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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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nicht so ein hirnverbrannter Idiot«, sagte Krista. »Komm, Walker.«
    »Ich gebe Ihnen das Geld, wenn Sie wollen«, sagte Walker zu Alphonso.
    »
Ich
will«, gab Alphonso zurück, »aber dein Boss da nicht, also werd ich den Verlust wohl hinnehmen müssen.« Er blies eine blaue Rauchfahne in die Luft. Er amüsierte sich. »Die hat dich ja ganz schön eingewickelt.«
    »Sieht so aus, nicht?« Walker grinste.
    »Wichser«, sagte Joe.
    Krista setzte sich in den Rollstuhl, rollte durch die Garagentür und stieß sich eine Rampe hoch, die Alphonso für sie hatte einbauen lassen. Walker folgte ihr. Sobald sie allein im Flur waren, blieb sie stehen, drehte den Rollstuhl halb zu ihm um und fragte leise: »Was war los?«
    Walker kniete sich neben sie, küsste sie und sagte: »Ich weiß, wo Kim wohnt.«
     
    Etwa hundert Kilometer westlich von Toronto schimmerten die ansehnlichen Häuser von Paris, Ontario, in der Sonne. Sie hockten auf den hohen Bergen, zwischen denen sich der Nith und der Grand River gabelten. Den Angaben ihrer Mutter zufolge wohnte Kim Miller – nunmehr Kim Miller-Best, verheiratet, drei Kinder – ein paar Kilometer nördlich von Paris, im Osten des Grand-River-Tales.
    Mittwoch vormittag gegen elf bogen Walker und Krista in Nicks verbeultem Chrysler in Kims Einfahrt. Beide hatten die vergangene Nacht freigenommen, um sich auszuruhen, und sie mussten Nicks Wagen bis spätestens halb fünf am Nachmittag wieder zurückbringen. Dann war seine Schicht zu Ende und ihre begann.
    Am Morgen hatte Walker eine Schüssel mit Milch für Kerouac hingestellt und ein Fenster so weit geöffnet, dass der – je nach Lust und Laune – kommen und gehen konnte. Dann war er zu A. P. Taxis hinübergegangen, in Nicks Wagen gestiegen und zu Krista gefahren. Sie wartete bereits unten an der Einfahrt auf ihn. In Anbetracht dessen, was sich beim letzten Mal ereignet hatte, war George Papadopoulos wenig erfreut, dass seine Tochter schon wieder mit diesem fremden Jüngling loszog.
    Auch in Kristas Gedanken brannte der abgefackelte Wagen noch lichterloh. Das war einer der Gründe, warum sie jetzt neben Walker saß. Sie hatte Angst um ihn. Vielleicht würde sich jemand, der Walker verfolgte und ihm Böses wollte, von ihrer Anwesenheit abhalten lassen.
    Außerdem saß sie neben Walker, weil sie es nicht ertragen konnte, nicht bei ihm zu sein. So einfach war das – und so kompliziert.
     
    Kim Miller-Bests Haus war ein niedriges, langgestrecktes Gebäude. Der gedämpfte Stein und das Glas, die rauhen Kieferbretter und die Zedernschindeln auf den Dächern in drei verschiedenen Ebenen schienen zu verschmelzen mit den hohen Kiefern und wuchtigen Zedern, die es umgaben. Es war unauffällig und doch eindrucksvoll.
    Ein roter Minivan stand in der Einfahrt, und etwas, das wie ein Sportwagen aussah, parkte unter einem braunen Regenschutz versteckt im Gras.
    Krista besah sich das Haus. »Ist das schön!«, sagte sie – das erste, was sie nach langer Pause überhaupt sagte.
    Im Auto hatte eine angespannte Stimmung geherrscht. Nach Kristas Ansicht hätte es sich gehört, dass Walker zuerst von Toronto aus anrief. Nur ein ungehobelter Ignorant platzte einfach so herein. Aber Walker hatte Angst, dass Kim, wenn er anrief und sie vorwarnte, sagen könnte: »Ich möchte Sie nicht sehen. Ich weiß gar nichts über Ihre Mutter.«
    Krista hatte sich gefragt, was diese Kim Miller-Best denn überhaupt wissen konnte. Viel konnte es nicht sein. Bestimmt hätte sie damals irgend etwas wegen des ausgesetzten Kindes unternommen, wenn sie Bescheid gewusst hätte. Sie hätte nicht einfach geschwiegen.
    Auf der Fahrt hatte Krista versucht, Walker das so schonend wie möglich beizubringen. »Das könnte ein richtiger Reinfall werden«, hatte sie gemeint.
    »Was soll das heißen?«
    »Wundere dich nicht, wenn sie kein bisschen mehr darüber weiß, was aus deiner Mutter geworden ist, als du. Wenn sie gewusst hätte, dass du ausgesetzt worden bist, wäre sie zur Polizei gegangen. Oder hätte sonst was getan. Meinst du nicht?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Walker. »Das ist es ja. Ich weiß überhaupt nichts. Und sie weiß was. Was war denn dieses große Geheimnis, von dem in ihrem Brief die Rede war?«
    »Das haben wir doch schon geklärt – nämlich, dass deine Mutter schwanger war. Mein Gott, sie war erst vierzehn!«
    »Aber wir wissen nicht sicher, dass das das Geheimnis war«, gab er zurück. »Außerdem hat ihre Mutter sie inzwischen

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