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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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kurzen Weg zu den ausgetretenen Holzstufen. Es war Donnerstag vormittag, und kein Mensch war in der Nähe. Sie gingen den Weg um das Gebäude herum nach hinten. Sie suchten nach dem Friedhof, den es laut Jamie hier geben sollte.
    Walker wollte dieser verlorenen Großmutter seine Ehrerbietung erweisen. Er wusste nicht genau, warum. Vielleicht, weil er das Gefühl hatte, dass er seiner Familie nie wieder so nahekommen würde.
    Sie gingen nebeneinander, Walker langsam, Krista auf ihren Krücken schwingend. Sie fühlten die Wärme der Sonne, die von den Wänden der Kirche abstrahlte, atmeten den Duft der Wildblumen ein, die, zart wie ihre nördlichen Schwestern, stellenweise in kleinen Grüppchen wuchsen.
    Walker empfand den Wind beinahe als kühl, doch als er Krista ansah, entdeckte er Schweißperlen auf ihrem Nasenrücken.
    »Ich seh keinen Friedhof«, sagte sie.
    Sie standen hinter der Kirche. Das Terrain fiel sanft ab, hin zu einem Gehölz in einem tiefeingeschnittenen Tal unter ihnen.
    »Um in diesen Felsen Löcher zu machen, da braucht man schon Dynamit«, meinte sie. »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«
    »Ich bin sicher«, antwortete Walker. »Gehen wir weiter.«
    Der Pfad bog von der Kirche ab, durch kniehohes Gras, hinunter zu den Bäumen. Krista ließ den Blick einen Moment über den steilen Abhang gleiten. »O. K.«, sagte sie dann.
    Walker ging hinter ihr her. Ihr blondes Haar tanzte vor ihm. Ihr Genick rötete sich von der Sonne oder von der Anstrengung. Das lange Gras wickelte sich um ihre Krücken, zog daran. Mit Krücken war es genauso schwierig, bergab zu gehen wie bergauf: Jeder Schritt war zu lang, die Krücken immer zu kurz. Walker dachte, sie könnte jeden Augenblick aufs Gesicht fallen.
    »Da ist er«, sagte er.
    Sie hob den Blick, den sie in grimmiger Konzentration fest auf den Weg gerichtet hatte. »Wo?«
    Er musste nicht antworten. Der Friedhof lag deutlich sichtbar unter ihnen. Er war erstaunlich groß und von einem frischgestrichenen Lattenzaun umgeben. Darunter stand schweigend und wachsam der Wald, und die nächstgelegenen Bäume streckten ihre langen, schweren Äste über den weißen Zaun.
    Sie gingen das letzte Stück hinunter und traten durch das offene Tor hinein. Es gab eine Mischung von hölzernen Grabkreuzen und grobkörnigen Grabsteinen. Vereinzelt standen da auch welche aus rosa oder schwarzem Granit.
    Walker wusste genug über Jake Nuremborski, um zu wissen, wonach er suchen musste. Dem größten, dem imposantesten Stein auf dem ganzen Friedhof.
    Am Rand des Friedhofs, nahe am Zaun, ragte im Schatten eines hohen Kapokbaums ein korallenfarbener Granitpfeiler vier Meter hoch in die Luft.
    Der Grabstein stand ganz für sich und sah verlassen aus. Walker ging hinüber, kniete sich hin und las ohne jede Überraschung: »In liebendem Angedenken an Sarah Clair Nuremborski, geb. Harper, geliebte Gattin von Jacob Ivan, geb. April 1936, gest. März 1976.«
    Krista trat neben ihn und las die Inschrift laut vor. Trauer überfiel Walker, schwer und mächtig.
    »Hallo«, sagte eine Stimme irgendwo über seinem Kopf. Sie klang so tief und dröhnend, dass Walker schon glaubte, Stimmen zu hören. Aber Krista drehte sich herum.
    Ein hochgewachsener, dürrer Mann stand hinter ihnen. Er trug einen schwarzen Anzug, einen schwarzen Filzhut und den blütenweißen Kragen eines Geistlichen. Sein Gesicht war so schwarz wie sein Anzug und so lang und dünn wie eine Handkante. Er stand inmitten der Grabsteine, reglos und entschlossen wie sie. Er hätte eine Statue sein können, mit dem Grün des Berges und dem Blau des Himmels als Hintergrund.
    »Guten Tag, Hochwürden«, sagte Walker automatisch und erinnerte sich einen winzigen Augenblick zu spät, dass die Kirche eine anglikanische war und er auf einem anglikanischen Friedhof kniete.
    »Hallo«, sagte Krista. »Wir schauen uns nur um.«
    Ach ja?, dachte Walker. Nur schauen, nicht kaufen?
    »Eine Verwandte?«, fragte der Geistliche schließlich und deutete mit dem Kopf auf den korallenfarbenen Grabstein. Wieder ließ er seinen Bass erdröhnen, ohne jede geistliche Großspurigkeit, doch wie aus der tiefsten Tiefe des Ozeans.
    Walker wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er versuchte, Zeit zu gewinnen, und erhob sich langsam. Noch immer überragte ihn der Geistliche, obwohl er zwei Grabreihen entfernt stand.
    »Wir wissen es nicht genau«, sagte Krista. Sie ging auf den Mann zu.
    Er warf einen Blick auf ihre Krücken, ihre verbogene

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