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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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mit Jana verbringt, lässt er solche Gedanken nicht zu.
    Ihren ersten Kuss, abgesehen von der flüchtigen Abschiedsberührung, die Jana am Osterdeich gewagt hat, geben sie sich in seiner Wohnung.
    Jana kommt an einem Samstagnachmittag mit einer Packung Kekse, frisch gemahlenem Kaffee und einem Film vorbei. Sie nennt es »Sorglospaket«.
    Sie sitzen bei Kaffee und Keksen, die keiner von ihnen anrührt, über zwei Stunden auf seinem Sofa und unterhalten sich, während der Film L.A. Crash unbeachtet auf dem Bildschirm flimmert.
    Sie dachten, sie wären in der Lage, unbefangen und schweigsam einen Film zu sehen, doch sie haben sich zu viel zugetraut. Die Nähe auf Linus’ Sofa, die Tatsache, dass sie sich kaum kennen und dazu die schweren Themen des Films überfordern sie. So beginnt Jana nach nicht einmal zehn Minuten, Fragen zu stellen. Linus ist darüber erleichtert.
    Gemeinsames Schweigen erfordert Vertrautheit, und die fehlt ihnen.
    Um kurz nach sechs erhebt sie sich vom Sofa.
    »Schade«, sagt sie, »aber ich muss los. Muss mich noch umziehen.«
    »Ah, der Geschäftstermin, richtig?«
    »Richtig.« Sie lächelt.
    Er begleitet sie zur Tür und hilft ihr etwas ungelenk in die Jacke. »Bevor ich dich umbringe, besser gar nicht, was?«, murmelt er.
    Sie lacht. Sie wippt auf den Füßen und bedankt sich für den schönen Nachmittag.
    Er verspürt ein Zucken unter seinem Auge. Er fragt sich, ob sie es sehen kann, oder ob er es als schlimmer empfindet, als es ist.
    Sie hebt die Hand, winkt mit den Fingern, nimmt die erste Stufe.
    »Du hast deinen Kaffee vergessen.«
    Eine hastige Bemerkung.
    Sie dreht sich auf der Stufe um. »Der ist fürs nächste Mal. Oder für dein Frühstück morgen.«
    »Oder ich verkaufe ihn als Aufputschmittel.«
    »War der zu stark?«
    Er nickt nur.
    Dann verändert sich plötzlich ihr Gesichtsausdruck, als habe sie etwas in ihm entdeckt, dessen er sich selbst nicht bewusst war. Oder als habe sie etwas in sich selbst entdeckt. Er weiß es nicht.
    Aber sie kommt die Stufen, die sie bereits hinabgestiegen ist, wieder hinauf und lehnt sich ans Geländer.
    »Der war doch nicht stark.«
    Er zieht die Stirn kraus. »Sagen wir mal, er hatte einen kräftigen Geschmack.«
    »Steht da nicht drauf, dass er mild ist?«, fragt sie. Weil sie sich eigentlich schon verabschiedet haben, klingen ihre Worte nun so aufgesetzt, so unpassend, beinahe lächerlich, dass Linus klar wird, dass die Verabschiedung keine endgültige war.
    »Stand nicht auf der Packung, dass der extra stark ist?«
    Linus’ Gegenfrage klingt nicht weniger gespielt.
    Sie macht einen Schritt auf ihn zu und schaut ihn herausfordernd an. »Wir können ja draufgucken.«
    Er tritt zur Seite.
    Er gerät unweigerlich unter Spannung. Sie ist in seine Wohnung zurückgekehrt.
    Seine Wahrnehmung verändert sich.
    Wir können ja drauf gucken, hat sie gesagt.
    Er spürt, wie sein Herz schneller schlägt. Wie Erregung in ihm aufsteigt, so plötzlich und unhaltbar wie der Schaum eines zu schnell eingegossenen Champagners.
    Sie geht zögernd in seine Küche, er folgt ihr. Sie stellt sich vor die Arbeitsfläche, schaut sich um, abschätzend, als wollte sie die Küchenzeile kaufen.
    Der Kaffee steht direkt vor ihr. Sie nimmt den aufgerissenen Beutel in die Hand und liest laut vom Etikett.
    »Guatemala Grande. TransFair, Bio, bla bla, hier. Ups.« Sie blickt zu ihm auf. »Vollmundig.«
    »Schon okay. Brauchst mir nichts zahlen.« Er lächelt.
    Sie hält sich die Tüte unter die Nase. Ein kurzes Schnuppern. »Riecht aber gar nicht stark. Vielleicht ein Versehen. Falsche Abfüllung.«
    Sie lässt ihr Handgelenk vorkippen, sodass die Öffnung der Tüte nun auf ihn zeigt. Sie lockt.
    Er macht einen Schritt. Kein Meter Platz mehr zwischen ihnen.
    Er riecht an dem Kaffee. »Eindeutig vollmundig.«
    Sie schnuppert geräuschvoll in kurzen Stößen. Ein süßes, intimes Geräusch. »Vollmundig? Aber vollmundig kann doch trotzdem mild sein, oder?«
    »Darf ich noch mal?« Er nimmt ihre Hand und führt sie mit der Kaffeetüte unter seine Nase. Er zittert. Die Berührung verwirft alle Zweifel. Die verspielte Hülle fällt ab. Ein überwältigendes Gefühl entweicht.
    Begierde.
    Ihre Hände sinken hinab, die Finger rutschen auseinander. Die Kaffeetüte fällt auf den Boden. Das Pulver verteilt sich über seine braunen Dockers und ihre schwarzen Schnallenschuhe.
    Ihre Schläfe an seiner Wange, der Hauch einer Berührung. Er atmet schwer. Sie ist ganz still.
    Sein Brustkorb

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