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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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saßen, ohne sich jedoch zu berühren, anzusehen oder miteinander zu sprechen. Stattdessen übernahmen die Schals den Aktionismus, wild das imaginäre Schild „Wir gehören zusammen!“ zu schwenken, während ER in Ruhe einer Blondine hinterher schielte und SIE gelangweilt in einer Frauenzeitschrift blätterte. Mir war nun also durchaus klar, was so ein Schal dachte, nicht aber, was in Paulas oder Peters Kopf vorging. Wie fühlten sich die beiden dabei, so gleichgeschaltet zu sein?
    Ähnlich verhält es sich mit Walter und Heidi, die in lila Jogginganzügen dreimal die Woche im Wald Rehe erschrecken gehen. Den im dichten Unterholz versteckten Wildtieren muss der Anblick zweier lavendelfarbener Polyesterzelte ziemlich unheimlich sein. Ich hingegen komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auch dieses Beispiel wirft die Frage auf, wieso erwachsene Menschen sich freiwillig dermaßen blamieren. Britta würde eine tief verwurzelte, passive Aggression vermuten. Ich schickte alle vier zur Stilberatung. Mich fragt aber wie üblich keiner.
    Solche und ähnliche Gedankengänge lenken mich erfolgreich von allen Nachbarn dieser und meinetwegen auch anderer Welt ab. Ich schiebe meine geliebte Ich-bin-nicht-Katta-Sonnenbrille noch ein wenig höher in mein Gesicht und wende den Blick von den beiden farbblinden Joggern ab und in mein Frappé-Glas hinein. Wenn man sich anstrengt, kann man mit dem Strohhalm Blubberbläschen in verschiedenen Größen machen. Schon als Kind fand ich das toll. Ich tauche heute mit voller Absicht bei der Konkurrenz ab, weil ich nachdenken muss. Zur Erklärung: Strenge ich meine Gehirnzellen an, sehe ich aus wie Tante Almut, Gott hab sie selig. Meine Mundwinkel sacken herab, die Brauen drücken sich mittig zusammen und legen die Haut dazwischen in Ziehharmonika-Falten. Almut sagte stolz, sämtliche Frauen unserer Blutslinie besäßen diese intelligente Stirn. Ich persönlich hätte gerne darauf verzichtet, beim Denken auszusehen wie ein Bassett. Also tue ich das lieber in einer Umgebung, in der mich keiner kennt.
    Ganz unter uns: Einen kurzen Moment spiele ich mit dem Gedanken, dieses leckere Getränk hier nachzumachen und im Cook & Chill zu verkaufen. Natürlich verwerfe ich diese Idee sofort. Es wäre unethisch, unmoralisch und damit in höchstem Maße inakzeptabel. Davon abgesehen ist mein Kontingent krimineller Machenschaften für dieses und die nächsten fünf Jahre eindeutig aufgebraucht. Neben den üblichen Parkverbotsverstößen komme ich auf Vorspiegelung falscher Tatsachen, unerlaubtes Plakatieren und Stalking im weiteren Sinn. Da sollte ich nicht auch noch unlauteren Wettbewerb betreiben. Oder? So ein Frappé besteht sowieso bloß aus Instantkaffee, Milch und ... wenn ich nochmal genau nachschmecke, finde ich bestimmt heraus, was da außerdem...
    „Hallo Katta. Zufrieden mit unserem Frappé?“
    So ein Mist. Der griechische Eiskaffee verirrt sich jäh in meine Luftröhre. Ich nicke schnell, während meine Augen sich mit Tränen füllen und mein „Ja, prima“ in einem schrecklichen Hustenanfall untergeht. Die Inhaberin des Cafés hat mich dennoch wieder erkannt. So viel zu Inkognito. Meine Pupillen drehen sich in einem schrägen Winkel nach oben (faktisch schiele ich, wenn ich huste) und die Frau klopft mir besorgt den Rücken.
    „Na, so grässlich kann es doch nicht sein“, meint sie irritiert, „soll ich Dir ein anderes Getränk bringen lassen?“
    Prompt befällt mich das schlechte Gewissen, als hätte sie meine kriminellen Phantasien bezüglich ihres Frappés erraten.
    „Oh nein, das hier schmeckt fantastisch!“, versichere ich daher rasch und bemüht, möglichst harmlos dreinzublicken.
    Leider überzeugt mein Unschuldsengelgesicht nicht sonderlich. Sie nimmt mir trotzdem meine Kopiervorlage weg. Stattdessen bringt sie mir einen Kaffee Nocciola, der natürlich nicht das Geringste mit meinem Espresso Nocciola zu tun hat. Zumal er ganz unähnlich schmeckt. Ehrlich.
    „Der geht aufs Haus.“
    Das sagt sie sehr liebenswürdig. Bestimmt bilde ich mir nur ein, dass meine Konkurrentin mich dabei biestig anschaut.
     
    Café Frappé, auch griechischer Eiskaffee genannt, ist in seiner Heimat ein sommerliches Kultgetränk. Ein Frappé besteht aus löslichem Kaffee, mit etwas Wasser und ein bis zwei Löffeln Zucker aufgeschäumt, viel Eis und Milch. Zur Verfeinerung kann eine Kugel Vanilleeis hinzu gegeben werden.
     
    „Hallo Katta!“
    Ich verabschiede mich endgültig von der Vorstellung,

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