Ausgerechnet Souffle'!
dort ... eine mahnende Stimme flüstert: „Lass es sein, Katta. Du bist nicht für sämtliche fehlgeleitete Menschlein auf diesem Planeten verantwortlich.“ Ich mache eine unwillige Geste und bedeute der ungefragten Intonation Brittas, zu schweigen. Die fahle Verkäuferin guckt nun doch etwas erschreckt.
„Meine innere Stimme sagt“, wispere ich vertraulich und rücke noch näher, „dass ich diese Pflanze unbedingt besitzen muss.“
Sie beugt sich misstrauisch zurück und sieht mich an, als wäre ich die Reinkarnation Jack the Rippers.
„Es ist quasi eine Angelegenheit auf Leben oder Tod“, flüstere ich geheimnisvoll und sehe sie eindringlich an.
Es liegt kaum an meiner Überzeugungskraft. Um ehrlich zu sein, jage ich ihr wohl eher Angst ein. Die Scheine auf dem Tisch sind ausschlaggebend. Nun lächelt sie mich zwar freundlich, aber äußerst nachsichtig an. Kurzfristig fühle ich mich wie eine Fünfjährige. Immerhin macht sie sich daran, den Baum aus dem Fenster zu heben.
„Mein Lieferwagen steht direkt vor der Tür“, rufe ich ihr heiter hinterher.
Natürlich schafft sie es nicht, den Philodendron vom Ausmaß einer alten deutschen Eiche auch nur drei Zentimeter vom Fleck wegzubewegen. Dazu muss ich erst den Jungs von der Kfz-Werkstatt nebenan mein Knie zeigen. Bei allem guten Willen gelingt es uns jedoch nicht einmal mit vereinten Kräften, das Ungetüm zumindest in die Nähe meines Gefährtes zu bringen. Und das trotz der wirklich präzisen Kommandos aus sicherer Entfernung, die ich den netten Herren zurufe. Im Nachhinein finde ich die Idee, das Gewächs von einem Kurierdienst verschicken zu lassen, sowieso viel besser. Zum einen zwecks der Unversehrtheit meines neu erstandenen Geschäftswagens und zum anderen wegen meiner eigenen Unzulänglichkeit. Ich traue mich nämlich nicht, mein Geschenk persönlich zu liefern.
Ich gestehe, meine Stimme zittert leicht, als ich der inzwischen reichlich derangierten, schwitzenden Blumenfrau die Adresse des Empfängers diktiere. Und anschließend kann ich es mir trotzdem nicht verkneifen, ihr einen glänzenden, roten Flyer in die Hand zu drücken.
„Cook & Chill - Bücher, Genuss, Kochschule und Catering. Der Laden, der Ihr Leben verändert“ steht darauf. Ich zwinkere ihr verschwörerisch zu und registriere mit Genugtuung, dass sie das Flugblatt einer genauen Musterung unterzieht. Man wächst schließlich an seinen Aufgaben, verteidige ich mich halbherzig.
*
Vor dem Cook & Chill wuchten Friedrich und Sascha ein riesiges Holzschild aus Jos altersschwachem Transporter. Ich komme hupend kurz vor ihren Füßen zum Stillstand. Friedrich taumelt erschrocken unter seiner Last und das Schild schlenkert gefährlich nahe an meiner Motorhaube vorüber.
„Jungs, das macht ihr prima“, rufe ich lachend.
Entnervt brüllt Sascha mir etwas Unflätiges zu und winkt mich hektisch zur Seite. Sein Gesicht färbt sich hochrot. Rasch lenke ich daraufhin das Auto in die nächstgelegene Parkbucht.
Wenige Augenblicke später stehe ich still vor der grün gemalten Fassade des neuen Ladenlokals und betrachte das frisch gedruckte Ladenschild mit dem geliebten Schriftzug. Hasenherz klopft mir wieder einmal bis zum Hals. Doch heute schlägt es Purzelbäume vor Freude. Es ist tatsächlich wahr.
In der Küche räumen Mutti und Frau Krause die Einkäufe in die Vorratskammer und sortieren die Regale. Überall blitzen moderne, verchromte Schränke. Diesmal konzipierten wir gleich vier stattliche Kochstellen und weitaus großzügigere Arbeitsflächen. Für die nächste Kochschülergeneration. Liebevoll nehme ich einen alten, rußigen Topf in die Hand und streichle sanft über den schwarzen Boden. Mein Blick begegnet dem von Mutti und ihr Zeichen sagt:
„Ich habe noch viele andere Sachen gerettet.“
Ich werfe ihr eine Kusshand zu.
Nach dem Brand wurde Frau Krause ebenso obdachlos wie Julius. Wenigstens diesbezüglich ließ meine Versicherung Großmut walten und zahlte meiner ehemaligen Vermieterin zu meiner Erleichterung eine akzeptable Summe aus. Dennoch war es mir ein Anliegen, ihr die Mansarde im Haus kostenfrei zu überlassen. Sei es nur, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Die Sorge, Julius anderweitig unterzubringen, verpuffte in dem Moment, als ich ihn dabei erwischte, wie er heimlich mit Hund, Sack und Pack auf Socken die Treppe zu Helgas Wohnung hinauf schlich. Meine amüsierte Frage tat er wie üblich mit einem mürrischen Grunzen ab und motzte mich
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