Ausgespielt
sie. »Durch das kleine Häuschen, das wie ein Gärtnerschuppen aussieht.«
»Vergessen Sie’s. Dazu ist keine Zeit. Lassen Sie uns abhauen.«
»Sie sind eine solche Miesmacherin«, sagte sie und nahm Onnis Schlüsselbund heraus. »Lassen Sie mir noch einen Moment, um die zurückzubringen, okay? Ich möchte ja nur eine brave Bürgerin sein.«
»Was ist mit Becks falschen Papieren?«
»Ach ja. Die habe ich hier«, antwortete sie und klopfte auf ihre Jackentasche. Dann wischte sie mit einem Zipfel ihrer Bluse die Fingerabdrücke von den Schlüsseln. »Ich muss die
Fingerabdrücke entfernen«, erklärte sie. »Falls sie je welche suchen.«
»Machen Sie schnell.«
Sie ging den Flur entlang bis zu Onnis Büro – für meinen Geschmack allerdings nicht schnell genug – und verschwand.
Ich sah erneut auf die Uhr. Wir waren schon zwölf Minuten hier oben. Wie lange konnte es dauern, bis wir meine Tasche gefunden hatten? Inzwischen war Willard sicher schon hinter seinem Tresen hervorgekommen und auf dem Weg nach oben.
Reba ließ sich Zeit, und als sie endlich mit den Händen in den Jackentaschen zurückkam, marschierte sie nicht etwa wie erwartet auf den Aufzug zu, sondern trat erneut in die Nische mit dem Lastenaufzug, blieb dort stehen und musterte ihn.
»Was soll das?«
»Jetzt hab ich’s begriffen. Wahnsinn.« Sie streckte die Hand aus und drückte den Knopf, womit sie den Lastenaufzug in den dritten Stock holte. Während wir auf die Digitalanzeige starrten, begann der Aufzug seinen langsamen, pflichtgemäßen Aufstieg.
Schließlich öffneten sich die Türen. Reba fasste hinein und drückte den Halteknopf, ehe sie mit mir im Schlepptau die 279
Kabine betrat. Der Raum war zweieinhalbmal so breit wie eine normale Aufzugkabine und offenbar dazu gedacht,
Umzugskisten, Aktenschränke und große Büromaschinen zu transportieren. Die Wände waren mit einem gesteppten grauen Stoff verkleidet, ähnlich den Decken, die Möbelpacker zum Schutz von Umzugsgut benutzen.
Reba trat an die Wand gegenüber der Aufzugtür und zog den Stoff beiseite, wodurch eine zweite Aufzugtür zum Vorschein kam. Auf einer an der Wand montierten Tafel daneben befand sich ein neunstelliges Tastenfeld. Sie musterte es einen Moment, ehe sie zögerlich die Hand hob.
»Wissen Sie den Code?«
»Schon möglich. Ich sag’s Ihnen gleich.«
»Wenn Sie falsch liegen, lösen Sie dann nicht die Alarmanlage aus?«
»Ach, kommen Sie. Es ist wie im Märchen – man hat drei Versuche, bevor das Ding durchdreht. Wenn ich es vermassle, erzählen wir Willie, wir hätten einen kleinen Fehler gemacht.«
»Lassen Sie’s lieber. Sie strapazieren Ihr Glück.«
Natürlich überhörte sie das. »Sein Geburtsdatum kann es jedenfalls nicht sein – nicht einmal Beck ist so blöd, dass er dieselben Zahlen noch mal benutzt. Aber vielleicht ist es eine Variante davon. Er ist ein Narzisst. Alles, was er tut, bezieht sich auf ihn.«
»Reba …«
Sie funkelte mich an. »Wenn Sie mir vielleicht mal helfen könnten, statt die ganze Zeit zu jammern, kämen wir schneller voran und wären bald wieder weg. Ich darf mir diese Chance nicht entgehen lassen. Es könnte die einzige sein, die wir haben.«
Ich verdrehte die Augen und versuchte, die Panik unter Kontrolle zu bringen, die immer massiver in mir aufwallte. Reba 280
würde nicht locker lassen, bis wir der Sache auf den Grund gegangen waren oder erwischt wurden. »Mist«, sagte ich.
»Versuchen Sie’s mit dem gleichen Datum rückwärts.«
»Nicht dumm. Das gefällt mir. Und wie lautet das?«
»9-4-9-1-9-1-4.«
Sie überlegte kurz, verzog dann aber das Gesicht. »Ich glaube nicht. Das ist zu kompliziert, als dass er die Nummer aus dem Gedächtnis herunterrasseln könnte. Probieren wir es mal damit
…«
Sie gab 1949-19-4 ein.
Nichts.
Sie gab 19-4-1949 ein.
Mir klopfte das Herz bis zum Hals. »Das macht zwei.«
»Nerven Sie mich nicht. Ich weiß, dass das zwei waren.
Schließlich tippe ich hier die Zahlen ein. Überlegen wir mal kurz. Was gibt es noch für Möglichkeiten?«
»Was ist mit Onnis Geburtsdatum?«
»Will ich nicht hoffen. Ich weiß, dass sie am elften November hat, aber nicht, in welchem Jahr. Außerdem bumst er sie noch nicht so lange, da hat er wahrscheinlich selbst keine Ahnung.«
»Der elfte Elfte ist immer achtstellig, nicht siebenstellig.«
Sie zeigte auf mich, offenbar beeindruckt von meiner Fähigkeit zu zählen.
»Wann ist seine Frau geboren?«
»3-17-1952. Aber das hat er
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