Ausgerechnet Souffle'!
Glöckchen bimmelt ihm verwundert hinterher.
*
„So, meine Lieben. Legen wir los.“
Ich sehe mich suchend um. Johannes fehlt. Seit Frank unsere Gruppe verlassen hat, fällt jeder Weitere in der geschrumpften Schar besonders ins Gewicht. Während Franks Dahinscheiden mich nicht zwingend stört, mache ich mir doch ein wenig Sorgen um Johannes. Hoffentlich hat sich die Sache mit Linda wieder eingerenkt. Vielleicht sollte ich ihm einen klitzekleinen Hinweis ...
„Nein, Katta“, sagt mein Über-Ich.
Nun gut. Aber wenn ich es genauer betrachte, sind Julia und Sascha praktisch auch nicht da. Die beiden wirken unabhängig voneinander reichlich geistesabwesend. Sascha murmelt lautlos vor sich hin, indes er in einem marokkanischen Kochbuch blättert und Julia starrt mit melancholischem Gesichtsausdruck nach draußen. Die haben sich doch nicht etwa gestritten? Lediglich Friedrich schenkt mir vollumfänglich seine Aufmerksamkeit. Die ich durchaus mit seiner Perrierflasche teilen würde, die er nicht mal ansieht, während er seit gefühlten Minuten den Inhalt in dem gewohnt dünnen Strahl in sein Glas laufen lässt. Ein weiterer Tick von ihm. Prompt kippt er etwas daneben und zuckt zusammen, als ich mahnend mit dem Finger auf die Wasserlache auf meinem antiken Holztisch zeige. Da kann man nur den Kopf schütteln. In diesem Raum herrscht eine eigentümliche Stimmung. Irritiert überlege ich, ob ich beleidigt sein soll. Aber Job ist letztlich Job. Schließlich bin ich keine psychosoziale Sammelstelle für Paarprobleme. Wir sind zum Kochen hier. Obwohl ... es würde mich ja schon interessieren, was Julia...
„Katta, NEIN!“
Okay, schon gut.
Ich stelle eine Schüssel auf die Arbeitsplatte. „Reis.“
Immerhin erhalte ich jetzt ein wenig Beachtung. Also fahre ich unbeirrt fort:
„Reis ist nicht gleich Reis.“
Die Bezeichnung Oryza ist im Übrigen der wissenschaftliche Name für die Reispflanze, die zu den Süßgräsern gehört. Sie wächst in Sumpfgebieten, überwiegend den tropischen Klimazonen Asiens, wobei China, Indien und Südostasien das Hauptanbaugebiet sind. Reis ist eines der ältesten Lebensmittel der Welt, er wurde in Indien bereits in der Mittelsteinzeit genutzt. Im Handel differenziert man zwischen Langkorn- und Rundkornreis. Zum Langkornreis zählt der duftende Basmatireis, der Patna-Reis oder Jasminreis, beim Rundkornreis ist vor allem der Arborio-Reis bekannt, aus dem man italienische Risotti herstellt. Außergewöhnliche Arten sind der rote Camarque-Reis, ein ungeschälter Naturreis, der in Tonerde angebaut wird und grüner Reis aus Vietnam, wo das unreife Korn per Hand aus der Ähre gedrückt und in der Sonne getrocknet wird. Man unterscheidet verschiedene Qualitätsstufen, die an dem Anteil an Bruchreis gemessen werden, der von 40% bis 5% (Premium) variiert. Neben der Bedeutung als Grundnahrungsmittel werden aus Reis auch Getränke hergestellt, wie Reismilch und Reiswein (Sake), der besonders in Japan beliebt ist.
Das Glöckchen klingelt. Der Nachzügler. Um meine Erleichterung zu vertuschen, setze ich grimmig zu einer Rüge an. Ich kann Leute per se nicht leiden, die zu spät kommen. Nach den Gründen kann ich Johannes später immer noch fragen. Es interessiert mich brennend, was Linda ... doch in der Tür steht Baabak. Und zwar in Begleitung. Fast spüre ich den Wüstenwind hineinwehen. Er schmeckt nach Zimt und Honig. Ich verkneife mir den Blick nach draußen, da ich spaßeshalber das Kamel dort vermute. Noch während ich die Lippen öffne, überlege ich es mir anders. Nein, ich werde nicht albern nach dem Kamel fragen. „Gut so, Katta“ lobt mein Über-Ich und ich lächle geschmeichelt.
Soraya trägt ein traditionelles Gewand mit glitzernden Stickereien. Ihre bloßen, braunen Füße stecken in Ledersandalen. In den Armen hält sie einen riesigen Weidenkorb, der mit bunten Tüchern bedeckt ist. Ihr Mann müht sich angestrengt mit dem Gewicht zweier weiterer solcher Körbe ab. Baabak atmet schwer, sein Gesicht wirkt eine Nuance dunkler als sowieso. Soraya legt den Kopf in den Nacken, ein paar fremdländische Worte sprudeln aus ihrem Mund und Baabak stellt gehorsam seine Last auf den Boden. Oha. Kein Zweifel, wer hier die Hosen anhat. Dennoch schiebt sich die winzige Perserin beinahe schüchtern hinter den Rücken ihres Ehemannes, um geduldig abzuwarten.
Mit einer leisen Entschuldigung drückt sich Johannes an den Besuchern vorbei, begibt sich an Friedrichs Seite und knufft
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