Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
helfen kann.«
    Wir wechselten noch ein paar Worte, und ich wollte schon auflegen, als ich ein leises Klicken vernahm. »Hallo?«, sagte ich.
    »Ich bin noch dran.«
    Ich zögerte. »Ist Lucinda da?«
    »Ja. Sie ist unten. Wollten Sie sie sprechen?«
    »Nein, nein. Reine Neugier. Ich rufe Sie an, wenn ich Ihnen etwas Neues berichten kann.«
    Ich blieb noch einen Moment sitzen und starrte auf das Telefon. Ich war mir fast sicher, dass Lucinda gelauscht hatte.
    Freddy würde sich so etwas niemals erlauben. Lucinda dagegen war jemand, der sich in alles einmischen musste, jemand, der alles wissen musste, um anschließend Kontrolle ausüben zu können. Ich musste daran denken, wie sie mich nach
    Informationen ausgehorcht hatte, wie sehr es ihr widerstrebt hatte, dass sie aus Nords Zimmer ausgesperrt blieb, als er sich mit mir besprach. Unter dem Deckmantel der Ach-so-Besorgten hatte sie Reba übel mitgespielt, und sie würde es wieder tun, wenn man sie ließ. Sie war der Typ Frau, der man nicht den Rücken zuwenden wollte, wenn man das Zimmer verließ.
    Ich überquerte den Motelparkplatz und betrat das McDonald’s, wo ich drei große Becher Kaffee, drei O-Saft, drei Portionen Bratkartoffeln und drei Egg McMuffins orderte. Nach meiner Berechnung würden Misty, Reba und ich – vorausgesetzt, wir aßen alles auf – jeweils 680 Kalorien, 85 Gramm Kohlehydrate 368
    und 20 Gramm Fett zu sich nehmen. Um meine Bestellung abzurunden, nahm ich noch drei Zimtschnecken.
    Ich fuhr zu Misty zurück und parkte diesmal in der Einfahrt.
    Reba wartete schon, als ich an die Tür klopfte. Sie war barfuß, trug rote Shorts und ein weißes, ärmelloses T-Shirt ohne BH.
    Ich hielt ihr die Tüte hin. »Friedensangebot.«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass ich in Ihr Territorium eingedrungen bin.
    Bestimmt bin ich der letzte Mensch, den Sie sehen wollten.«
    »Der vorletzte, knapp vor Beck. Aber kommen Sie ruhig rein.«
    Sie nahm mir die Tüte ab, ging den Flur zur Küche entlang und überließ es mir, die Tür zu schließen. Im Vorbeigehen spähte ich rasch ins Wohnzimmer. Es war spärlich möbliert: nackter Linoleumboden, ein Couchtisch mit Holzlaminat und eines dieser braunen Tweedsofas, die man zu einem Bett ausklappen kann. Ein brauner Tweedsessel, ein Beistelltischchen und eine Lampe mit volantbesetztem Schirm. Der nächste Raum auf der rechten Seite war das Arbeitszimmer, das ich bereits kannte.
    Gegenüber lag das nicht besonders geräumige Schlafzimmer.
    »Alles gesehen?«, erkundigte sich Misty. Sie saß in einem in der Taille gebundenen schwarzen Satinmorgenrock am
    Küchentisch. Ihre Brüste quollen beinahe aus dem Ausschnitt heraus. Es wunderte mich, dass sie durch die schwere Last nicht aus dem Gleichgewicht geriet und auf ihren Teller fiel.
    Reba hatte eine brennende Zigarette im Aschenbecher vor sich liegen und trank eine Bloody Mary.
    Na prima.
    »Wollen Sie auch eine?«
    »Warum nicht? Es ist ja schon zehn vorbei«, erwiderte ich. Ich nahm sämtliche Leckereien aus der McDonald’s-Tüte, während mir Reba einen Drink machte und ihn an meinen Platz stellte.
    Ich sah Misty an. »Trinken Sie nichts?«
    369
    »Ich habe Bourbon hier drin«, erklärte sie und wies mit einem rot lackierten Fingernagel auf ihre Kaffeetasse.
    Ich setzte mich und verteilte Bratkartoffeln und Egg McMuffins, ließ jedoch die Zimtschnecken, den Orangensaft und den Kaffee in der Tischmitte stehen. »Tut mir Leid, wenn ich unhöflich erscheine, aber ich bin am Verhungern.« Es störte keine von beiden, dass ich meinen Egg McMuffin auspackte.
    Ein paar selige Minuten lang herrschte gefräßiges Schweigen.
    Der offizielle Teil konnte warten. Außerdem hatte ich sowieso keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.
    Reba war als Erste fertig. Sie wischte sich den Mund mit einer Papierserviette ab, die sie anschließend zusammengeknüllt in ihrer Faust behielt. »Wie geht’s Pop?«
    »Nicht besonders. Ich hoffe, ich kann Sie dazu überreden, wieder nach Hause zu kommen.«
    Sie zog an ihrer Zigarette. Im Haus war es kühl, und ich staunte über ihre nackten Arme und Beine. Ich probierte meine Bloody Mary – in erster Linie Wodka, auf dem eine dünne Schicht Bloody-Mary-Mix schwamm wie Blut in einer
    Toilettenschüssel. Mir traten fast die Augen aus den Höhlen, als der brennend scharfe Schnaps meine Kehle hinabrann. »Weiß es die Holloway?«, fragte Reba.
    »Was? Dass Sie Kalifornien verlassen haben? Vermutlich.
    Cheney meinte, er würde sich mit ihr in Verbindung

Weitere Kostenlose Bücher