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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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Camp Pokawaka gebraucht, aber der ist immer so langsam gefahren. In meinem Auto ist eine Landkarte.«
    Sie gab Walker ihre Schlüssel, er rannte die Treppe hinunter und fand im Handschuhfach eine Karte der Provinz, unter einer Haarbürste, verschiedenen Lippenstiften, Benzinrechnungen und einer Trillerpfeife, um Vergewaltiger abzuschrecken.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er die Treppe wieder hoch.
    »Das ist der Eriesee«, sagte sie und deutete auf einen langen, schmalen blauen Fleck am unteren Rand der Karte, die sie sich über die Knie gebreitet hatten.
    »Schau mal, wie viele Points es da gibt.«
    Walkers Puls raste jetzt. »Point Albino, Mohawk Point, Peacock Point, Long Point. Alles voller Points!«
    »Schon. Aber Mary’s Point seh ich keinen.«
    »Das macht nichts. Vielleicht ist es kein offizieller Name. Vielleicht nennen ihn nur die Einheimischen so. Und schau mal, ab Long Point gibt es überhaupt keine Landspitzen mehr bis rüber nach Detroit. Die Küstenlinie ist fast ganz gerade.«
    »Ja, also bis Long Point ist es schon ein langer Weg von Toronto«, sagte Krista. »Ich meine, wenn du in Toronto wohnst und ein Ferienhaus am Eriesee hast, wär das nicht so weit weg. Camp Pokawaka war in der Nähe von Peacock’s Point, glaub ich.«
    »Also wenn man jetzt von Fort Erie rüberfährt bis Long Point, wie weit ist das? Zirka …«, Walker schaute nach, in welchem Maßstab die Karte gezeichnet war, »hundertdreißig Kilometer. Wie viele Gemeinden wären das?«
    »Wieso?«
    »Weil ich nur die einzelnen Gemeindeämter anrufen und mit den Beamten reden müsste. Die kennen alle Namen in der Gegend. Die wissen alles. Wenn es einen Mary’s Point gibt, dann kennen die ihn.« Er sah wieder auf die Karte. »Ich wette, zu jeder Gemeinde gehören um die fünfzehn Kilometer Küste. Also nur so um die acht Gemeinden. Bei denen könnten wir anrufen.«
    Krista hob den Kopf. »Wir?«
    »Ich meine, ich könnte dort anrufen. Ich könnte in die Bücherei gehen und die Gemeinden raussuchen.«
    »Schau doch einfach auf die Karte.«
    »Ich glaube nicht, dass die da stehen. Oder?«
    »Was sind das für Namen?«
    »Verwaltungsbezirke.«
    »Also welcher Bezirk ist das?«
    »Schwer zu sagen, alles ist so zusammengequetscht. Schaut aus wie Haldimand-Norfolk.«
    »Dann ruf doch einfach die Bezirksbehörde an, Walker. Die können dir die Telefonnummern von allen Gemeindeämtern im Bezirk sagen, stimmt’s?«
    »Ja«, gab Walker zu.
    »Hast du ein Telefon?«
    »Noch nicht. Die wollen zweihundert Dollar Kaution.«
    Krista seufzte. »Ich werd sie anrufen. Von zu Hause.«
    »Ich geb dir das Geld, was es auch kostet.«
    »Davon kannst du ausgehen.«
    Sie unterhielten sich noch eine Weile, bis Krista feststellte, dass der Berufsverkehr gleich einsetzen und irgendein blödsinniger Abschleppwagen ihren Wagen mitnehmen würde. Walker steckte Brief und Foto schnell wieder unter seine Lederjacke. Er schloss die Tür ab, hob Krista hoch, diesmal hielt er sie schon mit mehr Selbstsicherheit und auch ein bisschen enger, und trug sie die Treppe hinunter.
    Als sie weggefahren war, beschloss er, zu einem winzigen Kramladen zu gehen, den er in einem Kellergeschoss entdeckt hatte. Er hatte nur noch wenig Milch und fast keinen Tabak mehr. Das war noch ein Grund, Krista zu mögen: Sie meckerte nicht, weil er rauchte.
    Plötzlich schien es ganz viele Gründe zu geben, warum er sie mochte.
    Mit Milch, Tabak und drei Zeitschriften im Arm kam er vom Kramladen zurück und schloss die Haustür auf. Als er die lange Holztreppe hochstieg, konnte er noch immer das anschmiegsame Gewicht Kristas spüren. Er erreichte den Flur und wollte soeben seine Wohnung aufsperren, als er bemerkte, dass das nicht nötig war. Der Türpfosten war abgesplittert, und als er gegen die Tür stieß, öffnete sie sich weit.
    Walker rannte in die Küche, ohne auch nur einen Moment daran zu denken, dass der oder die Einbrecher noch immer da sein könnten, dass er in einen blutigen, vielleicht sogar tödlichen Kampf verwickelt werden könnte. Die Küche war leer. Nur die beiden Holzstühle und der Tisch begrüßten ihn. Er öffnete den Kühlschrank und die Klappe des winzigen Gefrierfachs. Sein Geld, oder das, was ihm davon noch geblieben war, befand sich noch immer unangetastet in seinem Versteck in der Packung mit Tiefkühlfisch.
    Walker rannte zurück zu seiner Wohnungstür und sah auf den Flur. Niemand war zu sehen.
    Er schloss die Tür und sah sich um. Außer Kerouac, der

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