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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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wieviel ich verlangen soll?«
    »Du hast einen Zähler. Joe wird’s dir zeigen. Aber rühr ja nicht das Funkgerät an. Egal, wer dich anfunkt, einfach ignorieren. Gib keine Antwort. Sag nix. Kapiert?«
    Walker sah einen Augenblick auf seine abgetragenen Arbeitsschuhe hinunter.
    An Taxifahren hatte er zwar nicht gedacht, es war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, aber je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee. Kerouac würde es tun.
    »Das ist ein Spezialangebot. Nur so lang, bis du deinen Schein hast. Dann krieg ich Geld von dir, genau wie von den anderen.« Alphonso lehnte sich an das Taxi. Es knarrte unheilverkündend. Er betrachtete Walker durch eine Wolke von Zigarrenrauch. »Ich mach das, weil ich darauf vertrau, dass du dein Bestes gibst. Sonst kommst du mir vielleicht mit ein paar Dollar zurück und kassierst deine sechzig Mäuse, hab ich recht? Aber ich schätze, dass ein Bursche wie du sich den Arsch aufreißen wird. Du kommst mit zwei-, vielleicht dreihundert Dollar zurück. Ich verdien Geld. Du verdienst Geld. Das ist eine zeitlich befristete Abmachung.«
    Walker sah Alphonso an, der in Rauch gehüllt vor ihm stand. Alphonso grinste. Walker lächelte zurück. Der Handel galt.
     
    Zur Feier des Tages ging Walker zum Pfandleiher und kaufte sich ein Kassettendeck und eine Lampe für sein Zimmer.
    Sein Vermieter sah ihn über die Brille hinweg an. »Sie hatten Glück«, sagte er.
    »Wieso?«
    »Heute ist einer gekommen und wollte Ihre Wohnung mieten. Ich habe gesagt, tut mir leid, ich hab sie gestern vermietet.«
    »Ach«, sagte Walker und inspizierte eine Reihe von Kassettendecks. »Woher wusste der, dass sie zu vermieten war? Sie haben das Schild doch gestern abgemacht.«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Hat’s wahrscheinlich schon früher gesehen. Er fragte mich, wer sie gemietet hat. Ich habe gesagt, irgendein Hockeyspieler.«
    Walker suchte sich ein Gerät aus und stellte es vorsichtig auf die Glasplatte der Verkaufstheke. »Frag mich, was es den angeht, wer sie gemietet hat.«
    Wieder zuckte sein Vermieter die Achseln.
    »Ich nehme das hier«, verkündete Walker.
     
    Um fünf Uhr saß Walker bereits in Taxi Nummer Neunzehn. Einen Stadtplan hatte er auf dem Beifahrersitz ausgebreitet. Er fuhr die Parliament Street hinauf und bog ohne besonderen Grund an der Gerrard Street rechts ab. Er fuhr über eine Brücke, und ein paar Minuten später fand er sich in Chinatown wieder.
    Noch einmal schaute er auf die blaue Fläche am unteren Rand der Karte.
    Er beschloss, nach Süden zu fahren. Die ganze Zeit schon hatte er gewusst, dass er nach Süden fahren würde. Es würde gar nicht lange dauern, er wollte nur einen Blick auf den See werfen, den See, der wärmer sein musste als irgendein See im Norden. Sobald er das getan hatte, würde er Ausschau halten nach jemandem, der ein Taxi brauchte. Jemand, der an einer Straßenecke stehen und winken würde oder so.
    »Neuer!« Das Funkgerät erwachte plötzlich zum Leben. Walker fuhr zusammen. »Neuer, wo bist du? Sag was, Neuer.«
    Walker zögerte einen Augenblick, entschied sich dann aber, Alphonsos Anweisungen zu befolgen und die Stimme dieser Frau, die sich wie eine Kugel mit Stahlspitze in seinen Kopf bohrte, zu ignorieren.
    »Neuer!«
    Etwas sagte ihm, dass das nicht Donna war, die, eingepackt in einen alten Wollpulli, um sich vor der kalten Luft der Klimaanlage zu schützen, ihre Zigaretten rauchte. Das musste jemand anderes sein.
    »Ich weiß, dass du da bist. Geh ran, oder ich ruf die Bullen, weil du ohne Taxischein in einem nicht registrierten Taxi unterwegs bist, falls du’s nicht weißt, und die werden dich hinten in ihren Streifenwagen stecken und irgendwo hinbringen, wo keine Menschenseele vorbeikommt, und dir in den Arsch treten, dass dir Hören und Sehen vergeht, also GEH RAN !«
    Walker überlegte, dass er zwei Möglichkeiten hatte: aus dem Taxi zu flüchten, damit er nicht an einen Strommasten fuhr, oder ranzugehen.
    Er ging ran, drückte auf einen Knopf und sagte »Hi«, dann ließ er den Knopf wieder los, so wie Joe, der obskure Mechaniker, es ihm gezeigt hatte.
    Einen Augenblick war es still, dann: »Schon besser. Wo bist du?«
    »Gerrard.«
    »An welcher Kreuzung?«
    »Weiß ich nicht. Ich könnte stehenbleiben und auf der Karte nachschauen. Ah, warte mal – ich bin gerade an Brian Crescent vorbeigefahren.«
    Wieder Stille. Dann: »Wie heißt du, Neuer?«
    »Walker. Walker Devereaux.«
    »Du bist Jungfrau, stimmt’s,

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