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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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ich schon, aber ich weiß schon, dass sie keine Wahrsagerin ist oder so. Sie hat nur meistens Recht, das ist alles.
    – Weil sie verdammt schlau ist, deswegen.
    Er lässt drei Riegel zurückschnappen.
    – Nee, eher, weil sie echt seltsam ist.
    Die Eingangshalle hat nur zwei Türen – die nach draußen zur Straße und die, durch die wir jetzt gehen. Vom nächsten Flur führen vier oder fünf Türen ab, die alle eingetreten wurden. Von innen, wie mir scheint.
    Phil schließt die Tür hinter uns und schiebt die Riegel wieder vor.
    Das Ganze erinnert mich an ein U-Boot. Da muss man auch immer die Schotts hinter sich schließen, damit im Falle eines Lecks nur ein Teil des U-Boots überschwemmt wird.
    Er deutet auf die kaputten Türen.
    – Hier unten ist keiner mehr. Seit der beschissenen Krise nicht mehr.
    – Klingt ja interessant.
    – Wenn du damit andeuten willst, dass wir hier drin alle völlig im Arsch sind, Joe, dann triffst du den Nagel auf den Kopf.
    Etwas ziemlich Großes stößt von unten gegen die Decke und scheint für ziemlichen Aufruhr zu sorgen. Ich höre Geheule, Geschrei und schnelles Hämmern.
    Phil macht vor Schreck einen Satz und geht dann auf Zehenspitzen vor mir her.
    Jetzt erst fällt mir auf, dass sich das Zentrum des Heulens und Schreiens mit ihm bewegt.
    Er springt auf und ab und plärrt den Boden an.
    – Scheiße! Leckt mich! Lasst mich gefälligst in Frieden, ihr beschissenen Freaks, ihr Scheißmissgeburten von wem auch immer! Scheiße, es gehört mir! Ihr kriegt es nicht! Ich bin damit geboren, und ich werd’s Scheiße nochmal behalten. Es ist meins! Und zwar alles!
    Der Lärm von unten erreicht mit seinem Wutausbruch den Höhepunkt und ebbt dann zu einem Jammern und leisen Klopfen ab.
    Philip Sax – ein Mann, der nur mit genug Speed im Blut und Alkohol im Magen richtig funktioniert – lehnt sich gegen die Wand.
    – Scheiße.
    – Freunde von dir?
    Er stößt sich von der Wand ab und schließt die nächste Tür auf.
    – Nein.
    Hinter der Tür kommt eine Treppe zum Vorschein.
    – Weißt du, sie können mein Blut durch den Boden riechen. Das macht sie ganz irre.
     
    Das Treppenhaus ist der reine Wahnsinn.
    Die Türen zum ersten und zweiten Stock wurden aus den Angeln gerissen. Dahinter sind große, barackenartige Räume zu erkennen, lange Reihen von Pritschen und Stockbetten. Alles wirkt notdürftig zusammengeschustert. Die Wände sind kaum verputzt, und Stromkabel hängen aus halb installierten Beleuchtungskörpern. Rohre ragen aus den Wänden. Dann Anzeichen einer hastigen Verwüstung. Zertrümmerte Möbel, verstreute Habseligkeiten, grobe Löcher in den Gipskartonwänden. Dazu eine nicht unerhebliche Anzahl von Einschusslöchern, eingetrocknetes Blut, die Spuren von Fingernägeln auf Holz und Putz und einige tiefe Scharten im Boden, wo man ihn wohl erst vor kurzem mit einer Axt bearbeitet hat. Nicht unbedingt, um ein Loch reinzuhauen, sondern um etwas mit solcher Wucht zu zerstückeln, dass die Axtklinge glatt Löcher im Boden hinterlassen hat.
    Ich deute darauf.
    – Hat hier jemand Holz gehackt?
    Phil sieht in die andere Richtung.
    – Das, äh, ich glaube, da hat Sela euthanasiert.
    – Schon wieder so ein hochgestochenes Wort.
    – Na ja, also, man könnte auch sagen, dass sie den durchgeknallten Vampyren den Kopf abgehackt hat, aber, ähem, das ist nicht gerade die offizielle Sprachregelung hier, Mann.
    – Nenn die Dinge ruhig beim Namen.
    Er geht weiter die Treppe hoch.
    – Also, das wird hier auch nicht so gern gesehen.
    Weiteres Heulen, diesmal von oben.
    Phil bleibt wie angewurzelt stehen.
    – Die nächsten paar Treppen renne ich normalerweise rauf. Ist das okay?
    Ich hebe eine Hand.
    – Jetzt beruhig dich mal. Ich will mich ein bisschen umsehen. So was bekommt man ja schließlich nicht alle Tage zu Gesicht.
    Er zieht die Schultern ein.
    – Also ich schon.
    Wir steigen die Treppe rauf.
     
    Die nächsten Stockwerke sind noch bewohnt. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass an den Türen dicke Riegel angebracht sind, die offenbar von einem Elektromagneten gesichert werden. Ein Kabelstrang verläuft von Tür zu Tür durch das gesamte Treppenhaus.
    Ich klopfe an eine Tür und höre Geräusche wie von einem halben Dutzend fetter Ratten.
    – Was ist mit den Fenstern?
    Phil steht am Fuß der nächsten Treppe und scheint es ziemlich eilig zu haben.
    – Sela hat Löcher in die Backsteinmauern gebohrt und fünf Zentimeter dicke Bohlen vor die Fenster geschraubt. Das war

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