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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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durchaus nützlich sein, wenn ich bewaffnet wäre.
    Er schüttelt den Kopf.
    – Nein. Die Art, mit der Sie Ihre Munition zu verteilen pflegen, ist viel zu unberechenbar.
    Er sieht zu einem flackernden Deckenlicht auf.
    – Andererseits will ich Sie nicht mit leeren Händen ziehen lassen. Ich gestatte Ihnen das Messer und die Garrotte.
    – Wenn Sela doch sauer auf mich ist, möchte ich das nur ungern im Nahkampf regeln.
    Er mustert mich.
    – Jetzt mal ehrlich, Pitt. Sollte Sela Sie oder Ihre alberne Art inzwischen für unerträglich befunden haben, könnten Sie sie auch mit einer Schusswaffe und einer schier unbegrenzten Anzahl von Kugeln nicht auf Distanz halten.
    Sela ist ein fast zwei Meter großer, mit Gewichthebermuskeln bepackter Vampyr, kombiniert mit der üblichen hormonellen Unausgeglichenheit, die Transvestiten zu eigen ist. Sie ist ein Unikat, scheißgefährlich und absolut nicht zu durchschauen. Ich weiß nur so viel: Sie gehört zu den sechs gefährlichsten Menschen, denen ich je begegnet bin. Einmal hat sie es mit zwei anderen dieser sechs aufgenommen und sie glatt in die Pfanne gehauen.
    – Nein, da haben Sie wohl Recht. Trotzdem könnte ich eine Pistole gut gebrauchen.
    Ein weiterer Typ taucht mit meiner Drahtsäge und dem Amputationsmesser auf und reicht beides Predo.
    Predo zieht einige Zentimeter der Klinge aus der Gummischeide.
    – Waren Sie schon einmal Zeuge eines chirurgischen Eingriffs mit einem solchen Werkzeug?
    – Nein, tut mir leid.
    Er zieht die Klinge ganz heraus.
    – Um ein Bein oberhalb des Knies zu amputieren, muss man das entsprechende Körperteil von unten mit dem Arm umklammern und die Klinge mit der Spitze zum Boden gerichtet gegen den eigenen Körper ziehen. Ziel ist es, tief ins Fleisch und bis zum Knochen zu schneiden und gleichzeitig rasch den eigenen Arm vom Bein zu entfernen. Im Idealfall wird sämtliches Gewebe rund um die Hauptschlagader durchtrennt. Dann noch ein kurzer Arbeitsschritt mit der Knochensäge, und das Bein ist ab.
    Er betrachtet die Messerklinge, lässt sie in die Scheide zurückgleiten und reicht sie mir.
    – Bitte passen Sie gut darauf auf, Pitt. Für den Fall, dass Sie mit dem Leben davonkommen, aber ohne mir die Mutter und ihr Kind zu übergeben, würde ich gerne Gebrauch davon machen.
    Ich schiebe das Messer an seinen Platz in meinem Ärmel.
    – Geht klar. Und danke für den Ratschlag. Wahrscheinlich lässt sich auf die Art auch prima ein Kopf amputieren.
    Er betrachtet mich wie ein abstraktes Gemälde, von dem man nicht genau weiß, ob es nicht falsch herum aufgehängt ist.
    – War das eine wie auch immer geartete Drohung?
    Ich stecke die Drahtsäge in die Tasche.
    – Um Himmels willen, nein. Ich bin nur interessiert am Verwendungszweck bestimmter Dinge.
    Wir gehen zum Treppenhaus in der Ecke des Parkdecks.
    – Wenigstens diesen Charakterzug scheinen wir zu teilen.
    Er bleibt stehen.
    – Besitzen Sie eine Uhr?
    – Nein.
    Er schaut wieder auf das Handy.
    – Egal. Ein synchronisiertes Vorgehen dürfte hier sowieso nicht vonnöten sein. Wir werden kurz nach Mitternacht mit der Operation beginnen. Damit bleiben Ihnen circa drei Stunden, möglicherweise etwas mehr.
    Ich versuche, mir noch eine Zigarette zu drehen.
    – Aha. Eine hochpräzise Operation, wie mir scheint.
    Er hebt die Hand.
    – Äußerst präzise.
    Er lässt die Hand wieder sinken.
    – Es liegt nur nicht in meinem Interesse, Ihnen die präzisen Details zu vermitteln.
    Ich nicke.
    – Schlau von Ihnen.
    – Ja.
    Er streicht sich das Haar aus der Stirn.
    – Es wäre doch durchaus möglich, dass wir Sie einfach nur als Lockvogel benutzen, der uns die Türen öffnet. Vielleicht ist auch überhaupt kein Angriff geplant. Dieses Parkhaus ist im Besitz der Koalition. Möglicherweise handelt es sich hier lediglich um ein Täuschungsmanöver, und meine einzige Absicht ist es, Sie in dieses Haus und damit in den sicheren Tod zu schicken. Unter Umständen könnten sich mehrere mikroskopisch kleine Überwachungsgeräte in Ihrer Kleidung befinden, die wir während Ihrer Bewusstlosigkeit dort angebracht haben. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass ich am Ende dieses Satzes in hysterisches Gelächter ausbreche, Sie wieder zu Boden werfen lasse und damit fortfahre, Sie zu einem arm- und beinlosen Restrumpf zurechtzustutzen. Aber um die Sache nicht unnötig zu verkomplizieren, würde ich vorschlagen, dass wir uns darauf einigen, dass Sie drei Stunden haben, um die schwangere Frau aus dem Haus

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