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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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Louise beschwichtigend auf die Schulterpolster ihres Tweedjäckchens.
    „Ist nur Spaß, Frau von Stetten. Haben die Damen noch einen Wunsch? Einen Kaffee aufs Haus vielleicht?“
    Schnell mache ich mich aus dem Staub, wohlweislich bemüht, mir meine Befriedigung nicht anmerken zu lassen.
    Die nächste Vollbremsung vollzieht sich gezwungenermaßen, kurz bevor ich die Küche erreiche. Noch während die Türflügel aufschwingen, gehe ich reflexartig in Deckung. Ein Teller kracht Zentimeter entfernt von meinem rechten Ohr gegen die Scheibe und zerspringt in tausend Stücke.
    „STOPP!“, brülle ich und hebe die Hände zum Auszeit-Zeichen.
    Julius macht sich nicht mal die Mühe, betreten zu gucken. Stattdessen lässt er die Rechte sinken, die einen weiteren Teller umfasst hält und schreit:
    „Aus dem Weg!“
    Ich verschränke die Arme und rücke keinen Millimeter vom Türrahmen weg.
    „Julius! Ich verbiete Dir, mit Porzellan zu werfen! Und schon gar nicht nach Menschen.“
    In Julius Augen flackert es lichterloh. Seine Nasenflügel beben und ich registriere das unkontrollierte Zittern der Hand, die den Teller umklammert.
    „Katta, geh zur Seite, damit ich die Alte kaltmachen kann!“
    Der kleine Mann plustert sich auf wie ein Gockel, dem eine Feder gezogen wurde. Fast könnte ich mich amüsieren, wäre die Lage nicht so bierernst. Und auf Dauer verflucht teuer. Das war der vierte Platzteller in dieser Woche, der zu Bruch ging. Inzwischen bestelle ich monatlich neues Geschirr. Hinter mir erfühle ich mehr die Bewegung, als dass ich sie sehe. Tatsächlich versucht die Krause, auf Zehenspitzen an mir vorbei zu schleichen und sich zu verdünnisieren.
    „Wohin, Frau Krause?“
    Sie sieht mich an wie eine Fünfjährige, die etwas ausgefressen hat. Mit zusammengekniffenen, schmalen Lippen schüttelt sie bockig ihre Dauerwelle. Julius hat exakt denselben Gesichtsausdruck. Ich komme mir vor, wie im Kindergarten.
    Nicht dass ich eine Ahnung hätte, wie es da zugeht. Aber aus eigener Erfahrung versichere ich Ihnen, dass da früher verdammt raue Sitten herrschten. Als mir Mark Mattusek eine Schaufel auf den Kopf gehauen hat, weil ich seinen frischgebackenen Sandgugelhupf zertreten habe, revanchierte ich mich mit einem gezielten Fausthieb auf seine Himmelfahrtsnase. Ich war noch zu klein, um das auszudiskutieren. Ich fand lediglich meinen Kieselsteinapfelkuchen weitaus besser gelungen, als seinen traurigen Haufen. Konfliktmanagement ist bis heute nicht meine Stärke, gebe ich zu. Jedenfalls hat Mark Mattuseks Nase mächtig geblutet. So sehr, dass er damit nicht nur sein Rennwagen-T-Shirt, sondern auch die Erzieherblusen von Frau Ehrenfried und Frau Flitter dermaßen besudelt hat, dass seine entsetzten Eltern den traumatisierten Jungen direkt von der Einrichtung abgemeldet haben. Ich persönlich fand das kolossal übertrieben. Aber mich fragte keiner. Ich war ja erst fünf.
     
    „Ihr zwei geht mir mächtig auf den Keks!“, wettere ich los. „Darf ich Euch daran erinnern, dass hier ein Geschäft geführt wird?!“ Wie eine Furie stürze ich mich auf Julius, „und Du ... Du machst gefälligst deinen Job und kostest mich nicht mehr Geld, als ich einnehmen kann!“
    Julius zuckt unbeeindruckt die Schulter und wendet sich seinem Topf zu. Er ist inzwischen immun gegen meinen Zorn. Dann ist eben Frau Krause dran.
    „Und Sie ... haben Sie nichts Besseres zu tun, als mein Personal über Gebühr zu reizen und von der Arbeit abzuhalten?!“
    Als Frau Krause daraufhin langsam den Kopf schüttelt und mich betrübt ansieht, wird mir schlagartig klar, dass sie in der Tat nichts Besseres zu tun hat. Plötzlich komme ich mir ziemlich gemein vor. Noch bevor ich ein schlechtes Gewissen bekomme, werfe ich einen Mehlsack, zwei Packungen Zucker und die Backschatulle mit den notwendigen Zutaten auf den Tresen.
    „Im Kühlschrank liegen Eier, Sahne und Quark, im hinteren Regal in der Kammer Nüsse und Backschokolade“, weise ich meine Vermieterin an und überwinde das Bedürfnis, sie mitleidig anzusehen.
    „Ich brauche drei Ihrer köstlichen Kuchen, einen mit Schokolade, einen mit Früchten und den Dritten mit was auch immer. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf, die sie ja zweifelsfrei innehaben.“
    Im Hinausgehen sehe ich, wie Frau Krause hurtig die Ärmel ihrer Bluse aufkrempelt und nach Muttis geblümter Küchenschürze greift, ehe ich es mir anders überlegen könnte.
    „Ich heiße Helga.“
    Vor lauter Rührung vergisst sie ihren

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