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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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schon so oft vermasselt, dass er dem Datum wahrscheinlich nicht mehr traut. Außerdem bevorzugt er Zahlen mit inneren Zusammenhängen oder Abfolgen.
    Wissen Sie, was ich meine? Wiederholungen oder Muster.«
    »Haben Sie nicht gesagt, dass er auch schon mal Ihr
    Geburtsdatum benutzt hat?«
    »Stimmt. Das wäre 5-15-1955.«
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    »Hey, meines ist 5-5-1950«, jubilierte ich. Ich hörte mich an wie eine Irre.
    »Sagenhaft. Wir feiern gemeinsam, wenn es nächstes Jahr so weit ist. Und was soll ich jetzt ausprobieren? Sein Geburtsdatum rückwärts oder meines vorwärts?«
    »Also, sein Geburtsdatum rückwärts besitzt eine innere Logik, wenn man die Ziffern so gruppiert: 949-191-4. Würde er es so aufteilen?«
    »Möglich.«
    »Geben Sie einfach das eine oder das andere ein, ehe ich einen Herzinfarkt bekomme.«
    Sie tippte 5-15-1955. Nach einem Moment der Stille glitten die Türen auf. »Mein Geburtsdatum. Nett. Glauben Sie, ihm liegt noch etwas an mir?«
    Ich drückte den Halteknopf und sah Reba zu, wie sie die Fingerabdrücke vom Tastenfeld wischte, immer auf der Hut, nicht den Alarm auszulösen. »Es soll ja niemand erfahren, dass wir hier waren«, sagte sie fröhlich.
    Ich musterte unterdessen meine Umgebung. Der Raum war schätzungsweise zweieinhalb mal drei Meter groß, also nicht viel größer als ein Wandschrank. Der Putzwagen, den wir gesehen hatten, stand dicht vor der linken Wand. Ein U-förmiger Tresen nahm einen großen Teil der restlichen Bodenfläche ein.
    Ich blickte nach oben. Der Raum schien gut belüftet zu sein, und die Wände waren dick gepolstert. Ein Rauchmelder und ein Hitzedetektor waren in den dunkleren oberen Regionen der Decke installiert, wo auch Sprinklerdüsen zu erkennen waren. In die Wand eingelassene Sprossen bildeten eine Leiter, die gerade nach oben führte. An den Rändern der Decke sah ich Rechtecke aus Tageslicht, die ungefähr den Lüftungsschlitzen in dem falschen Gärtnerschuppen auf dem Dach entsprachen. Reba hatte Recht gehabt. Im Notfall konnte man sich wahrscheinlich vom Dach aus Zugang zu dem Raum hier verschaffen. Oder auf 282
    diesem Weg flüchten.
    Auf dem einen Schenkel des Tresens standen drei
    Geldzählmaschinen und auf dem anderen vier Maschinen zum Geldbündeln. Auf dem dritten Abschnitt waren offene Koffer aufgereiht, voll gepackt mit Bündeln von Hundert-Dollar-Scheinen. Unter dem Tresen standen zehn Pappkartons mit offenen Deckeln, in denen weitere Bündel Hunderter, Fünfziger und Zwanziger in U.S.-Währung lagen. Jedes Bündel war in Schrumpffolie verpackt, und um jeweils fünf Bündel war immer ein Streifen Papier aus der Rechenmaschine geschlungen. Ich sah zwei Kaffeebecher aus Styropor und einen Stapel leerer Becher im Papierkorb, der außerdem Knäuel weggeworfener Plastikfolie enthielt. Mehrere Plastikscheiben im Format von Silberdollars, an denen kleine Klingen saßen, waren offenbar dazu benutzt worden, die Verpackungen aufzuschlitzen.
    »Mann«, sagte Reba. »Ich habe noch nie so viel Geld
    gesehen.«
    »Ich auch nicht. Es sieht ganz danach aus, als würden sie die Bündel aus den Kisten nehmen, die Verpackung entfernen, die Geldscheine durch die Zählmaschine laufen lassen und sie dann zum Weitertransport wieder einwickeln.«
    Sie trat ein Stück vor und las die Summe von einer der Geldzählmaschinen ab. »Sehen Sie sich mal dieses Schätzchen an. Da haben sie eine Million Dollar durchlaufen lassen.« Sie nahm ein Geldbündel und wog es in der Hand. »Wie viel das wohl ist? Möchten Sie das nicht auch gern wissen?« Sie schnupperte daran. »Eigentlich sollte man meinen, dass es gut riecht, aber es riecht nach überhaupt nichts.«
    »Würden Sie Ihre Hände bitte bei sich behalten?«
    »Ich sehe mich nur um. Ich tue nichts. Was schätzen Sie, wie viel ist in einem von denen da? Zwanzig Riesen? Fünfzig?«
    »Keine Ahnung. Nehmen Sie die Finger weg. Das ist mein Ernst.«
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    »Sind Sie denn nicht neugierig, wie es sich anfühlt? Es wiegt gar nicht so viel«, erklärte sie. Sie wischte ihre Fingerabdrücke von der Verpackung, legte das Bündel zurück und sah sich um.
    »Was glauben Sie, wie viele Leute hier arbeiten, abgesehen von den beiden, die wir gesehen haben?«
    »Der Platz reicht nicht für drei. Vermutlich kommen sie immer am Wochenende, wenn nicht so auffällt, was sie treiben«, sagte ich. Ich streckte den Arm aus, berührte einen der Styroporbecher und schnappte erschrocken nach Luft. »Der ist ja noch warm.
    Was ist, wenn sie

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