Ausgespielt
etwas verschwiegen. Schon allein die Bezeichnung »Abenteuer« für unsere Unternehmungen klang wie ein Versuch, die Tatsache herunterzuspielen, dass wir damit womöglich die Ermittlungen sabotiert hatten. Dass wir in Becks Büro eingedrungen waren, war bereits riskant genug gewesen. Im Notfall konnten wir zwar einwenden, dass uns Marty zu einem Rundgang durch die Räumlichkeiten eingeladen hatte, doch sein Angebot hatte sich nicht darauf erstreckt, dass wir Schreib-tischschubladen durchwühlen und Onnis Schlüssel stehlen durften. Und mit Sicherheit hatte er uns nicht erlaubt, in seiner Abwesenheit wiederzukommen und nach Belieben über die Räume zu verfügen. Ich wollte Cheney von den Geldbündeln erzählen, die gezählt, umgepackt und in Koffer verfrachtet worden waren, wusste jedoch, dass unserer Entdeckung ein kleiner gesetzwidriger Hausfriedensbruch vorausgegangen war, der die neuen Erkenntnisse mit einem Schönheitsfehler befleckte.
Trotzdem musste ich auspacken, bevor mein Schweigen sich zu einem eigenen Problem auswuchs.
Während ich durchs Gartentor schritt und auf meine Wohnung zuging, hatte ich ein so schlechtes Gewissen, als hätte ich mit einem anderen Mann geschlafen. Auch wenn ich mein Verhalten erklären konnte, blieb ich dennoch dafür verantwortlich. Cheney 287
saß vor meiner Tür. Seine Kleider waren dieselben wie am Vorabend, und er lächelte, als er mich erblickte. Er sah erschöpft aus, aber gut. Mein Geständnis würde sich mit Sicherheit auf unsere Beziehung auswirken. Mir graute vor den Folgen, doch ich musste beichten.
Ich setzte mich neben ihn auf die Stufe und schob meine Hand in seine. »Wie war’s? Du siehst erledigt aus.«
»Ein Riesenblutbad. Zwei Gangster sind tot. Eine Hure ist in die Schusslinie geraten und ebenfalls umgekommen. Jonah hat mich nach Hause geschickt, damit ich duschen und mich umziehen kann. Um eins soll ich wieder dort sein. Und wie geht’s dir?«
»Nicht so gut. Ich muss mit dir reden.«
Er musterte mich mit fragendem Blick. »Kann das nicht warten?«
»Ich glaube nicht. Es geht um Reba. Wir haben ein Problem.«
»Soll heißen?«
»Es wird dir nicht gefallen.«
»Spuck’s einfach aus.«
»Ich habe mich gestern Abend mit ihr zum Essen getroffen.
Sie wollte mich mit Marty Blumberg bekannt machen, dem Rechnungsprüfer aus Becks Firma, und ich war einverstanden.
Er isst jeden Freitagabend im Dale’s, also sind wir dorthin gegangen. Er ist reingekommen, und wir haben miteinander geplaudert. Und ehe ich mich’s versehe, erzählt sie ihm, dass das FBI an einer Anklage gegen Beck arbeitet und er – Marty –
am Ende als Sündenbock dastehen wird, wenn er nicht schnell etwas unternimmt. Ich hatte keine Ahnung, was sie damit bezweckt, aber es war nicht zu verhindern.«
Cheney schloss die Augen und senkte den Kopf. »Mann. Nicht zu fassen. Was ist denn in die gefahren?«
»Es kommt noch schlimmer. Sie hat ihm erzählt, Onni sei FBI-288
Agentin und würde es nur mit Beck treiben, um Beweismittel gegen ihn in die Hand zu bekommen. Zuerst ist Marty nicht darauf eingestiegen. Er hat es einfach nicht glauben wollen, doch dann hat ihm Reba die Fotos gezeigt und ihn damit geködert. Schließlich hat sie es geschafft, dass er uns mit hinauf ins Büro genommen hat – angeblich zur Besichtigung –, aber sie hat die Gelegenheit genutzt, um sich dort so viel wie möglich unter den Nagel zu reißen, in diesem Fall Onnis Schlüssel.«
Ich setzte meine Schilderung fort und berichtete ihm ungeschönt alles, was sich im Lauf der letzten zwei Tage ereignet hatte. Dass er sauer war, sah ich ihm schon an, bevor ich bei der Hälfte angelangt war. Er war müde. Er hatte eine lange Nacht hinter sich, und das hier hatte ihm gerade noch gefehlt. Zugleich fühlte ich mich aber verpflichtet, ihm die Wahrheit zu sagen. Wenn ich ihm nicht – aus freien Stücken –
alles anvertraute, was sollte das Ganze dann?
Ich langte bei den Ereignissen vom Morgen an, und als ich fertig war, explodierte Cheney. »Du hast ja wohl komplett den Verstand verloren, oder? Abgesehen davon, dass ihr
widerrechtlich dort eingedrungen seid, weiß Beck garantiert sofort, dass etwas im Busch ist, wenn er Wind davon bekommt, und dann können wir einpacken.«
»Wie soll er davon erfahren?«
»Was ist, wenn Marty alles ausplaudert oder dem Wachmann doch nicht mehr ganz wohl dabei ist, dass er euch reingelassen hat? Er kennt euch beide mit Namen. Eine einzige unbedachte Bemerkung von einem der
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