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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Eindruck gemacht haben. Mattie mag einzigartig sein, aber darum geht es nicht.«
    Er hielt inne. »Weiter bin ich noch nicht gekommen, aber mich würde deine Meinung zu der Angelegenheit interessieren.«
    »Ich finde, es klingt prima. Nachdem du von der Kreuzfahrt zurück warst, haben dir unzählige Frauen Nachrichten auf den Anrufbeantworter gesprochen.«
    »Das war mir peinlich.«
    »Warum?«
    »Ich bin altmodisch. Man hat mir beigebracht, dass die 336
    Männer der aktive Part sein sollen, nicht die Frauen.«
    »Die Zeiten haben sich geändert.«
    »Zum Besseren?«
    »Gut möglich. Wenn dir jemand begegnet, der dir sympathisch ist, kannst du doch auf ihn zugehen, oder? Dagegen spricht überhaupt nichts. Wenn es klappt, klappt es, und wenn nicht, auch gut.«
    »Das habe ich mir auch gedacht. Es gibt eine Frau namens Isabelle, die hier in Santa Teresa wohnt. Sie ist achtzig, also altersmäßig näher bei mir. Sie tanzt gern, was ich schon seit Urzeiten nicht mehr gemacht habe. Und es gibt noch eine andere namens Charlotte. Sie ist achtundsiebzig und noch als Immobilienmaklerin aktiv. Sie lebt in Olvidado, das ist nicht so weit«, sagte er. »Meinst du, ich soll es erst bei der einen und dann bei der anderen versuchen?«
    »Melde dich ruhig bei beiden. Probier’s einfach aus. Je mehr, desto besser.«
    »Gut. Dann mache ich das.« Er stieß sein Glas gegen meines.
    »Wünsch mir Glück.«
    »Alles Glück der Welt.« Ich beugte mich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

    Ich setzte mich in meine Lieblingsnische in Rosie’s Tavern, das ist die ganz hinten, wo ich gleichzeitig ein Glas Wein trinken und das Lokal im Auge behalten kann. Seit sieben Jahren bin ich Stammgast bei Rosie und weiß weder, wie die Männer heißen, die schon tagsüber hier trinken, noch kenne ich die Namen der anderen Stammgäste. Rosie ist die einzige Verbindung zwischen uns, und ich glaube, wenn die anderen Gäste und ich unsere Eindrücke verglichen, würden wir alle die gleichen Kritikpunkte nennen. Wir würden darüber jammern, wie sie uns piesackt, uns aber insgeheim etwas darauf einbilden und ihre Misshandlungen 337
    als Zeichen dafür nehmen, wie viel wir ihr bedeuten. William stand hinter der Bar. Sowie ich kam, hatte ich mir bei ihm den Wein geholt, den er immer gleich einschenkte, wenn er mich das Lokal betreten sah. Er hatte alle Hände voll zu tun, sonst hätte er mir garantiert von seinen jüngsten ärztlichen
    Untersuchungsergebnissen berichtet.
    In meiner Nische angelangt, trank ich einen Schluck von dem Weißwein, der so massiv an Essig erinnerte, dass er mich fast zur Abstinenzlerin gemacht hätte. Cheney hatte binnen weniger Minuten zurückgerufen und mir mitgeteilt, dass Vince sich für die persönliche Vorgehensweise ausgesprochen hatte. Seinen Segen gab er mir unter der Bedingung, dass auch er die besagte Telefonnummer erhielt, und so nannte ich Cheney die Nummer, die Nord für mich erfragt hatte. Zwar vertraute ich auf Vince Turners Verschwiegenheit, doch ich hatte Angst, dass das FBI Wind von der Sache bekommen und Ärger machen würde.
    Ich rief noch einmal bei Nord an, um ihm zu sagen, dass ich am nächsten Morgen losfahren würde. Er hatte sich erboten, die Reisekosten zu übernehmen, und ich hatte akzeptiert. Sämtliche wohltätigen Impulse traten rasch hinter der Notwendigkeit zurück, meine Rechnungen zu bezahlen. Ich hatte einen Taschenatlas dabei und blätterte nun zwischen Südkalifornien und der westlichen Grenze zu Nevada hin und her, um meine Route auszutüfteln. Am vernünftigsten wäre, den Highway 101
    bis zum Highway 126 zu nehmen, dann nach Osten bis zum Highway 5 zu fahren und auf diesem in nördlicher Richtung bis Sacramento, wo ich auf den Highway 80 träfe, der mich direkt ins nordöstlich gelegene Reno brächte. Falls Cheney mir Mistys Adresse nicht besorgen konnte, würde ich auf die altmodische Methode zurückgreifen, nämlich in der Stadtbibliothek das umgekehrte Telefonbuch konsultieren, in dem die Nummern in numerischer Reihenfolge aufgeführt und mit der dazu
    gehörenden Adresse versehen sind.
    Ehe ich mich auf den Weg machte, wollte ich noch beim Auto-338
    mobilclub vorbeifahren und mir einen richtigen Straßenatlas holen. Eigentlich brauchte ich keinen, aber ich mag die weiße Spiralbindung und den orangefarbenen Pfeil, der die Seite hinaufwandert. Das gibt mir das Gefühl, dass ich für meinen jährlichen Mitgliedsbeitrag einen Gegenwert bekomme. Ich überlegte weiter und stellte in

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