Ausgesetzt
miserabelsten geführte, erbärmlichste Taxiunternehmen in der ganzen Stadt. Wir haben eine Flotte von acht Taxis, von denen drei beschlagnahmt gehören. Unsere Gewerbelizenz hängt am seidenen Faden. Wir hatten dieses Jahr schon zwei Verwarnungen. Alphonso ist ein gefährlicher Irrer. Sprich nie wieder mit ihm.«
»Aha«, machte Walker. »Ich habe dein Schild heute vormittag gesehen, deshalb bin ich reingekommen.«
Krista sah zu ihm hoch und ihre Augen funkelten, sie lächelte sogar ein wenig. Mein Gott, sie ist wirklich hübsch, dachte Walker.
»Warum willst du eigentlich Taxifahrer werden?«
»Na, weil ich das Geld brauche, zum Beispiel.«
»Was hast du mit Alphonso ausgemacht?«
»Er wollte mir fünf Dollar die Stunde zahlen.«
»Das kann ja wohl nicht wahr sein.« Krista wirbelte in ihrem Rollstuhl herum, blieb stehen und sagte: »Er hat mir eine Nachricht hinterlassen. Ein gewisser Walker Devereaux soll so schnell wie möglich in der Taxifahrerschule angemeldet werden.«
»Ich glaube, ich kann mir die zweihundert Mäuse nicht leisten.«
»Aber klar doch.«
Krista bat ihn, hinter den Tresen zu kommen. Walker ging um die Ecke und lehnte sich an einen der Schreibtische. Sie rollte ihren Stuhl so dicht an ihn heran, dass eine Rolle an seinen Schuh stieß.
»Weißt du, was wir machen? Alphonso wollte dir fünf die Stunde für zwölf Stunden zahlen, richtig? Das macht sechzig.«
Walker nickte.
»Also muss er sich auch daran halten. Die ersten sechzig zahlen wir, dann bleiben noch hundertvierzig.«
»Kannst du das so einfach tun?«
Sie schob ihr Kinn ein bisschen vor. »Ich kann tun, was ich will. Ich berechne dir zehn Dollar zusätzlich zu deiner Leihgebühr pro Nacht, so lange, bis du die hundertvierzig zurückgezahlt hast, also vierzehn Nächte, und wir sind quitt. Stimmt’s? Wie hört sich das an?«
»Gut.«
Sie streckte ihm ihre kleine Hand entgegen, und er schlug ein.
»Nick ist ein wunderbarer Mensch. Aus Äthiopien. Wird dir gefallen. Er wird vorbeikommen und dich mitnehmen, dir alles zeigen.«
»O. K.«
»O. K.« Sie lächelte zu ihm hoch und ließ seine Hand los. »Jetzt verschwinde aber. Ich muss mich um die Abrechnungen kümmern. Alphonso weigert sich, einen Buchhalter einzustellen, also muss ich das machen.«
Sie glitt von ihm weg, um den anderen Schreibtisch herum und schlug krachend ein großes Kassenbuch auf. Ein Computer war weit und breit nicht zu sehen. Das Telefon klingelte.
»Scheiße«, sagte sie und rotierte zurück zum Telefon. »A. P. Taxis.«
Walker musste seine Stippvisite zum Ontariosee verschieben. In den nächsten zwei Wochen war er ständig auf Achse. Nachts lernte er die praktische Seite des Berufs von Nick und tagsüber die offizielle in der Taxifahrerschule.
Doch der Höhepunkt seines Tages, das Wichtigste überhaupt, war das Frühstück. Frühstück um fünf Uhr morgens, wenn die erste Andeutung grauen Morgenlichts über der Stadt dämmerte. Frühstück bei Ruby, Ausgezeichnete Kanadisch-Chinesische Küche, das 24-Stunden-Restaurant für die ganze Familie. Denn Krista ging da hin, zusammen mit ein paar anderen von der Nachtschicht.
Die ersten paar Tage hatte Walker sich im Hintergrund gehalten und zugesehen, wie Krista zu ihrem Wagen hinüberrollte, einem Toyota Tercel, Baujahr 1979, mit Handbedienung, und die Hecktür öffnete. Sie arbeitete sich aus dem Rollstuhl heraus, verlagerte den größten Teil ihres Gewichts auf das linke Bein, klappte den Rollstuhl zusammen und verfrachtete ihn mit beinahe beängstigender Geschicklichkeit ins Heck. Dann zog sie zwei Aluminiumkrücken heraus, eine ein wenig kürzer als die andere, und schwang sich zu der Gruppe von Taxifahrern, die auf der anderen Straßenseite warteten.
Eines Morgens, als sie sich aus der offenen Garagentür hinausmanövrierte, sah sie zu Walker hoch, der an der Wand lehnte, sich eine Zigarette drehte und sich alle Mühe gab, desinteressiert zu wirken. Sie sagte: »O. K. Komm mit.«
»Mit – wohin?«, wollte er sich doof stellen.
»Das weißt du genau. Du hast doch Hunger, oder?«
»Könnte man so sagen«, erwiderte er und trottete lässig hinter ihr her.
Er wollte ihr beim Einladen des Rollstuhls helfen, doch sie strafte ihn mit einem so finsteren Blick, dass er es sein ließ.
Er ging neben ihr über die Straße, eifrig bemüht, langsam zu gehen, ohne sich anmerken zu lassen, dass er es absichtlich tat. Das war kniffelig, weil er grundsätzlich einen eher schnellen Gang hatte,
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