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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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nun auch noch mit einem geschwollenen Auge vom Kampf der letzten Nacht auf der Rückenlehne des Sofas lag, war auch nicht besonders dekorativ.
    Krista schwang sich auf ihren Krücken in die Mitte des Zimmers und sagte: »Wird bestimmt hübsch, wenn du mal eingezogen bist. Hängst du dir Vorhänge auf?«
    »Warum?«
    »Nur so. Schafft ein bisschen Wärme.«
    »Wir haben doch noch Sommer. Es ist so schon heiß genug hier oben.«
    Sie wandte sich um und lächelte ihn an. »O. K., schon gut«, sagte sie. »Ist das deine Katze?«
    »Nein. Sie war auf einmal da.«
    »Wie heißt sie?«
    »Kerouac.«
    »Ach, ja?« Skeptisch beäugte sie die Katze. »Ich würde dieser Katze kein Wort glauben.«
    Walker führte sie durch die übrige Wohnung, was nicht lange dauerte, und stellte Kaffeewasser auf. Sie gingen ins Wohnzimmer zurück, Krista setzte sich aufs Sofa, und er hockte sich vor die Kommode. In der untersten Schublade tastete er unter seiner Lederjacke nach dem Brief und dem Foto, zog beide heraus und setzte sich zu Krista auf das Sofa.
    Wieder kam er sich blöd vor, als hätte man ihn bei einer Verfälschung der Tatsachen ertappt. Brief und Foto schienen ihm auf einmal so eine mickrige Erbschaft, und er hatte sie doch als etwas ganz Bedeutendes dargestellt.
    Krista las den Brief und las ihn noch einmal. Lange blickte sie auf das Foto.
    »Viel kann man nicht damit anfangen«, sagte er.
    »Welche, glaubst du, ist deine Mutter?«
    Er zögerte.
    »Ich glaube, es ist die hier«, sagte sie und zeigte mit dem Finger auf das dunkelhaarige Mädchen.
    »Warum?«
    »Erstens ist sie dunkler. Und dann ihre Haltung – sie ist wie du, oder du bist wie sie.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich glaube einfach, dass sie deine Mutter ist«, erklärte Krista.
    »Ich auch.«
    Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Krista streckte ihre Hand aus und ließ ihre Finger zwischen seine gleiten. Walker war überrascht.
    »Ich werde sie finden«, sagte er. Verräterische Tränen brannten in seinen Augen. Der Wasserkessel begann zu pfeifen, und Walker flüchtete in die Küche.
    Als er mit zwei Bechern Kaffee zurückkam, betrachtete Krista noch immer das Foto. Er hatte ihr bereits seine Theorie über die Wassertemperatur der Seen Anfang Juni im Norden auseinandergesetzt. Nun sagte er: »Ich glaube, es könnte der Ontariosee sein. Wenn man hier lebt, bietet es sich doch an, dass man dahin fährt, oder?«
    »Nein«, erwiderte Krista und nippte an ihrem Kaffee, dem vierten heute morgen. »Kein Mensch hat ein Ferienhaus am Ontariosee. Der ist zu kalt. Sie haben Wahnsinnshütten auf der ganzen Strecke von hier bis Burlington, und vielleicht gibt es hier und da auch eine einsame Blockhütte, aber eigentlich ist das nicht die Sorte See. Ich hab in meinem ganzen Leben noch niemand sagen hören, dass er zu einem Haus am Ontariosee fährt.«
    Niedergeschlagen setzte sich Walker neben sie. »Es könnte überall und nirgends sein«, meinte er. »Es könnte in den Staaten sein. Die Etiketten in meinen Anziehsachen stammten alle aus den Staaten.«
    »Weißt du, wie das aussieht?«, sagte sie, als sie das Foto näher an die Lampe hielt. »Es sieht aus wie Camp Pokawaka.«
    »Ah ja?« Walker spürte, wie sein Herz ein wenig schneller schlug.
    »Ich bin immer dort hingefahren. Es ist ein Ferienlager für verkrüppelte Kinder.«
    »Und wo ist das?«
    »Am Eriesee.«
    »Am Eriesee?«
    »Siehst du, wie weit draußen im Wasser sie sind? Und wie seicht es noch immer ist? Und schau dir diese hohen Sandklippen und die Kiefern an. Das schaut genau wie am Eriesee aus.«
    »Ist das Wasser warm da?«
    »Brühwarm! Weil’s da so seicht und unten voller Sand ist. Wenn’s im Mai heiß ist, kann man problemlos im Wasser planschen. Wir sind immer am Victoria Day dort hingefahren und haben Würstchen gebraten, und wir konnten fast jedes Jahr schwimmen. Na ja, schwimmen konnten wir nicht, höchstens ein paar von uns, aber wir konnten herumplanschen. Und in einem Jahr war das Wasser am 24. Mai so warm wie im Hochsommer!«
    »Wo liegt der Eriesee?«
    »Wo der Eriesee liegt?«
    Plötzlich hörte sie sich an wie seine Mutter. Fast hätte sie die Arme zum Himmel gereckt. »Das ist einer der Großen Seen, Walker. Liegt gleich neben dem Ontariosee. Südwestlich von hier. Ist durch die Niagara-Fälle von ihm getrennt. Was bringen die euch im Norden eigentlich bei?«
    »Das wusste ich ja. Nur nicht, wo genau das ist. Wie weit weg?«
    »Mit dem Bus haben wir so zweieinhalb Stunden bis

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