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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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das Essen ausgepackt und Besteck bereitgelegt.
    Während sie essen, sagt sie unvermittelt mit vollem Mund: »Wie wäre denn ein eigenes Geschäft?«
    Er zieht sich zwei Nudeln zwischen die Lippen hindurch und sieht sie dabei fragend an.
    »Du könntest dich selbstständig machen.«
    »Womit denn?«, fragt er. »Soll ich Absagebriefe von Plattenfirmen verkaufen?«
    Sie kaut nur.
    »Oder soll ich einen eigenen Getränkemarkt eröffnen?«
    »Das wäre doch was.« Sie schraubt eine neue Wasserflasche auf und sieht ihn herausfordernd an, als wolle sie die Schlacht fortsetzen. Er macht große Augen. Sie nimmt lächelnd einen Schluck aus der Flasche.
    »Du willst nicht ehrlich, dass ich Getränkehändler werde!«
    »Nein. Aber man kann sich ja auch auf anderen Gebieten selbstständig machen. Irgendwas, das dich interessiert.«
    »Mich interessiert ja leider nichts.« Diese Worte kommen ihm so leicht über die Lippen, dass er selbst darüber erschrocken ist.
    »Du interessierst dich für nichts?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Gar nichts?«
    »Doch. Für dich.«
    »Und was noch?«
    »Musik. Manchmal.«
    »Siehste.«
    »CD-Läden gibt es genug«, sagt Linus. »Und die Leute gehen ohnehin alle zu Saturn oder gleich ins Internet. Und Instrumente verkaufen lohnt sich nicht. In Bremen haben alleine letztes Jahr zwei wirklich gute kleine Gitarren-Läden und ein Klavierhaus dichtgemacht.«
    »So fantasielos bist du doch nicht. Eure CD zum Beispiel, die fand ich wirklich gut. Also nicht die Musik, sondern das drumherum. Die Aufmachung und die kleinen witzigen Ideen.«
    »Nicht die Musik also. Danke.«
    Sie verdreht die Augen.
    Er zuckt mit den Schultern. »Was denn? Die Aufmachung hat uns nicht geholfen.«
    Jana legt ihre Gabel in die Plastikschale, nimmt die Wasserflasche in die eine Hand und kneift ihn mit der anderen am Kinn. »Das meine ich ja auch nicht. Ich will damit nur sagen, dass du doch Fantasie hast. Also wird dir vielleicht was Besseres einfallen als ein gewöhnlicher CD-Laden. Bekannte von mir in Berlin zum Beispiel …« Sie drückt zwei Finger an seine Stirn. »Hörst du mir zu?«
    Ein paar Nudeln baumeln an seinem Kinn. Er saugt sie ein und nickt dabei.
    »Gut, also die haben zum Beispiel ein Café aufgemacht, mit angeschlossenem kleinen Buchladen. Da kannst du sitzen, irre gemütlich, ein bisschen in den Büchern stöbern, und wenn sie dir gefallen, dann kannst du sie dort auch kaufen. Da gehen auch total viele Leute ihren Kaffee trinken, die nicht lesen. Oder sie trinken abends einen Wein, weil es einfach so gediegen ist, mit den ganzen Bücherwänden um sie herum.«
    Sie nimmt einen Schluck Wasser und schraubt die Flasche wieder zu. »Der Buchverkauf ist nur ne Nebenquelle. Aber es ist trotzdem wichtig, damit der Laden sich von anderen Cafés abhebt und konkurieren kann. Und die Inhaber können sich ganz nebenbei mit ihrer geliebten Literatur beschäftigen.«
    »Dein Essen wird kalt«, sagt er.
    Sie legt sich eine Hand auf den Bauch. »Bin satt. Willst du den Rest von meiner Ente?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich schaffe meins kaum.«
    Sie greift zur Fernbedienung. An diesem Abend und auch danach erwähnt Jana kein einziges Mal mehr den Laden ihrer angeblichen Bekannten in Berlin. Und sie fragt auch nicht mehr nach seinen Plänen.
    Sie sehen sich im Fernsehen einen Krimi an, verdauen das Essen unter Zuhilfenahme einer Flasche Pepsi und zappen vergnügt durch das Fernsehprogramm.
    Kurz nach Mitternacht kippt Linus sich selbst etwas Wasser über den Kopf, sieht sie erwartungsvoll an, und während einer Wiederholung der Sendung Zimmer Frei setzen sie das fort, wobei der Lieferservice sie unterbrochen hat.
    Es ist wild, zärtlich, wunderbar, und es beraubt sie ihrer letzten Energie. Schlafen können sie hinterher trotzdem kaum, schließlich haben sie das schon den halben Tag getan.
    Um drei Uhr in der Nacht ist Linus immer noch wach. Er hat versucht, durch trotziges Verschließen der Augen den Schlaf zu erzwingen, doch, wie sonst auch, funkioniert es nicht.
    Schließlich öffnet er die Augen. Die Straßenlaternen sind aus. Er schaut angestrengt in die Dunkelheit, versucht zu erkennen, ob Jana wenigstens schläft. Nur ganz allmählich stellen sich seine Augen auf die Lichtverhältnisse ein.
    Als Konturen deutlich werden, sich grobe Flächen abzeichnen, dann vage Umrisse, und sich das Dunkel schließlich zu einer unterbelichteten Skizze formt, stellt er fest, dass sie ihn ebenfalls ansieht.
    Nach einer Weile schnauft er

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