Ausgerechnet Souffle'!
zwanzig Minuten kochen. Kurz vor Ende der Garzeit den Eintopf mit Senf, Majoran, Zucker, Salz und Pfeffer als auch dem Balsamicoessig nach Geschmack würzen.
In gut sortierten Supermärkten bekommt man eine vorgefertigte, eingedickte Balsamicocreme, die man nach Gutdünken über die fertige Suppe am Tisch gibt. Das schmeckt nicht nur wunderbar, sondern sieht dazu noch schön aus.
11. Beschwipstes Huhn
„Kannst du mir bitte verraten, warum du das Gewürzbuch neben dem Schokoladenbuch einsortierst?“
Kopfschüttelnd ziehe ich einige Bücher aus dem Regal und lege diese auf den Boden. Seit geraumer Zeit gerät die Ordnung in den Rubriken immer öfter durcheinander. Die alphabetische Reihenfolge stimmt teilweise nicht und diverse Bände wurden den falschen Themenbereichen zugeordnet. „Neuseeländischer Fisch“ in „Europa mediterran“?! „Deutsches Wildbrett“ zu „Kanadischer Küche“??
Je intensiver ich suche, desto mehr wächst der Stapel zu meinen Füßen. Sascha schaut nur kurz herüber, murmelt irgendetwas von Konzentration und wenig Schlaf, während ich versuche, dem Chaos ein System zu geben. Ich sollte Britta von hier verbannen. Sie macht meine Aushilfe völlig wirr.
Heute Abend findet der erste Kochkurs statt. Allmählich erfasst mich eine diffuse Nervosität. Die Behauptung, eine recht passable Köchin zu sein, geht mir leicht von den Lippen. Aber vor Leuten zu stehen und zu lehren, ist eine andere Hausnummer. Vorausgesetzt, es gibt überhaupt jemanden, den ich unterrichten kann. Der Kurs unterlag keiner Voranmeldepflicht.
„Lieber Gott. Schick mir eine nette, verträgliche Truppe. Wenn nämlich die Chemie zwischen Köchen im Team nicht stimmt, wirkt sich das fatal auf das Ergebnis aus. Von meinen Nerven nicht zu reden. Und Du willst doch mit Sicherheit nicht, dass die gesegneten Gaben aus dem Garten Deiner unermesslichen Güte in der Biotonne landen?“
Ich bezweifle, dass der Herr aktuell ein Ohr für mich besitzt. Seit ungefähr zwanzig Jahren weigere ich mich, ein Gotteshaus zu betreten. Es heißt jedoch, der Allmächtige sei nicht nachtragend. Also schiebe ich ein schüchternes „Amen“ hinterher und anschließend meine Sorgen rigoros beiseite. Im besten Fall ist Gott eine Frau. Sie verstünde meine Lage gewiss, Kirchgang hin oder her.
Ich linse zu Sascha hinüber. Er bereitet einen Espresso Macchiato für Louise zu. Das blonde Haar fällt ihm in die Stirn, während er umsichtig und liebevoll das Milchschaumhäubchen auf die Tasse setzt. Ein bisschen abwesend wirkt er ja durchaus. Seine sowieso schon dünne und hagere Gestalt ist in sich versunken, die Schultern beugen sich nach vorne. Seine Bewegungen wirken fahrig und träge, als sei er fortwährend müde. Ihn bedrückt irgendetwas. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass er sich sorgt, und nehme mir vor, ihn in einer stillen Minute danach zu fragen. Doch jetzt muss ich dringend nach dem Coq au Vin im Topf schauen. Der kleine Mann und Hund warten auf ihr Mittagessen.
Die Seele der Kochkunst besteht aus erstklassiger Ware. Hinzu kommen überlegtes Garen und eine erlesene Sauce. Diese Wahrheit erkannte der Stammvater der klassischen, gehobenen Küche bereits im 17. Jahrhundert. Der Mann hieß Francois Pierre de La Varenne und bestimmte lange vor Paul Bocuse, wo es in der französischen Küche entlang zu gehen hat. La Varenne kochte für Maria von Medici und veröffentlichte um 1650 die zwei bedeutendsten Standardwerke der Kochliteratur, den Le Cusinier Francois und den Patissier Francois, die bis heute zu den erfolgreichsten Kochbüchern Frankreichs gehören. La Varenne lag daran, den natürlichen Geschmack seiner Produkte zu unterstreichen. Deshalb klingen seine Rezepte zunächst unspektakulär, überzeugen aber durch ein unnachahmliches Aroma. So wie sein beschwipstes Huhn beispielsweise. Ob er dabei versehentlich den Wein, statt ihn, wie üblich zu trinken, in den Topf leerte oder dies in dem wohlweislichen Wissen tat, mittels des Zusatzes dem Geflügel das gewisse Etwas und butterweiche Zartheit zu verleihen, werden wir nie erfahren. Dieses Geheimnis nahm der Knabe mit ins Grab. Samt der besten Flasche seiner Sammlung übrigens, der alte Schluckspecht.
Coq au Vin „La Varenne“
Man nehme:
1 Hähnchen (ca. 2 kg), zerteilt,
Sonnenblumenöl, Butterschmalz, Salz und Pfeffer, Mehl,
2 Zwiebeln,
2 Knoblauchzehen,
frischen Thymian und Rosmarin,
3 Blätter Lorbeer,
300 ml. Geflügelfond,
300 ml. trockenen
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