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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Beifahrerseite auf, klappte den Sitz vor und warf meine Reisetasche auf den Rücksitz. Als Reba ihre beiden Gepäckstücke einlud, fiel mir auf, dass an der Tasche neben einem Aufkleber von United Airlines ein kleines grünes Schildchen prangte, das belegte, dass die Tasche die Sicherheitskontrolle passiert hatte. Ich hatte also Recht damit gehabt, dass sie nach Reno geflogen war.
    »Wir könnten uns noch ein ordentliches Frühstück gönnen, ehe wir aufbrechen. Ich lade Sie ein«, sagte sie.
    Wir hatten das ganze McDonald’s für uns allein und stopften uns mit dem üblichen Zeug voll. Allerdings schwor ich mir noch beim Essen, bis ans Ende meiner Tage kein Junkfood mehr zu mir zu nehmen – oder zumindest bis Mittag. Kurz nach uns kamen zwei Männer herein, und das Lokal füllte sich nach und nach mit Leuten, die auf dem Weg zur Arbeit waren. Als wir unseren abschließenden Toilettenbesuch hinter uns gebracht hatten und ins Auto gestiegen waren, war es fünf nach sieben.
    Ich tankte an der nächsten Chevron-Tankstelle voll, und wir 373
    verließen die Stadt. »Wenn Sie in meinem Auto rauchen, bringe ich Sie um«, erklärte ich.
    »Sie können mich mal.«
    Reba hielt die Landkarte in der Hand und dirigierte mich zum Highway 395, der direkt in Richtung Süden und damit nach Los Angeles führte. Eigentlich war mir klar, dass der Umweg sich als nervtötend erweisen würde, aber ich war so erleichtert, sie an meiner Seite zu haben, dass ich mir sämtliche Einwände verkniff. Vielleicht hatte sie ja ihre Meinung geändert und war nun bereit, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
    Angesichts dessen, wie unberechenbar sie war, hielt ich es für das Beste, meine Beobachtungen und Ansichten für mich zu behalten.
    Wir hatten nur wenig Gesprächsstoff. Das Problem im
    Umgang mit Leuten, die die Kontrolle über sich selbst verloren haben, ist, dass man so wenige Wahlmöglichkeiten hat – im Grunde nur zwei, wenn Sie’s genau wissen wollen:
    1) Man kann den Berater spielen und sich einbilden, dass noch niemand (außer einem selbst) jemals jenes erlesene Häppchen Weisheit angebracht hat, das schließlich zur Erleuchtung führen wird.
    2) Man kann den Ankläger spielen und sich einbilden, dass eine hohe Dosis Realität (wiederum von einem selbst verabreicht) die betreffende Person durch Beschämung oder gutes Zureden dazu bringen wird, ihr Leben zu ändern. In beiden Fällen ist man auf dem Holzweg, doch die Versuchung, die eine oder die andere Rolle einzunehmen, ist so groß, dass man sich die Zunge blutig beißt, um nicht sämtliche Gardinenpredigten mitsamt dem mahnend erhobenen Zeigefinger abzuspulen.
    Ich hielt den Mund, obwohl mir das einige Anstrengung abverlangte. Sie schwieg gnädigerweise, vielleicht weil sie spürte, wie ich darum ringen musste, meine Meinung für mich zu behalten.
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    Reba drehte am Autoradio, bis sie einen Sender fand, der nicht klang, als käme er vom Mars. Wir hörten Country-Western-Musik, während ich mit den immer gleichen drei Fahrzeugen Fangen spielte, und zwar mit einem Pick-up mit
    Campingaufbau, einem Wohnmobil und zwei Studenten in einem Möbelwagen. Immer wieder überholte mich einer von ihnen, dann der nächste, bis wiederum ich einen von ihnen überholte. Es war eine Art Auto-Bockspringen, bei dem wir in unregelmäßigen Abständen übereinander hüpften. Im
    Hinterkopf grübelte ich andauernd darüber nach, ob wir verfolgt wurden, doch ich konnte mir nicht vorstellen, wie Beck oder Salustio es geschafft haben sollte, uns aufzuspüren.
    Als der Highway 395 auf den Highway 14 traf, fuhren die Jungs in dem Möbelwagen geradeaus weiter, während wir auf dem Highway 14 blieben, der weiter in südwestlicher Richtung verlief. Schließlich gelangten wir auf den San Diego Freeway und fuhren weiter nach Süden. Mittlerweile war das Wohnmobil verschwunden, und den Pick-up mit dem Aufbau sah ich auch nicht mehr. Trotzdem blieb ich nervös.
    Es war kurz vor drei, als ich am Sunset Boulevard den Freeway verließ, links abbog und der Straße in östlicher Richtung durch Bel Air und nach Beverly Hills folgte. Reba spielte den Steuermann und nannte mir die Straßennamen, obwohl das im Grunde gar nicht nötig war. Ein paar Blocks hinter der Doheny kam das Hotel Neptune in Sicht, ein Hochhaus im Art-déco-Stil, das mit seinen sich nach oben verjüngenden Stufen wie ein entfernter Abklatsch des Empire State Building wirkte. Im Los Angeles Magazine hatte ich einen Artikel über das

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