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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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sie dann.
    Sobald Krista aktiv geworden war, ging alles schnell. Sie buchte noch an diesem Nachmittag einen Flug mit fünftägigem Aufenthalt, Abflug in drei Tagen. Walker war sich nicht sicher, ob fünf Tage reichen würden, aber Krista sagte, sie könnten, wenn nötig, den Rückflug verschieben.
    Das Haupthindernis war George Papadopoulos, und Krista war sich darüber auch im klaren gewesen. Bei ihrer Mutter genügte es, offen und ehrlich zu sagen, dass sie mit Walker gehen wollte. Alles, was sie sonst noch wissen musste, konnte ihre Mutter an ihrem Gesicht ablesen. Endlich wollte Krista wieder verwundbar sein. Sie liebte diesen Jungen, und sie wollte ihr eigenes Leben leben.
    Mit George war es etwas ganz anderes. Zuerst sagte er, so etwas käme überhaupt nicht in Frage, als ob er, und er allein, darüber entscheiden könne. Krista erwiderte, dass ihn das überhaupt nichts anginge und sie ihm nur habe Bescheid sagen wollen. George donnerte, dass ihn das sehr wohl etwas anginge, denn woher, glaube sie wohl, käme das Geld für diese Reise, wenn nicht von dem Treuhandfonds, den er für sie eingerichtet habe. Krista sagte, dass sie das Geld von diesem Fonds nie anrühre, diesen Fonds hasse, mit ihrem eigenen Geld bezahle, und dass sie, wenn ihr das nicht reichen sollte, mit ihrer Kreditkarte zahlen werde. George sagte, sie solle sich doch einmal fragen, warum überhaupt Geld auf ihrem Konto sei. Weil sie ihm keine Miete zahlen müsse, darum. Krista sagte, sie habe ihm schon hundert Mal gesagt, dass sie Miete zahlen werde, Miete zahlen wolle, er habe das aber immer abgelehnt, damit sie ja nicht vergesse, wem sie alles zu verdanken habe. George fragte sie (apropos vergessen), wie er wohl je vergessen solle, dass seine Tochter mit irgendeinem Vollidioten abgehauen sei und sich für ihn ohne Verlobungs-, geschweige denn Ehering, flachlege. Krista sagte, das ginge ihn einen Scheißdreck an und sie werde sich einen Scheißdreck um Vorschriften kümmern, die andere ihr machen wollten. George sagte, sie solle an ihre Mutter denken, was ihre Mutter wohl sagen werde, dass ihre Tochter keine Scham im Leibe habe, dass sie außer Rand und Band geraten und so versessen darauf sei, im Mittelpunkt zu stehen, dass sie mit jedem x-beliebigen auf und davon ging und vor nichts zurückschreckte.
    George hatte wieder einmal seine Grenzen überschritten. Doch diesmal war es – sehr zu seinem und auch Kristas Erstaunen – ihre Mutter, die es ihm ins Gesicht sagte. Die ihm sagte, dass sie stolz sei auf Krista, und dass Krista sechsundzwanzig sei und selbst über ihr Leben bestimmen könne, und dass George zum Arzt gehen solle, wenn er schon so krank sei, dass er es nicht ertrage, seine erwachsene Tochter mit einem anderen Mann zu sehen.
    George Papadopoulos sagte nichts mehr.
    Drei Tage später, morgens um sieben Uhr dreißig, landeten Walker und Krista auf dem Norman Manley International Airport in Kingston, Jamaika.

[home]
    24
    D etective Sergeant Kiss rutschte die steile Uferböschung unter dem westlichen Ende der Gerrard Bridge hinunter. Er war äußerst schlechter Laune.
    Erstens waren letzte Nacht die Schmerzen zurückgekehrt, und diesmal waren sie noch schlimmer als sonst.
    Sie kamen immer, während er schlief, schlichen sich gewissermaßen an. Sie fingen immer im Gesäß an, machten sich im Becken breit, drückten gegen die Wirbelsäule, strahlten in die Hinterbacken und die Beine aus.
    Er war aufgestanden und hatte sich gekrümmt über den Flur ins Bad geschleppt, eine Handvoll Schmerztabletten gekaut und eine halbe Stunde auf dem Klo verbracht. Dann war er in der dunklen Wohnung herumgetappt und hatte sich schließlich auf den Teppich im Wohnzimmer gelegt, die Beine auf dem Sofa.
    Krebs. Was sollte es sonst sein?
    Jedesmal, wenn die Schmerzen kamen, erschreckten sie ihn zu Tode.
    Jedesmal, wenn sie vergingen, beschloss er, sich keine Sorgen zu machen. Er lebte allein. Seine Frau hatte ihn vor zwanzig Jahren verlassen. Seine beiden Töchter meldeten sich nie.
    Er sah das verdammte Ding förmlich vor sich. Zuerst war es klein wie eine Weinbeere. Nistete sich in seinen Eingeweiden ein. Dort gefiel es ihm so gut, dass es weiter anwuchs. Zu einem Apfel. Einer Grapefruit. O Gott.
    Etwa um vier Uhr dreißig hatte der Schmerz nachgelassen, war verlodert, verschwunden. Kiss hatte sich das Gesicht mit einem kalten feuchten Waschlappen abgewischt und sich im Spiegel angestarrt. Vielleicht würden die Schmerzen nicht zurückkehren.
    Doch

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