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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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zu holen – oder sie innerhalb des Gebäudes in Sicherheit zu bringen.
    Diese Zigarette ist mir etwas besser gelungen als die letzten beiden, was mich hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt. Ich zünde sie an.
    – Mir reicht’s schon, wenn ich über die groben Eckdaten der Aktion einigermaßen im Bilde bin.
    Er öffnet die Tür zum Treppenhaus.
    – Dann machen Sie sich jetzt am besten auf den Weg.
    Ich lege den Kopf schräg und sehe ihn an.
    – Wissen Sie, Predo, so gut, wie wir immer zusammenarbeiten – da würde man doch nie auf den Gedanken kommen, dass wir es kaum erwarten können, uns gegenseitig umzulegen.
    Ich gehe an ihm vorbei, und er legt die Hand auf meinen Rücken.
    – Dann sollten wir diesem falschen Eindruck am besten gleich vorbeugen.
    Damit stößt er mich die halbe Treppe hinunter. Die beiden Rippen, die nicht richtig zusammengewachsen sind, brechen jetzt zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden.
    Er ruft zwei seiner Männer ins Treppenhaus.
    – Ich finde, Sie sollten von meinen Männern verfolgt werden. In Kombination mit Ihrem verwahrlosten Erscheinungsbild und Ihren diversen Verstümmelungen müsste dies jeder herzzerreißenden Geschichte, die Sie aufzutischen gedenken, die angemessene Glaubwürdigkeit verleihen.
    Ich sitze auf dem Hintern und halte mir die Rippen.
    Er wedelt mit der Hand in meine Richtung.
    – Jetzt beeilen Sie sich besser, Pitt. Um für die nötige Authentizität zu sorgen, habe ich die beiden instruiert, Sie zu töten – vorausgesetzt, es gelingt ihnen, Sie zu erwischen.
    Ich rappele mich auf.
    Die Schlägertypen bewegen geräuschlos die Lippen.
    Predo deutet auf mich.
    – Marsch, marsch, Pitt. Sie zählen nur bis fünfzehn, dann nehmen sie die Verfolgung auf.
    Ich höre Schritte auf den Stufen über mir.
    Also spare ich mir jede Antwort und mache mich auf die Socken.
     
    In den Straßen rund um das Parkhaus herrscht dieselbe Atmosphäre von Verlassenheit wie im Morningside Park. Es liegt förmlich in der Luft – alle, die nicht in unmittelbarer Umgebung wohnen, schauen sich einmal kurz um und entschließen sich dann, lieber einen Block weiterzugehen und die nächste Abzweigung in westlicher oder östlicher Richtung zu nehmen. Diejenigen, die zu ihrer Wohnungstür wollen, rennen buchstäblich mit dem Schlüssel in der Hand von der Straßenecke zum Eingang. Hundebesitzer ziehen ihre Tiere hinter sich her und reißen an der Leine, damit sie nicht stehen bleiben, um an einen sterbenden Baum zu pissen.
    Doch trotzdem sind ein paar Passanten auf der Straße unterwegs. Sie laufen mit gesenkten Köpfen und kümmern sich um ihren Kram, bis sie die nächste Ecke erreichen, wo die Luft nicht ganz so drückend ist. Diese Fußgänger zwingen Predos Männer, mir im Schritttempo zu folgen. Normalerweise würden sie einfach hinter mir herrennen, doch da ja gleich die Riesenaktion starten wird, versuchen sie, im Vorfeld so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen.
    Ich nicht.
    Ich weiß nicht, ob sie mich wirklich umbringen würden, wenn sie mich in die Finger kriegen, aber ich will es nicht drauf ankommen lassen. Daher renne ich so schnell, wie es mein kaputtes Knie, mein nichtvorhandener Zeh und meine gebrochenen Rippen erlauben, die Stufen zum Eingang des Gebäudes hinauf. Erst drücke ich den Klingelknopf, doch als die Schläger näher kommen, verlege ich mich darauf, mit der Faust gegen die Tür zu hämmern. Mit der unversehrten Faust natürlich. Das macht mehr Krach.
    – Verpiss dich!
    Das kam durch ein plötzlich geöffnetes Loch in der Tür, das gerade groß genug ist, um den Mund dahinter zu erkennen.
    Predos Schläger sind jetzt noch drei Häuser entfernt.
    Ich beuge mich zu dem Loch vor.
    – Ihr sitzt ganz tief in der Scheiße.
    Das Loch klappt wieder zu.
    Ich trete gegen die Tür.
    Die Typen sind noch zwei Häuser entfernt.
    Das Loch geht wieder auf, und der Lauf einer Schrotflinte schiebt sich hindurch.
    – Verpiss! Dich!
    Ich lasse das Amputationsmesser aus meinem Ärmel gleiten und stecke es in den Lauf.
    – Drück doch ab, Arschgesicht.
    Die Schläger sind vor dem Haus nebenan angelangt.
    Der Typ hinter der Tür versucht, die Schrotflinte zurückzuziehen. Ich packe den Lauf mit dem, was von meiner linken Hand noch übrig ist. Mit lediglich zwei Fingern und der Handfläche kann ich sie nicht besonders gut greifen, aber ich bemühe mich nach Kräften.
    – Entweder du lässt mich rein, oder es fließt Blut. Und dann habt ihr die beschissenen Cops am

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