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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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nehmen, die mit dem Brief und dem Foto. Und Ihre Adresse in Toronto hat sie von Ihrer Familie in Big River bekommen. Sie hat sie mir gegeben am Tag, als sie eingezogen sind. Und das war’s. Wenn es Sie glücklich macht, die Zahlungen an sie wurden damit eingestellt.«
    Es machte ihn nicht glücklich. Heather Duncan, die ihn an sich gedrückt und manchmal sogar wässrige Augen bekommen hatte. Tränen der Schuld, dachte Walker. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, wer er war.
    »Machen Sie ihr keinen Vorwurf.«
    »Nein«, sagte Walker. Er rieb sich das Gesicht. Er wollte einfach nur aufwachen.
    Simmons hielt ihm die Seiten entgegen.
    »Mr. Nuremborski war und ist nicht an einem neuen Enkel interessiert. Er ist gesundheitlich schwer angeschlagen. Und er möchte auch keine Komplikationen mit seinem Nachlass. Er will seine Ruhe.«
    Walker nahm die Papiere und setzte sich wieder. Er schaute auf die oberste Seite. Ein Haufen Wörter und fortlaufend numerierte Sätze.
    Der Mann fuhr fort: »Wir haben versucht, Sie von Ihrem Vorhaben abzubringen. Das ist uns, wie man sieht, nicht gelungen. Und wir haben auch bald erkannt, dass die ganze Angelegenheit zusehends verworrener wird. Denn Sie hatten, und das ist ja auch verständlich, eine falsche Vorstellung davon, wer Ihre Eltern sind.«
    Walker sah die anderen Seiten durch. Noch mehr Wörter, noch mehr numerierte Sätze. Er konnte sich nicht überwinden, sie zu lesen. Die Seiten zitterten in seiner Hand.
    »Ob Sie’s glauben oder nicht, irgendwie haben Sie bei dem Alten einen Stein im Brett. Wahrscheinlich, weil sie genauso zielstrebig sind wie er.« Der Sekretär hielt inne und lächelte. »Ich freue mich, dass Sie sich hingesetzt haben. Mr. Nuremborski ist bereit, Ihnen vierhunderttausend Dollar zu schenken.«
    Walker sah ihn an.
    »Warum? Weil er will, dass Sie’s im Leben zu etwas bringen, und, offen gestanden, weil er nicht will, dass sein Nachlass mit einer Vaterschaftsklage in Zusammenhang gebracht wird. Sie müssen nur dieses Dokument hier unterschreiben. Daraus geht hervor, dass Walker Devereaux ein begabter junger Mann ist, den Mr. Nuremborski kennengelernt hat, den er bewundert und dem er helfen möchte. Und dass Sie, jetzt und in Zukunft, keine weiteren Aussichten oder Ansprüche jeglicher Art haben. Und dann möchte er, dass Sie die Stadt verlassen.«
    »Ich verstehe«, sagte Walker.
    »Ich habe einen beglaubigten Scheck dabei, der auf Sie ausgestellt ist. Sie müssen nur die einzelnen Seiten paraphieren, hier, und die letzte Seite hier unterschreiben.« Er beugte sich ein wenig vor und zeigte Walker die Stellen, an denen er unterschreiben sollte. »Gott sei Dank müssen wir Sie jetzt nicht mehr auf Schritt und Tritt verfolgen.«
    Er zog einen Füller aus einer Lederschleife an der Mappe und reichte ihn Walker.
    »Sagen Sie meinem Großvater, dass meine Mutter Lenore Nuremborski heißt«, sagte Walker.
    Dem Mann wich die Farbe aus dem Gesicht. »Sie scherzen, oder?«
    »Nein.«
    Simmons kramte einen Augenblick in der Mappe und hielt Walker dann einen Scheck vor die Nase. Er war beglaubigt. Und Walkers Name stand darauf. Und auch die Summe von vierhunderttausend Dollar.
    »Das ist ein unglaublich großzügiges Angebot. Sie haben keinerlei rechtliche Handhabe. Robert kann nichts bezeugen, er vegetiert nur noch dahin. Sie können nicht einmal einen Bluttest erzwingen. Klar?« Dem Mann fielen hinter seiner Brille schier die Augen aus dem Kopf. »Sind Sie wirklich so dumm? Unterschreiben Sie, nehmen Sie das Geld und hauen Sie ab!« Wieder hielt er ihm den Füller hin.
    »Nein.«
    Der Mann fuhr von seinem Stuhl auf.
    Auch Walker stand auf und reichte ihm die Papiere zurück.
    Simmons sah ihn wütend an, doch in seinen Augen lag auch Furcht, beinahe Verzweiflung. »Jetzt sind Sie neunzehn. Wenn sie neununddreißig sind, werden Sie sich dafür hassen«, sagte er.
    Walker hielt ihm die Papiere weiter hin. Der Mann nahm sie und stopfte sie in die Mappe. Noch einmal hielt er Walker den Scheck vor die Nase. Ein letzter Versuch.
    Walker schüttelte den Kopf.
    Der Mann stopfte auch den Scheck zurück in die Mappe.
    »Was meinen Sie, wie der Brief und das Foto in meine Jackentasche gekommen sind?«, fragte Walker und versuchte dabei, so ruhig wie möglich zu sprechen. »Wo er doch weder an Jake Nuremborski adressiert war noch an Robert. Sondern an Lennie Nuremborski in Jamaika!«
    Der Sekretär ging hinaus auf den Holzrost, ins helle Tageslicht. Er wandte sich zu Walker um.

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