau, die sowas uneigennützig macht. Sie ist überhaupt kein netter Mensch, wenn ich es mir recht überlege.
„Es gibt keinen. Zumindest keinen, an dem man sich erhängen könnte“, schmunzelt Johannes.
Louise sieht mich immer noch schweigend und gewohnt finster an. Ihre Nervosität äußert sich lediglich daran, dass sie unablässig an ihrem Siegelring dreht.
„Frau von Stetten muss ein Manuskript beenden. Das kann sie nur im Cook & Chill. Sie möchte die Gründe nicht weiter ausführen. Um bei den Fakten zu bleiben, du stellst das Cook & Chill genauso her, wie es vorher war, sie beendet den Roman und mit der Veröffentlichung trittst du jegliche Rechte an darin beschriebene Personen und Handlungen an Frau von Stetten sowie den Verlag ab. Das wäre schon alles. Mit dem Druck des Titels erhältst du als Bezahlung für die abgetretenen Ansprüche die Übereignungsurkunde für das Geschäft, mit deren Übergabe
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