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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Überhaupt nichts.
    Aber ich sehe so einiges, während ich die Gleise hinunterrenne.
    Diese spezielle Erinnerung liegt nicht ganz oben auf dem Stapel und wird gleich als Erstes hervorgeholt. Nein, sie liegt zuunterst. Wenn sie da jemand rauszieht, fällt der Stapel in sich zusammen.
    Ich muss an den Geist denken, und an Amanda Horde und ihre verrückten Eltern.
    Das erste vermisste Mädchen. Ihre Mutter hat mich angeheuert, um sie zu finden. Dr. Horde, ihr Daddy, war völlig durchgeknallt, hatte Millionen mit seiner Biotechfirma gemacht und beschlossen, die Leute mit einem beschissenen Zombiebakterium zu infizieren, wofür nur er allein ein Heilmittel hatte. Das war weiß Gott kein leichter Auftrag. Und am Ende war da ein Ding, das keine Spuren hinterließ. Nur eine Abwesenheit. Die Enklave nannte das Ding einen Geist, ich nenne es gequirlte Kacke. Bei diesem Auftrag wurde ich verprügelt, angeschossen und angestochen. Das Ding ohne Spuren hat meinen Blutvorrat mitgenommen, woraufhin ich in einem Kellerloch fast verhungert wäre. Ich war schon tot. Ja, richtig tot. Das Vyrus hat mich zurückgeholt. Scheiße, jetzt noch nicht, hat es gesagt. Hat alle meine Reserven mobilisiert, und ich hab ein paar echt fiese Typen niedergemäht. Aber es hat mir zu viel abverlangt. Der verrückte Doktor hat mich erwischt. Und innerhalb von ein paar Minuten bin ich nochmal gestorben.
    Und dann kam der Geist.
    Schwärze legte sich über den Raum, und als es vorüber war, hielt ich eine eiskalte Leiche in den Händen.
    Selbst Jahre später pisse ich mir allein beim Gedanken daran fast in die Hose.
    Und wenn ich mich an diese Episode erinnere, kommt auch alles andere wieder hoch.
    Der Graf. Ein verwöhnter reicher Bengel, ein echter Vampyr-Loser, der nur Ärger machte. Hat mit Anathema gedealt, infiziertem Blut, das Vampyre high macht. Hat die ganze Gemeinschaft in Gefahr gebracht. Ich schloss mit Terry und seiner Society einen Deal – für das Privileg, diesem Punk richtig den Arsch aufreißen zu dürfen.
    Evie wurde krank. HIV. AIDS. Ohne zu wissen, was ich in Wahrheit bin. Hab’s ihr nie erzählt. Ich wusste nicht, ob mein Blut sie töten oder heilen würde.
    Dann war die kleine Amanda plötzlich wieder da, auf ihrem ganz persönlichen Kreuzzug. Gründet einen Clan namens Heilung, jeder ist willkommen. Er nährt die Hungrigen, während das kleine Supergenie nach einer Möglichkeit sucht, sie alle zu retten.
    Sie ist so durchgeknallt wie ihr Vater. Nur doppelt so schlau. Ebenso versoffen wie ihre Mutter. Nur doppelt so hübsch.
    Dann gab es Stress mit der Koalition.
    Und ich saß zwischen allen Stühlen.
    Evie wurde immer schwächer, und ich musste was unternehmen.
    Ich brachte sie zur Enklave. Ich kam gerade rechtzeitig, um den alten Meister abtreten zu sehen. Daniel ist in die Sonne gegangen. Er ist für seinen Glauben gestorben.
    Ich war bereit, ihr mein Blut zu geben. Aber diese Chance wurde mir genommen. Der Graf ist mir zuvorgekommen. Er hat sie infiziert. Und bei sich behalten. Er machte sich zum Anführer der Enklave.
    Dann wurde es richtig schlimm.
    Ich war jahrelang auf der Flucht. In der Bronx.
    Dann kam ich zurück, suchte nach etwas und fand... ja, was habe ich gefunden? Ein Loch. Ein Höllenloch. Das große Geheimnis.
    Das hab ich ausgeplaudert und damit einen Krieg angezettelt.
    Und dann bin ich zu Evie zurückgekehrt.
    Und musste feststellen, dass manche Dinge niemals in Vergessenheit geraten. Oder vergeben werden. Ja, ich bin ein Mörder. Aber was noch schlimmer ist – ich bin ein Lügner. Ich habe die einzige Person belogen, die mir jemals etwas bedeutet hat. Mit dem Blutvergießen kann ich umgehen, aber dass ich das vermasselt habe, ist eine ganz andere Sache.
    Also ging ich in den Untergrund.
    Abtauchen.
    Verstecken.
    Warten.
    Und jetzt.
    Renne ich erneut.
     
    Als ich aus dem Tunneleingang an der 23rd trete, blenden mich die Lichter der Stadt. So wie sie es immer getan haben.
    Ganz weit im Westen staut sich der Verkehr auf der Hudsonbrücke in beiden Richtungen. Das nennt man Rushhour, obwohl man so gut wie überhaupt nicht vorwärtskommt. Dass die Leute in die Stadt wollen, kann ich verstehen, aber dass sie wieder rauswollen, nicht. Andererseits habe ich nicht die geringste Ahnung, was da draußen ist. Vielleicht das Paradies, aber das möchte ich bezweifeln. Auf der anderen Seite des Parkway glitzert das Wasser zwischen dem ganzen Müll, der auf dem Hudson River ins Meer treibt. Zur rechten zeichnet sich die

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