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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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kennen, ich bin freundlich. Weiter war nichts. Was kümmert es Sie?«
    »Sie haben nicht über mich gesprochen?«
    »Über Sie? Kein Wort. Ihr Name ist kein einziges Mal gefallen.«
    »Was dann?«
    »Was meinen Sie mit ›was dann‹?«
    »Wo sind Sie dann hingegangen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ins Büro. Marty hat von den neuen Räumen geschwärmt und gemeint, er würde uns alles zeigen, also haben wir einen schnellen Rundgang gemacht. Er hat gleich 341
    gesagt, Sie wären bestimmt wütend, wenn Sie davon hören.
    Geht es darum?«
    »Ich glaube nicht, dass das schon alles war. War da nicht noch was?«
    »Hm, mal sehen. Ach. Ja, das war wirklich weltbewegend. Ich habe meine Tasche auf dem Dach stehen lassen, und dann mussten wir am nächsten Tag noch mal hin und sie suchen. Das war vielleicht nervig.«
    Rosie brachte Becks Scotch auf einem Tablett. Wir
    unterbrachen unser Gespräch und lächelten sie dümmlich an, während sie feierlich ein Deckchen hinlegte und das Glas darauf stellte. Beck brummte sein Dankeschön, ohne sie erneut in ein Gespräch zu verwickeln.
    Sie zögerte, wohl in der Hoffnung auf eine weitere Runde Liebedienerei und Komplimente, doch er konzentrierte sich ganz auf mich. Am liebsten wäre es mir gewesen, sie hätte sich zu uns gesetzt und uns den Rest des Abends voll gelabert.
    Stattdessen warf sie mir einen verschwörerischen Blick zu, der mir sagte, dass sie eine Liebesgeschichte zwischen uns aufkeimen sah. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ich mir verzweifelt den Kopf darüber zerbrach, wie viel Beck wusste und woher er seine Informationen hatte. Falls er sich die Bänder aus den Überwachungskameras angesehen hatte, musste ich jeden unserer Besuche im Haus erklären können. Mir war klar, dass mein neunmalkluges Gerede ihm gehörig auf die Nerven ging, doch es musste sein. Rosie sonderte noch ein bisschen Smalltalk ab, ehe sie verschwand. Ich sah Beck an und wartete auf seinen nächsten Schachzug.
    Er griff nach seinem Glas und trank einen Schluck, während er mich über den Rand hinweg musterte. »Clever. Sie erklären das alles so schön, aber irgendwie könnte ich schwören, dass Sie lügen wie gedruckt.«
    »Da eilt mir wohl mein Ruf voraus. Ich bin eine gute Lügnerin.«
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    Er stellte sein Glas neben dem Deckchen ab. Das Kondenswasser am Boden zeichnete einen feuchten Kreis auf den Tisch.
    »Wo ist sie?«
    »Reba? Keine Ahnung. Wir sind keine siamesischen
    Zwillinge.«
    »Tatsächlich? Da sind Sie die ganze Zeit mit ihr zusammen gewesen, und jetzt haben Sie auf einmal keine Ahnung? Sie muss doch irgendwas erwähnt haben.«
    »Ich glaube, da haben Sie einen falschen Eindruck gewonnen.
    Wir sind nicht befreundet. Ihr Vater hat mich dafür bezahlt, dass ich sie abhole. So eine Art Freundin bin ich. Ich habe sie zu ihrer Bewährungshelferin und zur Zulassungsstelle gefahren. Sie war einsam. Wir sind zusammen essen gegangen –«
    »Vergessen Sie das Bubbles nicht.«
    »Na und? Ja, wir sind ins Bubbles gegangen. Sie hat mir eben Leid getan. Sie hat keinerlei Freundinnen, außer Onni, und die behandelt sie wie ein Stück Dreck.«
    Er dachte kurz nach und entschied sich für eine andere Taktik.
    »Was hat sie Ihnen über mich erzählt?«
    Ich versuchte, ebenso große Augen zu machen wie Reba, wenn sie die Naive gab. »Über Sie? Ach du liebe Zeit. Sie hat mir erzählt, dass Sie sie neulich abends im Auto fast um den Verstand gevögelt haben. Eigentlich wollte sie mir haarklein schildern, wie groß Ihr Schwanz ist, und ich konnte sie nur mit Mühe davon abhalten. Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber ich finde Sie nicht annähernd so faszinierend wie Reba. Abgesehen von unserem momentanen Gespräch. Worauf wollen Sie
    eigentlich hinaus?«
    »Auf gar nichts. Aber vielleicht habe ich Sie falsch eingeschätzt.«
    »Das bezweifle ich, aber was soll’s? Anscheinend sind Sie derjenige, der Ärger hat, und das projizieren Sie jetzt auf uns.«
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    Vielleicht hatte ich es etwas übertrieben, denn der Blick, mit dem er mich nun ansah, behagte mir ganz und gar nicht.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Na ja, Sie quasseln mir hier die Ohren voll, und ich habe keine Ahnung, was Sie eigentlich wollen. Seit Sie sich zu mir gesetzt haben, bombardieren Sie mich mit Fragen.«
    Er schwieg etwa fünfzehn Sekunden lang – ein langer
    Zeitraum in einem Gespräch dieser Art. Dann sagte er: »Ich glaube, sie hat mir Geld gestohlen, als sie neulich in meinem Büro war.«
    »Ah. Verstehe. Das ist eine massive

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