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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Beschuldigung.«
    »Allerdings.«
    »Warum zeigen Sie die Sache nicht bei der Polizei an?«
    »Ich kann nicht beweisen, dass sie es war.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Klingt in meinen Ohren seltsam. Ich war ja dabei, als wir den Rundgang durchs Büro gemacht haben, und sie hat nichts angefasst. Ich übrigens auch nicht. Ich hoffe, Sie glauben nicht, dass ich etwas damit zu tun habe. Ich kann meine Unschuld beschwören.«
    »Sie machen mir keine Sorgen. Nur Reba.«
    »Sie machen sich Sorgen?«
    »Ich glaube, sie steckt in der Klemme. Ich möchte auf keinen Fall, dass ihr etwas zustößt.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    »Sie haben Recht. Tut mir Leid. Ich habe es völlig falsch angefangen. Entschuldigen Sie. Frieden?«
    »Wir brauchen nicht extra Frieden zu schließen. Ich mache mir auch Sorgen um Reba. Sie raucht mittlerweile wieder eine ganze Schachtel am Tag, und nur Gott weiß, was sie sonst noch treibt.
    Heute Morgen hat sie von Alkohol und Pokerrunden geredet.
    Das hat mir wirklich Angst eingejagt.«
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    »Ich wusste nicht, dass Sie sie gesehen haben.«
    »Aber sicher. Habe ich das nicht erwähnt?«
    »Nein, aber das macht nichts. Ich habe kein Wort mehr von ihr gehört, seit ich zurück bin. Normalerweise ruft sie sofort an und zupft mich am Ärmel. Sie kennen sie ja. Sie neigt zum Klammern.«
    »Wie wahr. Hören Sie, sie hat mir vorgeschlagen, morgen mit ihr essen zu gehen. Ich kann ihr ja ausrichten, dass sie Sie anrufen soll.«
    Er lächelte reserviert und versuchte mir zu glauben. Zugleich spürte ich aber den Argwohn, mit dem er meine Äußerungen auf falsche Töne untersuchte. Da ich eine erstklassige Lügnerin bin, könnte ich auch einen Test mit dem Lügendetektor bestehen, bei dem ich einen Mord leugne, während mir das Blut noch von den Fingern tropft. Er fasste herüber und tippte mir auf die Hand, eine Geste, die ich ihn bereits bei Reba hatte machen sehen. Ich fragte mich, was es bedeuten sollte, eine Art Aufforderung vielleicht … du bist dran. »Ich hoffe, ich habe mich nicht danebenbenommen. Sie sind echt in Ordnung«, sagte er.
    »Danke. Sie auch«, erwiderte ich und tippte ihm meinerseits auf die Hand.
    Er schob sich aus der Nische. »Jetzt lasse ich Sie lieber in Ruhe. Ich habe Ihnen schon genug Zeit gestohlen. Tut mir Leid, wenn ich unhöflich war. Ich wollte Sie nicht in die Mangel nehmen.«
    »Hey, das verstehe ich. Bleiben Sie ruhig hier, und trinken Sie noch einen, wenn Sie wollen.«
    »Nein, ich muss los. Aber sagen Sie Reba, dass ich sie suche.«
    »Was haben Sie denn morgen für Pläne? Sind Sie den ganzen Tag im Büro?«
    »Allerdings. Ich warte auf Rebas Anruf.«
    Viel Glück, dachte ich, während ich ihn durchs Lokal gehen 345
    sah, und versuchte, ihn so wahrzunehmen wie bei unserer ersten Begegnung. Da hatte ich ihn sexy und attraktiv gefunden, doch diese Vorzüge waren dahin. Jetzt sah ich ihn, wie er war – ein Mann, der es gewohnt ist, seinen Willen durchzusetzen. Die Welt drehte sich um ihn, und andere waren lediglich dazu da, seinen Launen zu entsprechen. Ob er wohl fähig war zu töten?
    Möglicherweise. Vielleicht nicht eigenhändig, aber er hätte es delegieren können. Verspätet lief mir ein warmer Tropfen Schweiß den Rücken hinab. Ich holte tief Luft, und als Cheney auftauchte, war ich wieder ruhig, aber auch ein wenig verwirrt.
    Er rutschte neben mir auf die Bank und schob mir ein gefaltetes Blatt Papier hin. »Sag bloß nicht, ich hätte dir nie einen Gefallen getan. Die Adresse ist ein gemietetes Haus.
    Misty wohnt seit dreizehn Monaten dort.«
    »Danke.« Ich warf einen Blick auf die Adresse und steckte das Blatt ein.
    »Was gibt’s zu schmunzeln? Du wirkst ziemlich
    selbstzufrieden.«
    »Wie lange kenne ich dich? Zwei Jahre, stimmt’s?«
    »Mehr oder weniger. Richtig kennst du mich erst seit letzter Woche.«
    »Weißt du, was mir aufgefallen ist? Ich habe dich nie angelogen.«
    »Das will ich hoffen.«
    »Ich meine es ernst. Ich bin eine geborene Lügnerin, aber dich habe ich bisher nie angelogen. Damit fällst du in eine ganz eigene Kategorie … na gut, abgesehen von Henry. Den habe ich, glaube ich, auch noch nie angelogen. Jedenfalls nicht bei etwas Wichtigem.«
    »Das hört man gern. Vor allem gefällt mir, dass du ›bisher‹
    sagst. Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der so etwas sagt und sich auch noch einbildet, es sei ein Kompliment.«
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    Rosie kam wieder an den Tisch, und als sie Cheney entdeckte, warf sie mir einen

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